Die Sieger

Eine Filmkritik von Thorsten Hanisch

Mahnmahl

Es ist verwunderlich, dass Die Sieger, die einzige Regiearbeit des Drehbuchautors Carl Foreman (Die Brücke am Kwai, Die Kanonen von Navarone), nahezu unbekannt ist, handelt es sich dabei doch nicht nur um ein stargespicktes Epos (durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs taumeln Jeanne Moreau, Romy Schneider, Elke Sommer, Senta Berger, Melina Mercouri, Vincent Edwards, Albert Finney, George Hamilton, Eli Wallach, Peter Fonda und George Peppard), sondern tatsächlich um einen Anti-Kriegsfilm. Das heißt: Er erzählt vom Krieg, aber klammert Kampfhandlungen — bis auf eine kurze, aber gezielte Ausnahme — vollständig aus. Auf diese Weise umgeht er die Klippe, von der so viele andere Filme aus diesem Bereich stürzen: eigentlich dagegen sein zu wollen, aber dann doch einer gewissen Faszination zu erliegen.
Foreman stellt stattdessen den Menschen in den Mittelpunkt, zeigt anhand der Mitglieder einer Einheit von US-Soldaten und ihres Weges vom gerade befreiten Italien (1942) ins Berlin des Jahres 1946 auf, was der Krieg aus diesen macht. Dabei verzichtet Die Sieger — was für eine Major-Produktion erstaunlich ist und heute auf diesem Level wahrscheinlich undenkbar wäre — auch auf eine konventionelle Dramaturgie, sondern setzt auf mit Ausschnitten aus der Wochenschau verknüpfte Episoden, die jeweils den einzelnen Mitgliedern des Trupps gewidmet sind, was dem Film einen leicht experimentellen Anstrich verleiht. Foremans Epos ist kein Spielfilm im herkömmlichen Sinne, er ist vielmehr Porträt, er gibt einen zeitlich abgesteckten Einblick in das Leben einer Gruppe von Protagonisten und selbst dieser ist eher fragmentarischer Natur; so kommt es häufig zu recht abrupten Orts- wie Stimmungswechseln.

Erzählt wird dabei unter anderem von unerfüllten Liebschaften, von Zwangsprostitution, von Saufgelagen, vom Klammern an der zerstörten Vergangenheit, Plünderungen, Rassismus in den eigenen Reihen und — in einer besonders berührenden Episode — von einem kleinen Hund, der von den angeblich Guten kaltherzig getötet wird. Ein Sieger ist hier niemand.

Foreman interessiert sich nicht für den Krieg im eigentlichen Sinne, er interessiert sich im Endeffekt noch nicht einmal wirklich für diesen Krieg, er will vielmehr wissen, was der Krieg aus den Menschen macht und da wird besonders eines deutlich: Egal ob Täter, Opfer oder Retter — alle tragen in irgendeiner Form ihre Wunden davon.

Dass dabei nicht jeder Abschnitt gleichbedeutend anmutet, liegt in der Natur der Sache. So wirkt eine illusionslose Liebe zu einer italienischen Dorfschönheit natürlich weit weniger eindringlich als die mit „Have Yourself A Merry Little Christmas“ unterlegte Exekution eines Fahnenflüchtlings im Winter — doch auch die Liebesepisode ist ein wichtiger Teil in diesem Mosaik, das die zerstörerische Kraft des Krieges unterschiedslos von allen Seiten beleuchtet und dabei zu einem, vor allem für die damalige Zeit, verblüffend fatalistischen Ende findet, das wohl leider so heute immer noch Gültigkeit besitzt.

Es ist ein Jammer, dass dieser großartige, so wichtige Film praktisch komplett in der Versenkung verschwunden ist (das Einspiel war eine Enttäuschung) und jetzt leider auch nur auf einer mittelprächtigen DVD vorliegt (keine Extras, Bildqualität mäßig).

Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass Foremans ca. 170-minütige Originalversion damals rabiat gestutzt wurde (unter anderem mussten Szenen weichen, die zwei der Soldaten zeigen, die einen männlichen französischen Prostituierten belästigen; selbst für die etwas liberaler gewordenen frühen 1960er Jahre ein ganz heißes Eisen) und mittlerweile nur noch die auf dieser Disc vorhandene 146-minütige Fassung im Umlauf ist. Eine Rekonstruktion dieses Meisterwerks wäre absolut überfällig!

Die Sieger

Es ist verwunderlich, dass „Die Sieger“, die einzige Regiearbeit des Drehbuchautors Carl Foreman („Die Brücke am Kwai“, „Die Kanonen von Navarone“), nahezu unbekannt ist, handelt es sich dabei doch nicht nur um ein stargespicktes Epos (durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs taumeln Jeanne Moreau, Romy Schneider, Elke Sommer, Senta Berger, Melina Mercouri, Vincent Edwards, Albert Finney, George Hamilton, Eli Wallach, Peter Fonda und George Peppard), sondern tatsächlich um einen Anti-Kriegsfilm.
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