Die letzte Metro (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Filigrane französische Filmkunst im Blu-ray-Format

Den klingenden, respektvollen Titel „La Grande Dame“ des französischen Kinos genießt sie bereits seit einiger Zeit, und betrachtet man die Haltung und das Spiel dieser Actrice in dem dichten François Truffaut Drama Die letzte Metro aus dem Jahre 1980, dann wird hier deutlich, dass Catherine Deneuve ihre Damenhaftigkeit bereits lange zuvor beeindruckend perfektioniert hat. Mit diesem trotz seiner mannigfachen Auszeichnungen und zahlreichen Wiederaufführungen im Rahmen internationaler Filmfestivals bis hinein in die Gegenwart allgemein unterschätzten Film folgte der Nouvelle Vague Regisseur auch seinem Impuls, dieser so schönen wie facettenreichen Schauspielerin eine Rolle zu kreieren, die sie als verantwortungsstarke Frauenfigur zeigt, was in besonderem Maße gelungen ist.
Es ist der in diesem Film ungeheuer jugendlich erscheinende Gérard Depardieu, der an der Seite von Catherine Deneuve ihren dezent glühenden Verehrer spielt. Die beiden Kino-Ikonen haben inzwischen einige Male gemeinsam vor der Kamera agiert, zuletzt in Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät / Astérix & Obélix — Au service de sa majesté, doch hat keine ihrer anderen Kooperationen eine derart dichte Intensität erreicht wie diese, obwohl es eine geraume Weile dauert, bis sich die beiden Figuren innerhalb des umfangreichen Ensembles annähern. Derweil betrachten und beobachten sie sich aus der Distanz heraus, zur Vorsicht bei jeder Bewegung gezwungen, denn diese Zeiten der existenziellen Bedrohung und Repression durch die deutschen Besatzer erfordern in jeder Hinsicht Umsicht.

Die letzte Metro als Porträt einer Theatertruppe im besetzten Paris während des Zweiten Weltkriegs ereignet sich hauptsächlich im begrenzten Raum des Schauspielhauses „Montmartre“ und seines Kellers, in dem der jüdische Regisseur Lucas Steiner (Hans Bennent) sich insgeheim vor der Verfolgung verbirgt, während seine Frau Marion (Catherine Deneuve) mit beherrschter, bewundernswerter Haltung die Theaterleitung weiterführt. Das Stück Die Verschwundene wird einstudiert und schließlich aufgeführt, misstrauisch beäugt vom impertinenten Kritiker Daxiat (Jean-Louis Richard) als Repräsentanten von Zensurbehörde und Besatzungsmacht, der sich unangenehm aufdringlich für die schöne Marion interessiert und nur auf eine Gelegenheit lauert, ihren Widerstand zu brechen.

In dieser Konstellation, während das Ensemble des Stücks mit seinen markanten Charakteren seine eigenen kleinen Dramen erlebt und erleidet, betritt der junge Schauspieler und grobschlächtige Galan Bernard Granger (Gérard Depardieu) die Bühne, der für eine Hauptrolle als Marions Geliebter engagiert wird. Auch er entflammt für Marion, die jedoch einerseits sichtbar eng und zugeneigt mit ihrem versteckten Gatten verbunden ist, andererseits in dieser prekären Situation mit ihrer Konzentration sowie ihren Kräften haushalten muss und darüber hinaus ohnehin vermutlich keine Frau ist, die sich aufgrund spontaner Empfindungen zu einer komplizierten Affäre hinreißen ließe. Während einer Vorstellung taucht dann eines Abends die Gestapo im Theater auf, um den Keller zu überprüfen …

Mit Die letzte Metro erfährt nun ein ungebrochen eindrucksvoller, vielschichtiger Klassiker des französischen Films mit einer Einführung des Filmkritikers und amtierenden Direktors der Cinémathèque française Serge Toubiana seine Blu-ray Premiere, der François Truffaut persönlich zum ersten Mal im Jahre 1975 begegnet ist und später dessen Biographie geschrieben hat. Ob dem damaligen Vorwurf, dass dieser wohl kostspieligste und erfolgreichste Film des Regisseurs mit zwei Stars in den Hauptrollen – beide dafür mit dem César ausgezeichnet – dessen plötzliche Orientierung am kommerziellen Kino kennzeichnet, gefolgt wird oder nicht, berührt in keiner Weise seine überragenden schauspielerischen Qualitäten, noch seine filigrane Filmkunst, die eine liebevolle Hommage an das Theater transportiert.

Die letzte Metro (Blu-ray)

Den klingenden, respektvollen Titel „La Grande Dame“ des französischen Kinos genießt sie bereits seit einiger Zeit, und betrachtet man die Haltung und das Spiel dieser Actrice in dem dichten François Truffaut Drama „Die letzte Metro“ aus dem Jahre 1980, dann wird hier deutlich, dass Catherine Deneuve ihre Damenhaftigkeit bereits lange zuvor beeindruckend perfektioniert hat.
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