Don Verdean

Eine Filmkritik von Falk Straub

Hochstapler vor dem Herrn

Seit das Ehepaar Jared und Jerusha Hess 2004 mit Napoleon Dynamite einen Überraschungserfolg landete, hat es dem Kino manch schrägen Vogel beschert. Der biblische Archäologe Don Verdean (Sam Rockwell) ist einer davon und darf in der gleichnamigen Komödie nun immerhin auf DVD dem Heiligen Gral hinterherjagen.
Regisseur Jared Hess hat es nicht leicht. Ein neuer Starttermin für seine jüngste Komödie Masterminds, die ursprünglich im August 2015 in den deutschen Kinos anlaufen sollte, ist immer noch nicht gefunden. Vermutlich blüht ihr das gleiche Schicksal wie Don Verdean, der hierzulande überhaupt nicht auf der großen Leinwand zu sehen war, und nun mit reichlich Verspätung auf DVD erscheint. Das verwundert nicht, scheiden sich an Hess‘ Filmen (Nacho Libre, Gentlemen Broncos) doch seit jeher die Geister. Während er bei Masterminds zum ersten Mal ein fremdes Drehbuch verfilmte, hat er Don Verdean wie gewohnt mit seiner Frau Jerusha geschrieben. Es sind absurde Geschichten über absurde Typen, die Jared und Jerusha darin erzählen; den nerdigen Losern der Komödien eines Judd Appatow oder der Clique um Seth Rogen, Evan Goldberg und James Franco gar nicht so uneins, allerdings keine Großstadtmenschen, sondern stets aus der tiefsten Provinz.

Ein solches ländliches Urgestein ist auch der von Sam Rockwell routiniert verkörperte Don Verdean. Die Frisur sitzt schlecht, die Klamotten kaum besser. Dons Bart und seine überdimensionierten Brillengläser sind ein Witz. Irgendwie scheint dieser Kauz stehengeblieben in einer Zeit, von der seine billig produzierten Werbevideos künden. Einst war Don ein gefeierter Archäologe, der mit seinen Funden im Gelobten Land die Gläubigen in Scharen anzog. Heute tingelt er mit seiner Assistentin Carol (Amy Ryan) in einem Wohnmobil über die Dörfer, verramscht seine pseudo-wissenschaftlichen Schinken in Kirchen. Doch die Bänke bleiben leer, manch guter Christ zweifelt gar Dons Reputation an. Doch was sind schon wissenschaftliche Beweise gegen Dons Überzeugung? Gott erlaube ihm, die Reliquien zutage zu fördern, nicht etwa, weil er den Intellekt dazu habe, sondern weil er ein einfacher Mann sei.

Die Ausgangslage ist irrwitzig und voll schräger Charaktere. Zu Don und seiner Assistentin gesellen sich der Pastor Tony Lazarus (Danny McBride) und dessen Konkurrent Fontaine (Will Forte). Zwei reuige Sünder, die ihr Heil und vor allem jede Menge Moneten in Gott gefunden haben. Während der letzte ein bekehrter Satanist ist, hat der erste nach einem Autounfall, der ihn das Leben kostete, zum Glauben gefunden. Von den Toten zurückgekehrt, hat er seine eigene Kirche gegründet und die Prostituierte geheiratet, die mit ihm im Wagen saß. Lazarus verschafft Don dann auch unverhofft den nächsten Auftrag. Gemeinsam mit seinem israelischen Handlanger Boaz (Jemaine Clement) soll Don Goliaths Schädel finden, was nicht ohne billige Tricks und Betrügereien zu leisten ist. Erst einmal auf den Geschmack gekommen, machen sich die beiden daran, einen chinesischen Milliardär mit dem Heiligen Gral aufs Kreuz zu legen.

Wer eine bitterböse Satire über die Kommerzialisierung von Religion, über falsche Propheten und die Leichtgläubigkeit der Gläubigen erwartet, ist bei Don Verdean im falschen Film. Zu lachen und schmunzeln gibt es dennoch reichlich. Das ist in erster Linie Jemaine Clements Verdienst. Während Sam Rockwell beim Ehepaar Hess schon deutlich besser war (Gentlemen Broncos), Danny McBride und Will Forte zwar sichtlich Spaß bei der Arbeit haben, aber ihre eindimensionalen Charaktere einfach zu wenig hergeben, läuft Clement zu Höchstform auf. Sein israelischer Möchtegern-Macho, der sich seine ganz persönliche, reichlich antiquierte Vorstellung des American Dream ergaunern will, ist auch für Hess-Hasser ein Genuss. Und wer den liebevoll verschrobenen Humor des Ehepaars teilt, wird Don Verdean sowieso lieben.

Don Verdean

Seit das Ehepaar Jared und Jerusha Hess 2004 mit „Napoleon Dynamite“ einen Überraschungserfolg landete, hat es dem Kino manch schrägen Vogel beschert. Der biblische Archäologe Don Verdean (Sam Rockwell) ist einer davon und darf in der gleichnamigen Komödie nun immerhin auf DVD dem Heiligen Gral hinterherjagen.
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