Herr Fuku-chan von nebenan

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Humor und Poesie

Mit seinem zweiten Spielfilm Herr Fuku-chan von nebenan knüpft Regisseur Yosuke Fujita thematisch an sein Debüt Fine, Totally Fine an. Wieder stehen Außenseiter und etwas linkische Charaktere im Vordergrund, denen seine ganze Sympathie gilt. Vermutlich liegt es daran, dass er als Kind selbst häufig zur Zielscheibe von Mobbing und Spott geriet. Zwischen humorvollen und poetischen Momenten zeichnet Fujita ein liebevolles Porträt eines introvertierten, hilfsbereiten jungen Mannes.
Fuku-chan of Fukufuku Flats, so der englische Titel, entpuppt sich als gutmütiger, rundlicher Geselle, der wenig Interesse am anderen Geschlecht zeigt. Lieber hängt der fast kahl rasierte Anstreicher mit seinen schrägen Kumpanen aus dem Wohnhaus „Doppelglück“ zusammen, wenn er nicht gerade Fantasietiere mit verbundenen Augen zeichnet oder bunte Drachen nach Vorbild seiner Freunde malt. Alle Versuche seines Kollegen Shimacchi, ihn zu verkuppeln, schlagen dagegen fehl.

Bald erfährt man, dass Fukuda in frühen Jahren negative Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht machte. Parallel rollt Regisseur Fujita den Werdegang einer seiner Peinigerinnen auf, die trotz positiver Anzeichen nicht gerade von Glück gesegnet ist. Nachdem Fotografin Chiho Sugiura aus den Händen ihres Idols Numakura eine Auszeichnung erhielt, kündigte sie kurzerhand ihren Job. Doch ihr Mentor besitzt wenig erfreuliche Absichten an der attraktiven Mittdreißigerin. Eine seherisch begabte Restaurantbesitzerin führt Chihiros schlechtes Karma auf ein Fehlverhalten in der Vergangenheit zurück. Daraufhin begibt sich Chihiro auf die Suche nach ihrem Klassenkameraden Fukuda, den sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat.

Ungewöhnlich an Fuku-chan erweist sich der Umstand, dass der Protagonist von einer Frau, der beliebten TV-Komikerin Miyuki Oshima, verkörpert wird. Zunächst erkennt man dies eher an ihrer Stimme als an ihrem Auftreten als freundlicher Einzelgänger, zumal sie hier den gleichen Look besitzt wie Fujitas Stammschauspier Yoshiyoshi Arakawa. Mit seinem teils exaltierten, teils zurückhaltenden Spiel passt Arakawa bestens in diesen Kosmos, zu dem sich unter anderem der vorbestrafte Höschendieb Nonoshita oder der Riesenschlangenbesitzer Mabushi gesellen, der ständig in Tränen der Rührung ausbricht. Fuku-chan selbst entwirft und verschenkt bunte Drachen, was an Arakawas Rolle in Fine, Totally Fine mit einem Faible für die Kreation gruseliger Horrormasken erinnert. Mit ihren Spleens überspielten die Figuren ihre Einsamkeit, um sich einen Schutzwall vor den Enttäuschungen des Alltags aufzubauen.

In seiner Tragikomödie setzt Fujita auf einen statisch-lakonischen Stil aus zahlreichen Totalen und Landschaftsimpressionen, was sowohl den Humor als auch den poetischen Unterton unterstützt. Der uneinheitliche Stil aus drastischen, derben, melancholischen und surrealen Momenten, wozu sekundenkurze Musical- und Trickeinsprengsel gehören, unterstützt den trotz allem unvorhersehbaren Plot. Passend dazu fügt sich eine schräge Slapsticksequenz ein, wo sich ein romantischer Abend zwischen Fuku-chan und Chihiro bei der Konfrontation mit einem rabiaten Curryhaus-Besitzer ins Chaos verwandelt. Zwar reicht die bittersüße Romanze auch angesichts leichter Längen nicht ganz an Fujitas Debüt heran, doch sein liebeswertes Plädoyer für die unscheinbaren, skurrilen Menschen am Rande der Gesellschaft beweist Witz und Engagement.

Der Eröffnungsfilm des „Nippon Connection“-Festivals 2014 erscheint auf DVD nur in untertitelter Originalfassung, begleitet vom Originaltrailer, einem Interview mit dem verschnupften Regisseur, einer kurzen Begrüßung und einer Fragerunde mit ihm, Produzent Adam Torei und Darstellerin Miyuki Oshima.

Herr Fuku-chan von nebenan

Mit seinem zweiten Spielfilm „Herr Fuku-chan von nebenan“ knüpft Regisseur Yosuke Fujita thematisch an sein Debüt „Fine, Totally Fine“ an. Wieder stehen Außenseiter und etwas linkische Charaktere im Vordergrund, denen seine ganze Sympathie gilt. Vermutlich liegt es daran, dass er als Kind selbst häufig zur Zielscheibe von Mobbing und Spott geriet.
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