Der Zauber in Dir - Tamasha

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein schillerndes Spektakel vielschichtiger Fabulierkunst

Es sind Geschichten, flüssig oder holprig erzählte, hinreichend bekannte und weniger populäre, ernsthafte und komische, die den neuen Film des indischen Regisseurs Imtiaz Ali (Socha Na Tha, 2005, Rockstar, 2011) wesentlich prägen. Dieses narrative Element zieht sich als bedeutsames Motiv durch die gesamte Dramaturgie, in deren Zentrum eine aufregend flapsige bis tragische Liebesgeschichte steht, flankiert von drei Stadien der Lebensgeschichte eines Mannes – Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter –, der sich mit einer tückischen Krankheit auseinandersetzen muss.
Da hat sich Filmemacher Imtiaz Ali mit Der Zauber in dir – Tamasha auf den schmalen Grat einer Tragikomödie begeben, deren oppulent angelegte Handlungsstränge nicht nur ein komplexes Geflecht an Erzählungen präsentieren, sondern zudem den Balanceakt zwischen komischem, ausgelassenem Klamauk und hintergründiger Ernsthaftigkeit wagen. Diese Kombination weist auch hinsichtlich einer spezifischen Eigenheit, psychischen Beeinträchtigung oder schwelenden Krankheit des meist männlichen Hauptprotagonisten durchaus eine gewisse Tradition im Bollywood-Universum auf, wofür Karan Johars My Name Is Khan aus dem Jahre 2010 mit einem ungeheuer intensiv aufspielenden Shah Rukh Khan wohl eines der markantesten Beispiele darstellt. Für seine mit schwerwiegender Problematik unterlegte, moderne Liebesgeschichte nach eigenem Drehbuch hat sich Imtiaz Ali für zwei große Stars der Szene entschieden, die sich hier in der Tat so mächtig wie vielschichtig ins Zeug legen, um diesem Liebespaar eine ansprechende Dynamik zu verleihen: Deepika Padukone (Chennai Express, 2013, Happy New Year – Herzensdiebe, 2014) als pneumatische und hartnäckig-loyal liebende Frau sowie Ranbir Kapoor (Barfi!, 2012, P.K., 2014) als enthusiastischer bis verwirrter Romeo, der mit drastischen internen Abgründen zu kämpfen hat.

Als der hübsche Sonnyboy Ved (Ranbir Kapoor) und die nicht minder aparte Tara (Deepika Padukone), beide Reisende indischer Herkunft, auf Korsika ineinanderrasseln, entschließen sie sich in spontaner Anziehung, jenseits einer üblichen Bekanntschaft und ihrer gewöhnlichen Identitäten eine kleine feine Zeit miteinander zu verbringen. Im Rausch der Sonne, der zauberhaften Umgebung, ihrer explosiven Lebensfreude und nicht zuletzt ihrer schwellenden Sympathie füreinander schwelgt das prachtvolle Pärchen ausgelassen in heiterer Verbundenheit, die sich später auch angesichts überwältigender Schwierigkeiten als tragfähige, innige Verbindung auswächst. Denn als sich die beiden nach der vereinbarten Trennung ihrer Wege nach langer Zeit schließlich in Indien wiederbegegnen, erlebt Tara eine herbe Enttäuschung: Ved erscheint in seiner Persönlichkeit wie in seiner Zuneigung zu ihr komplett verändert, und ihre Versuche, sein Vertrauen und ihre gemeinsame Vertrautheit zurückzuerobern, scheitern drastisch an einer Art wilden Verrücktheit, die offensichtlich Besitz von ihm ergriffen hat …

Mit einigen kleinen Nebenschauplätzen und zahlreichen findigen Details ausgestattet, bietet Der Zauber in dir – Tamasha eine illustre Show schillernder Fabulierkunst, die allerdings streckenweise ein wenig beliebig-banal erscheint und der dramaturgischen Wucht sowie der ambivalenten Liebesgeschichte ihren Schwung raubt. Deepika Padukone kann ihr Spektrum an Ausdrucksfähigkeit recht souverän bestätigen, während Ranbir Kapoor sich in ungewohnter Variabilität ebenfalls durchaus respektabel schlägt. Sind die tänzerischen Choreographien so lebhaft wie dem Genre geschuldet prächtig gestaltet, verströmt die Poesie der Songs eine bittersüße Schwermütigkeit, die auf die ernsthafte Thematik dieser Tragikomödie referiert. Doch wie meist auf diesem Terrain ist es eben der ewige Kampf zwischen Wonne und Schmerz, der die Empfindungen bewegt, auch wenn so manch sonst intensiv inszenierter Blickkontakt zwischen den Liebenden hier modernistisch der einen oder anderen Knutscherei gewichen ist – möglicherweise kein Film für diesbezügliche Puristen, jedoch allenfalls ein sehenswertes einschlägiges Spektakel, das in Indien und anderswo durchaus an den Kinokassen geklingelt hat.

Der Zauber in Dir - Tamasha

Es sind Geschichten, flüssig oder holprig erzählte, hinreichend bekannte und weniger populäre, ernsthafte und komische, die den neuen Film des indischen Regisseurs Imtiaz Ali („Socha Na Tha“, 2005, „Rockstar“, 2011) wesentlich prägen. Dieses narrative Element zieht sich als bedeutsames Motiv durch die gesamte Dramaturgie, in deren Zentrum eine aufregend flapsige bis tragische Liebesgeschichte steht, flankiert von drei Stadien der Lebensgeschichte eines Mannes – Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter –, der sich mit einer tückischen Krankheit auseinandersetzen muss.
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