Alle meine Väter

Eine Filmkritik von Martin Beck

50:50

Was kommt dabei heraus, wenn man die einmalige Chance hat, einen Film mit Alain Delon, Jean-Paul Belmondo und Vanessa Paradis zu drehen? Für Patrice Leconte, den Regisseur von Alle meine Väter, bedeutete es eine vorübergehende Verbrennung seiner Arthaus-Lorbeeren und eine mittelprächtige Actionkomödie, die wie schon der einige Jahre davor entstandene Die Spezialisten bewies, dass der Mann besser mal bei zarten Dramen bleiben sollte.

Dass der Film nicht einmal einen deutschen Kinostart hatte, spricht Bände für eine bemüht schwungvolle Riesenproduktion, die mit ihrer kumpelhaften „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“-Attitüde eher aus Amerika zu erwarten wäre. Alle meine Väter ist eine „high concept“-Sause, die sich erstmal mit der Anwesenheit ihrer Stars begnügt und dann einen künstlichen Plot hervorzwirbelt, der sichtlich Mühe hat, seine ausufernden Setpieces mit allem anderen, vor allem seinen Hauptdarstellern, unter einen Hut zu bringen.

Die Handlung beginnt mit Vanessa Paradis, einer frisch aus dem Gefängnis entlassenen Autodiebin, die in einer der russischen Mafia entwendeten Superkarre bei Alain Delon und Jean-Paul Belmondo vorfährt. Ihr Begehr: Sie möchte herausfinden, welcher der beiden Herren ihr Vater ist. Ihr Problem: Die russische Mafia hat sie verfolgt. Ihre Rettung: Die beiden Herren, die nicht nur Gangster im Ruhestand sind, sondern auch ein Arsenal an Waffen ihr eigen nennen.

Im Folgenden entspinnt sich eine wahrlich unmögliche Actionkomödie, die ständig zwischen Cocktail-Geplauder, selbstreferenziellen Sprüchen, Herzschmerz und großen Explosionen pendelt. Der Film bleibt immer leicht, geradezu unverbindlich und sondert eine ironische Comic-Aura ab, die immer wieder auf die ganz breite Mainstream-Basis schielt. Unterhaltsam, ja, aber nichts, was die beiden männlichen Stars nicht vor 20, 30 Jahren wesentlich dynamischer auf den Punkt gebracht hätten.

Doch darum geht es ja bei Alle meine Väter gar nicht. Das ist ein Fan-Film, der mit Image und Erwartungen kokettiert und Belmondo und Delon selbst zu Figuren des Geschehens macht. Die beiden Haudegen wollen’s nochmal wissen, im doppelten Sinne, und bekommen dafür eine sündhaft teure Bühne, die eines James-Bond-Films würdig ist und den Produzenten trotz stattlicher Besucherzahlen (in Frankreich) ein dramatisches Minus beschert hat. Auch wenn die Männer Ikonen sind, ein gescheites Drehbuch, am besten aufgezogen als reines Drama oder reine Komödie, wäre hier sicherlich von Vorteil gewesen.

In der vorliegenden Form riecht der Film nach hingezirkelter Mainstream-Sicherheit, die natürlich immer noch unterhält und ihre Stars gebührend abfeiert, aber halt keine wirkliche Liebe erzeugen kann, geschweige denn eine würdevolle Hommage an zwei außergewöhnliche Karrieren. Belmondo war bei Alle meine Väter 65 und Delon 62, und dann müssen sie halt alle möglichen Stunts und Albernheiten absolvieren, die Ironie ständig verkünden, aber selten wirklich transportieren. Zumindest die peinlichen Russen, die geradewegs aus einem Steven-Seagal-Film zu kommen scheinen, hätte man wirklich weglassen können.

Also: richtige Idee, richtige Besetzung, falsche Umsetzung. Für diejenigen, die unter dem Stichwort „Fan-Bedienung“ alles andere ausblenden können, erstrahlt eine vorbildlich präsentierte Blu-Ray von Filmjuwelen, inklusive remasterter Bild- und Tonqualität, Booklet und einem satten 40 Minuten dauernden Making Of, das zur Abwechslung mal wirklich erhellende Einsichten in die Entstehung dieser Mammutproduktion bietet.
 

Alle meine Väter

Was kommt dabei heraus, wenn man die einmalige Chance hat, einen Film mit Alain Delon, Jean-Paul Belmondo und Vanessa Paradis zu drehen? Für Patrice Leconte, den Regisseur von „Alle meine Väter“, bedeutete es eine vorübergehende Verbrennung seiner Arthaus-Lorbeeren und eine mittelprächtige Actionkomödie, die wie schon der einige Jahre davor entstandene „Die Spezialisten“ bewies, dass der Mann besser mal bei zarten Dramen bleiben sollte.

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