Mercenario - Der Gefürchtete

Eine Filmkritik von Martin Beck

"Ideale sind der Dünger auf dem Friedhof"

Mercenario gilt als einer der besten Italo-Western und man kann leicht erkennen, was die Gründe dafür sind: Eine epische, heroische Geschichte, breit grinsende Gesellschaftskritik, voll im Saft stehende Darsteller, ein phänomenaler Score von Ennio Morricone und deutsche Synchronperlen vom Schlage „Man nennt mich den Polen, aber für dich bin ich der Würger“. Regissseur Sergio Corbucci hat in seiner langen Karriere oft akzeptablen Durchschnitt angepeilt, aber hier, und natürlich auch mit Django und Leichen pflastern seinen Weg, stand ganz große Westernkunst an.
Mercenario ist ein sogenannter Revolutionswestern, gerne angesiedelt zur Zeit der mexikanischen Revolution – wo der Söldner Kowalski (Franco Nero), genannt „der Pole“, seine Dienste gegen harte Währung anbietet. Der große Treffer gelingt ihm mit Paco Roman (Tony Musante), einem mexikanischen „Revolutionär“, der allerdings mehr an Raubzügen als politischer Veränderung interessiert scheint. Kowalski wird Romans taktischer Ratgeber und gemeinsam scheffeln sie richtig Geld – bis Roman meint, auch ohne seinen ihm weit überlegenen Kompagnon auskommen zu können.

Dass Mercenario oft nicht ganz zur italienischen Western-Speerspitze gezählt wird, ist vor allem dem jovialen Ton des Films zuzuschreiben. Statt melodramatischem Staub-Nihilismus steht hier zuerst einmal leichtes bis verschmitztes Unterhaltungskino an, das zum Beispiel die Revolutionstheorie anhand eines nackten Frauenkörpers erklärt. Der Kopf steht für die Mächtigen, der Hintern sind die Unterdrückten und der Mittelbau dazwischen verhindert, dass der Arsch jemals an die Stelle des Kopfes gelangen kann.

Vorgetragen wird diese Theorie ausgerechnet von Kowalski, der durch seine Taten immer wieder die Revolutionsideale relativiert und für das so typisch italienische Nebeneinander von derben Zoten und systemkritischem Zynismus steht. „Ich stehe immer nur auf einer Seite: auf meiner“, sagt er einmal, ganz der strahlende Antiheld, der Franco Nero in der Blüte seines darstellerischen Charismas zeigt. Auch Tony Musante stößt in dieses Horn, wenngleich weniger glamourös, und Jack Palance als schmieriger Verfolger der beiden darf immerhin noch schicke Locken vorweisen.

Alle drei Hauptdarsteller stürzen sich mit hemdsärmeliger Wonne ins revolutionäre Geschehen und werden dabei von einer sichtlich aufwendigen Produktion begleitet, die immer wieder große, imposante Szenen hervorbringt. Mercenario ist auf dem kleinsten Nenner ein phänomenal unterhaltsamer Italo-Western, dessen Drang nach ganz oben von der Toleranz gegenüber schelmischer Augenzwinkereien bestimmt ist. Und, falls es denn unbedingt noch weitere Stolpersteine sein sollen, der Toleranz gegenüber gelegentlicher inhaltlicher Ausfransungen, manifestiert in einer episodischen Struktur.

Im Grunde genommen sind das aber wirklich nur Randnotizen, die die Kraft von Mercenario und seinen verdienten Klassiker-Status nur unwesentlich ramponieren können. Die Blu-Ray von Koch Media, die bisher ausschließlich in der Franco Nero Italo-Western Box zu haben war, präsentiert den Film in prächtiger Bild- und Tonqualität, wunderbar ergänzt durch ein eigens produziertes, knapp 45-minütiges Making Of. Nicht zum ersten Mal bei diesem Label darf man verkünden: eine rundum gelungene Veröffentlichung!

Mercenario - Der Gefürchtete

„Mercenario“ gilt als einer der besten Italo-Western und man kann leicht erkennen, was die Gründe dafür sind: Eine epische, heroische Geschichte, breit grinsende Gesellschaftskritik, voll im Saft stehende Darsteller, ein phänomenaler Score von Ennio Morricone und deutsche Synchronperlen vom Schlage „Man nennt mich den Polen, aber für dich bin ich der Würger“.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen