The Timber

Eine Filmkritik von Martin Beck

Das große Schweigen

Schneewestern, ein viel zu kleines Genre, das im Grunde nur aus Leichen pflastern seinen Weg besteht… und jetzt mit The Timber immerhin etwas größer wird. Der Film von Anthony O’Brien spielt in Alaska Ende der 19. Jahrhunderts, als der Yukon-Goldrausch in den letzten Zügen liegt und die einstigen Glücksritter inzwischen von Banken getriebene Outlaws sind. Der sie umgebende Schnee ist ein Spiegelbild ihrer Seele, die harschen Bedingungen führen zu harschen Menschen… und, wenn mal wieder gestorben wird, besonders dekorativen roten Flecken.
Und gestorben wird öfters in The Timber, dessen Ansatz ganz ähnlich dem von Apocalypse Now ist – eine Reise ins Herz der Finsternis, angetreten von zwei Brüdern (Josh Peck und James Ransone), die dadurch die Zwangsversteigerung ihres Hauses abwenden wollen. Ihr Ziel ist ein abgelegener Ort im Yukon-Gebirge, wo es ein üppiges Kopfgeld zu verdienen gibt. In Gestalt ihres Vaters, der dort, abgeschieden von Zivilisation und Gesetzen, seine ganz persönliche Schreckensherrschaft errichtet hat.

Niemand in The Timber huscht mal ein Lachen übers Gesicht, dafür ist das Leben einfach zu grimmig. Anthony O’Brien schließt tatsächlich an Sergio Corbucci an, mit einer nihilistischen Stimmung und einer bedrückenden Härte, die jede Existenz einem Überlebenskampf inmitten einer menschenfeindlichen, von Gier und Hass durchzogenen Umgebung aussetzt. Allerdings ist die Geschichte an sich leider alles andere als neu, das geht kaum über altbekannte Westernmotive hinaus, und selbst der fiese Banker ist nichts anderes als der Bruder des fiesen Großgrundbesitzers.

The Timber lebt vor allem von seiner wortwörtlich eisigen Stimmung, die allerdings immer wieder Wärmeschübe durch eine holprige Dramaturgie erhält. Immer wieder bricht der Film vorzeitig ab und hinterlässt halbfertige Gedanken, Beziehungen und Motive. Zusätzlich gibt es auch immer wieder Rückblenden, die ebenfalls die angestrebte Stimmung unterwandern, und die kurze Laufzeit plus auffallend viele Zeitlupenaufnahmen sind weitere Anzeichen für eine harsche, unwirtliche Produktion. Die, wie anzunehmen ist, einiges auf dem Fußboden des Schneideraums hinterlassen hat und gerne etwas mehr Geld und Zeit zur Verfügung gehabt hätte.

Gedreht wurde The Timber in Rumänien, im Karpatengebirge, das eine wunderschöne Szenerie für einen grungigen Neo-Western bietet, der gerne stimmungsvolle Düsterkeit verbreiten möchte, aber des öfteren unrund, etwas unfertig wirkt – fast so, als wäre mit der Kälte auch der Wille auf eine Vision über „bloß schnell abdrehen, ich spüre meine Zehen nicht mehr“ eingefroren. So ein Film läuft gerne unter „solider Unterhaltung“, passend zu einer guten Bild- und Tonqualität und einer okayen Synchro. Im Bonusbereich gibt es, jawohl, solide Hintergrundinfos mit einem Interview (das mal wieder die Geschichte und den Charakter nacherzählt – wohl auf ewig die bevorzugte Geißel unmotivierter Bonusproduzenten!?) und zwei Making Ofs zu zentralen Sequenzen.

The Timber

Schneewestern, ein viel zu kleines Genre, das im Grunde nur aus „Leichen pflastern seinen Weg“ besteht… und jetzt mit „The Timber“ immerhin etwas größer wird. Der Film von Anthony O’Brien spielt in Alaska Ende der 19. Jahrhunderts, als der Yukon-Goldrausch in den letzten Zügen liegt und die einstigen Glücksritter inzwischen von Banken getriebene Outlaws sind.
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