Equals - Euch gehört die Zukunft

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Bleiche Abbilder

Die Liebe ist es, die Regisseur Drake Doremus so beschäftigt, dass er ihr bisher alle seine Filme gewidmet hat. Und auch Equals, Doremus erster Science-Fiction-Versuch, arbeitet sich an diesem Thema ab. Aber mit der Liebe ist es so eine Sache. Manchmal ist sie überlebensgroß, vielschichtig, allumfassend und grandios. Und manchmal ist sie klein, vollgepfropft mit romantischen Klischees und am Ende eher ein laues Lüftchen der Enttäuschung.
Mit Liebe allein kommt man aber nicht weit, vor allem nicht im Film. Und so entwirft Doremus eine groß angelegte Dystopie in Weiß. Silas (Nicholas Hoult) ist ein Illustrator. Er ist einer von vielen Arbeitern, die einzeln in multifunktionalen Wohnungen wohnen, welche ausschließlich weiß eingerichtet sind. Seine Garderobe besteht aus den immer gleichen Sachen, alle in Weiß. Seinen Weg zur Arbeit geht der junge Mann in exakt der gleichen Schrittgeschwindigkeit wie die anderen Menschen. Niemand tritt in Kontakt mit den anderen. Es wird wenig geredet, es wird niemals berührt. Ein implantierter Chip öffnet Silas die Tür zu seinem Arbeitsplatz. Er ist perfekt weiß eingerichtet. Seine Kollegen in weißer Arbeitskleidung arbeiten an weißen Tischen. So wie Nia (Kristen Stewart). Sie alle sind Teil der „Collective“, einer Überlebenden-Kolonie, die nach dem großen Krieg den wahren Grund der Katastrophe ausgemacht und ausradiert hat: Gefühle. Diese werden jetzt noch vor der Geburt abgeschaltet und seitdem ist alles gut. Na ja, fast. Denn leider schalten sich die unterdrückten Gene manchmal wieder ein. Wenn dies geschieht, leidet man unter dem sogenannten SOS-Syndrom. Die Symptome: plötzliche Gefühle, Verwirrung, Depressionen und in der Endstufe der Krankheit tritt meist das Coupling-Phänomen auf. Soll heißen, die Infizierten, hier liebevoll die „Defekten“ genannt, suchen sich Partner und versuchen sich in der Liebe — sowohl im emotionalen als auch körperlichen Sinn.

So kommt, was kommen muss. Silas erleidet einen Gefühlsanfall und erfährt, dass er erkrankt ist. Bald stellt er fest, dass Nia ebenfalls SOS hat, es aber geheim hält, da bisher alle SOS-Infizierten früher oder später zwangseingewiesen und umgebracht werden. Bald soll es allerdings ein Gegenmittel geben und so versucht Nia, tief in einer Depression gefangen, ihre Krankheit auszuhalten, bis sie geheilt werden kann. Mit der Zeit und getrieben von ihrer Gefühlserkrankung kommen sich Silas und Nia näher, bis sie sich verlieben. Um dem drohenden Zwangsexitus zu entkommen, entschließen sie sich, mit Hilfe einer geheimen Selbsthilfegruppe (mit Guy Pearce und Jackie Weaver, die hier schändlich unterfordert werden) in das wilde Gelände rund um die Stadt der „Collective“ zu fliehen.

Hier wird es dann endgültig anstrengend, denn nachdem man sich fast eine Stunde lang das öde Dasein von öden Menschen in öden Umgebungen angeschaut hat, die nichts anderes tun als traurig zu gucken, depressiv zu sein und sich ab und an mit den Händen zu berühren, muss man noch wiederholt dem Recycling diverser Science-Fiction-Filme beiwohnen. Ja, Doremus hat seine Hausaufgaben gemacht und verkauft eine dreiste Melange aus Gattaca, THX 1138, A Brave New World, Flucht ins 23. Jahrhundert und seiner eher einfältigen Idee von Liebe als einen eigenen Film. Nichts an diesem Film ist originell, und so sehr sich Stewart und Hoult auch bemühen, dem Ganzen Persönlichkeit und Gefühle einzuhauchen, sie sind nichts als bleiche Abbilder, Homunkuli, die entleert dreinstarren. Nicht, weil ihnen die Gefühle genetisch abgeschaltet wurden, sondern weil ihnen weder das Drehbuch noch der Regisseur auch nur das Geringste übrig ließen, mit dem sie hätten arbeiten können.

Equals - Euch gehört die Zukunft

Die Liebe ist es, die Regisseur Drake Doremus so beschäftigt, dass er ihr bisher alle seine Filme gewidmet hat. Und auch „Equals“, Doremus erster Science-Fiction-Versuch, arbeitet sich an diesem Thema ab. Aber mit der Liebe ist es so eine Sache. Manchmal ist sie überlebensgroß, vielschichtig, allumfassend und grandios. Und manchmal ist sie klein, vollgepfropft mit romantischen Klischees und am Ende eher ein laues Lüftchen der Enttäuschung.
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