House of Versace - Ein Leben für die Mode

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

I'm so fab

House of Versace – Ein Leben für die Mode ist ein Biopic des US-amerikanischen Kabelsenders Lifetime über Donatella Versace und ihre Familie. Etliche lebende sowie verstorbene Berühmtheiten (von Prinz William und Kate Middleton über Elizabeth Taylor und Richard Burton bis hin zu Anna Nicole Smith) wurden von Lifetime bereits mit einer filmischen Biografie bedacht; das Ergebnis ist meist unerhört „cheesy“. Auch dieses Werk hat mit seiner TV-Optik und seinen zahlreichen Seifenopermomenten einen gewissen Trash-Faktor – doch es weiß einen Trumpf aus dem designten Ärmel zu ziehen, der die inszenatorischen und dramaturgischen Schwächen in den Hintergrund drängt. Dieser Trumpf heißt Gina Gershon.
Gershon hatte im Laufe ihrer Karriere schon einige denkwürdige Auftritte – etwa als Ex-Knasti in Bound – Gefesselt (1996) oder als kühle Web-Unternehmerin in Olivier Assayas‘ Demonlover (2002). Ihre Donatella-Versace-Interpretation darf fortan zu ihren gelungensten Performances hinzugezählt werden. Einerseits ist Gershons Spiel unterhaltsam – wenn sie mit perfektem Timing die hübschen „oneliner“ abfeuert, die das Skript für sie bereithält. Andererseits (und das ist wohl die noch bemerkenswertere Leistung) verfällt sie dabei nie in den naheliegenden Parodie-Modus. Eine extravagante Persönlichkeit wie Donatella Versace lädt gewiss zur Übertreibung ein – aber Gershon gelingt es, die Mode-Ikone in all ihrer Künstlichkeit authentisch wirken zu lassen. Neben dem von Lady Gaga besungenen Blonde-and-skinny-Look sowie dem Gesichtsausdruck und den Körperbewegungen (insbesondere dem eigentümlichen Stiletto-Gang) ist es nicht zuletzt die Stimme, mit der Gershon eine verblüffende Ähnlichkeit erzielt, ohne das Vorbild einfach zu imitieren.

Im ersten Drittel des Films steht die geschwisterliche Hassliebe zwischen Gianni und Donatella Versace im Mittelpunkt. Die Chemie zwischen Gershon und ihrem Spielpartner Enrico Colantoni stimmt – sowohl in den Streitszenen als auch in den Situationen, in denen sich die beiden Figuren gegenseitig beflügeln. Gianni, der Gründer des Versace-Unternehmens, verstand Donatella in erster Linie als Muse – während diese auch eigene künstlerische Ambitionen hatte. Nach Giannis Tod durch einen Serienmörder im Jahre 1997 übernahm Donatella die Führung des Hauses.

Das Drehbuch zu House of Versace, welches auf dem Buch House of Versace: The Untold Story of Genius, Murder and Survival von Deborah Ball basiert, folgt in der weiteren Erzählung von Donatellas Erfolgsgeschichte den üblichen Vorgaben. Die Trauer und der Erwartungsdruck führen zunächst zur (Selbst-)Zerstörung; Donatella qualmt, trinkt, schluckt Pillen und kokst, vernachlässigt ihren Gatten und ihre Kinder und wird in ihrer Funktion als Chefin zur Furie („I’m surrounded by incompetence!“). Ein dramatisch zu Bruch gehendes Champagnerglas markiert den persönlichen Tiefpunkt – ehe ein Rehab-Besuch die Wende bringt. Am Ende steht die Präsentation einer neuen Kollektion. Die mediokre visuelle Gestaltung des Made-for-TV-Werks hat ihre (wenigen) Höhepunkte in den Umsetzungen der Modeschauen und Fotoshootings, in denen mit schnellen Schnitten, Zooms und zackiger Musik kurze, filmische Fashion-Feste gefeiert werden.

House of Versace - Ein Leben für die Mode

„House of Versace – Ein Leben für die Mode“ ist ein Biopic des US-amerikanischen Kabelsenders Lifetime über Donatella Versace und ihre Familie. Etliche lebende sowie verstorbene Berühmtheiten (von Prinz William und Kate Middleton über Elizabeth Taylor und Richard Burton bis hin zu Anna Nicole Smith) wurden von Lifetime bereits mit einer filmischen Biografie bedacht; das Ergebnis ist meist unerhört „cheesy“.
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