Spy (Staffel 2)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Understatement bei MI5

Okay, man muss das mögen, dieses britische Understatement. Wenn eigentlich höchstes Chaos regiert, davon aber auf der Oberfläche – auf dem Bild- oder Fernsehschirm – eigentlich nichts zu sehen ist, weil das Wissen darüber trocken vorausgesetzt bleibt und es eben nicht ums größtmögliche Chaos geht, sondern um stillere Formen des Gebrülls, wenn man so will.

Auch in der zweiten (und leider letzten) Staffel von Spy bleibt die Serie ihren Grundprinzipien und ihrer Story treu: Tim (Darren Boyd) ist eher aus Versehen beim britischen Geheimdienst MI5 gelandet, und nach wie vor weiß nur sein bester Freund, was er dort wirklich macht. Mit seiner Ex-Frau Judith (Dolly Wells) streitet er sich nach wie vor um das Sorgerecht für ihren gemeinsamen Sohn, entscheiden soll das der Eheberater Owen (Miles Jupp), der sich allerdings selbst sofort in Judith verknallt (Verliebtheit kann man das nicht nennen) – und keine Skrupel hat, das Verfahren in seinem eigenen Sinne zu beugen.

Die Handlung spielt sich zu gleichen Teilen auch in Tims Büro ab, wo sein völlig irrsinniger Chef „The Examiner“ (Robert Lindsay) wahlweise Morde beauftragt oder seines Postens enthoben wird und auch sonst der Wahnsinn regiert. Man sieht das allerdings immer weniger als dass man es ahnt: Wohl weiß man, was geschieht, aber Spy muss eben das Durcheinander nicht unbedingt zeigen. Dem britischen Humor genügt die Andeutung und die Lücke. (Das spart vermutlich auch jede Menge Produktionskosten.)

Das Geheimdienst-Ambiente wird in der zweiten Serienstaffel allerdings immer mehr Hintergrundmusik; es bietet allenfalls in machen Folgen die Staffage für Handlung und Situationskomik, weil es eben einer der wenigen Berufszweige ist, in denen Menschen schwarz gekleidet mit scharfen Waffen herumlaufen. Stattdessen wird, so sympathisch die Serie auch ist, es zu einer immer noch sehr komischen Standardvariation über einen Mann mit Beruf und Privatleben – beide nicht sehr spektakulär, beide aber trotzdem zum Verrücktwerden.

Das hält nochmal zehn Folgen plus ein Christmas Special lang, für eine dritte Staffel von Spy hätte es aber wohl frischerer Ideen bedurft. So bleibt eine konzentrierte, unterhaltsame Serie mit viel Charme, die in gewissem Maße (man glaubt es kaum) trotz des Themas glaubwürdig bleibt und vor allem ihre Figuren in ihrer eigenen Eigenartigkeit jeweils konsequent und bis zum Ende fortschreibt. Ein kleiner Edelstein ist das, glitzernd im Kronjuwel der britischen Komödie.
 

Spy (Staffel 2)

Okay, man muss das mögen, dieses britische Understatement. Wenn eigentlich höchstes Chaos regiert, davon aber auf der Oberfläche – auf dem Bild- oder Fernsehschirm – eigentlich nichts zu sehen ist, weil das Wissen darüber trocken vorausgesetzt bleibt und es eben nicht ums größtmögliche Chaos geht, sondern um stillere Formen des Gebrülls, wenn man so will.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen