Episodes (Staffel 1)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Zwei Engländer in L.A.

Will man über die 2011 gestartete Serie Episodes schreiben, muss man wohl im Jahre 1994 ansetzen. Am 22. September 1994 strahlte NBC die erste Folge der Sitcom Friends aus – und legte damit den Grundstein zu einer zehnjährigen Erfolgsgeschichte. In insgesamt 236 Episoden konnte das Publikum an den Höhen und Tiefen im Leben sechs junger Menschen teilhaben – an Freud und Leid der Liebe, an beruflichem Erfolg und Misserfolg, an existenziellen Entscheidungen, vor allem aber an der unverbrüchlichen Freundschaft innerhalb der heterogenen Sechs-Personen-Clique. Zum größten Star des Ensembles avancierte Jennifer Aniston – doch auch andere Cast-Mitglieder (etwa Matthew Perry oder Courteney Cox) konnten abseits von Friends in Kino- und/oder Fernsehproduktionen reüssieren.

Als vergleichsweise glücklos erwies sich in dieser Hinsicht Matt LeBlanc, dessen Figur Joey Tribbiani nach dem Ende von Friends ein spin-off erhielt, welches bereits nach zwei Staffeln wieder abgesetzt wurde. In Episodes (konzipiert von dem Friends-Miterfinder David Crane sowie seinem privaten und beruflichen Partner Jeffrey Klarik) spielt Matt LeBlanc nun Matt LeBlanc – genauer formuliert: eine fiktive, zugespitzte Version seiner selbst. Der ichbezogene, materialistische Womanizer soll die Hauptrolle in der US-Fassung einer britischen Sitcom übernehmen – sehr zum Entsetzen des creator-Duos der Originalserie.

Das aus dem Vereinigten Königreich stammende Ehepaar und Drehbuch-Team Sean und Beverly Lincoln (Stephen Mangan und Tamsin Greig) wurde von dem Fernseh-Network-Boss Merc Lapidus (John Pankow) nach Los Angeles gelockt. Hier sollen die beiden ihren nationalen TV-Hit „Lyman’s Boys“ für die US-amerikanische Zuschauerschaft neu auflegen. Dabei müssen sie bald zahlreiche Kompromisse eingehen – nicht zuletzt dank Matt LeBlanc, der seine ganz eigenen Vorstellungen von seinem Part sowie der gesamten Story hat. Aus der Geschichte über einen älteren, kultivierten Direktor eines Elite-Internats, der hoffnungslos in eine lesbische Dame mittleren Alters verliebt ist, wird unversehens eine Serie mit dem Titel „Pucks!“, in welcher sich ein attraktiver Hockey-Coach nach einer jungen, heterosexuellen Blondine verzehrt.

Die aus sieben 30-minütigen Folgen bestehende erste Staffel von Episodes zeigt die Entstehung der „Pucks!“-Pilotfolge – und kann fortan als Musterbeispiel für klugen Dialogwitz sowie perfekt getimte Situationskomik dienen. Als Showbiz-Satire und Meta-Spaß lebt die Serie einerseits von der Selbstironie Matt LeBlancs – und andererseits von dem pointiert gezeichneten, spielfreudig interpretierten Fernseh-Network-Personal: John Pankow ist als Chef ein raffinierter Verführer, dessen Versprechungen stets mit Vorsicht zu genießen sind, und Kathleen Rose Perkins liefert als dessen Assistentin Carol eine erstaunlich nuancierte Performance, weshalb man ihre Figur bei aller Selbstbezogenheit und Oberflächlichkeit rasch ins Herz schließen muss – spätestens wenn sie sich mit der frustrierten Beverly nach Feierabend einen Joint gönnt. Als verlässliche „Szenendiebin“, die bei sämtlichen Auftritten zum Lachen animiert, erweist sich die Nebenakteurin Daisy Haggard in ihrer Rolle als Myra, head of comedy: Denn selbst wenn Myra etwas „really funny“ findet, verschwindet dabei doch nie der säuerlich-verwirrte Ausdruck auf ihrem Gesicht – was tatsächlich auch noch beim zehnten Mal unfassbar komisch ist.

Das Herzstück der Serie (von der im kommenden Jahr bereits die fünfte Staffel gedreht wird) ist gewiss die Dreiecks-Dynamik zwischen dem fiktionalisierten Matt LeBlanc und dem zunächst harmonischen Duo Sean und Beverly. Während sich zwischen Matt und Sean rasch eine bromance entwickelt, herrscht zwischen Matt und Beverly ein mit spitzen Bemerkungen aufrechterhaltener Antagonismus. Zum Ende der Staffel ereignet sich allerdings ein Drama, das jeden Soap-Macher neidisch machen dürfte: wunderbar! Stephen Mangan und Tamsin Greig haben als britisches Paar eine exzellente Chemie; die Verzweiflung über den kreativen Kontrollverlust, den die beiden im Laufe der Entwicklung von „Pucks!“ erleiden, wird mit schönem Sarkasmus dargeboten. Diese Figuren möchte man auf ihrem Weg gerne noch lange begleiten.
 

Episodes (Staffel 1)

Will man über die 2011 gestartete Serie „Episodes“ schreiben, muss man wohl im Jahre 1994 ansetzen. Am 22. September 1994 strahlte NBC die erste Folge der Sitcom „Friends“ aus – und legte damit den Grundstein zu einer zehnjährigen Erfolgsgeschichte.

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