Manglehorn - Schlüssel zum Glück

Eine Filmkritik von Falk Straub

Charakterstudie ohne Schlüssel zum Erfolg

David Gordon Green begann seine Karriere mit Independent-Filmen, bevor er mit Ananas Express (2008) zum Mainstream wechselte. Seither pendelt er zwischen diesen Polen. Mit Manglehorn – Schlüssel zum Glück legt er eine Charakterstudie vor, in der sich Al Pacino und Holly Hunter einander behutsam nähern.
Wenn sich jemand ausgesperrt hat, ist A. J. Manglehorn (Al Pacino) zur Stelle. Dann verlässt der stille Schlosser seinen Laden und tritt mit der Außenwelt in Kontakt. Dieser Mann, der seinen Mitmenschen Türen öffnet, ist selbst ein Eingeschlossener. Nach außen gibt er sich gütig, kümmert sich liebevoll um seine kranke Katze, was die Bankangestellte Dawn (Holly Hunter) anzieht. Doch als sie ihm zu nahe kommt, weist er sie schroff zurück. Die Erinnerung an eine längst verflossene Liebe hält ihn gefangen. Manglehorn muss erst wieder lernen, sich anderen zu öffnen. Regisseur David Gordon Green sieht ihm gelassen dabei zu.

Al Pacino und Holly Hunter ist es wie so vielen Stars ergangen, die in die Jahre gekommen sind. Die Angebote werden weniger, die Rollen schlechter, große Hits bleiben aus. Charaktere, die sich dem Publikum einprägen, sind Mangelware. Ein Stück weit spiegeln ihre Figuren in Manglehorn – Schlüssel zum Glück auch diesen verblassenden Ruhm. Der Schlosser und die Bankangestellte sind zwei verletzliche und verletzte Figuren, unter deren trüber Oberfläche der einstige Glanz immer noch durchschimmert. Pacino gibt Manglehorn mit hängenden Schultern und leerem Blick. Ein Mann, der nichts mehr vom Leben erwartet. Seine halblangen Haare und der Ohrring scheinen Überbleibsel eines jüngeren Ichs. Dawn will sich mit dessen Phlegma nicht zufrieden geben, erwartet auch im Alter mehr von ihrem bescheidenen Leben. Wenn unter ihren Falten die Lebenslust hervorbricht, schwingt in Holly Hunters Lächeln auch der kraftvolle Gesichtsausdruck vergangener Tage, etwa einer Ed McDunnough aus Arizona Junior oder einer Dorinda Durston aus Always mit.

Für Hunter haben David Gordon Greens Filme etwas Poetisches. In einem Interview, das im Bonusmaterial der DVD enthalten ist, beschreibt sie dessen Arbeit als eine Grenzverschiebung zwischen Realität und Traum, zwischen Unterbewusstem und Unbewusstem. Zumindest auf Manglehorn trifft das zu. Wiederholt schiebt Green die Töne und die entsättigten Bilder, die an Pastellmalerei erinnern, wie in einer Collage übereinander. In deren losen Enden deutet sich eine dunkle Vergangenheit des Protagonisten an, die der Film jedoch nie ganz auserzählt. Vielleicht hätte eine Auflösung Manglehorn etwas spannender und interessanter gemacht. Letztlich ist David Gordon Greens Charakterstudie zwar einfühlsam, aber trotz aller Metaphorik dann doch so gewöhnlich, dass sie sich dem Publikum nicht einprägen dürfte.

Manglehorn - Schlüssel zum Glück

David Gordon Green begann seine Karriere mit Independent-Filmen, bevor er mit „Ananas Express“ (2008) zum Mainstream wechselte. Seither pendelt er zwischen diesen Polen. Mit „Manglehorn – Schlüssel zum Glück“ legt er eine Charakterstudie vor, in der sich Al Pacino und Holly Hunter einander behutsam nähern.
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