Der letzte Mohikaner - Falkenauge

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Randolph Scott ist Falkenauge

In den ersten Jahren, in denen die Oscars verliehen wurden, gab es auch noch eine Kategorie für den besten assistierenden Regisseur. Bei Der letzte Mohikaner war dies Clem Beauchamp, der dafür mit einer Oscar-Nominierung bedacht worden ist. Obwohl 1936 produziert, ist dies nicht die erste Adaption von James Fenimore Coopers Roman, wohl aber eine der besten.
Im Jahr 1756 herrscht Krieg zwischen England und Frankreich, und das auf gleich drei Kontinenten. In Amerika steht das Fort William Henry unter französischer Belagerung. Der Trapper Falkenauge (Randolph Scott) ist ebenfalls dort und gerät mit einem britischen Offizier aneinander, da die Gefahr besteht, dass die mit den Franzosen verbündeten Huronen die Familien der Männer in diesem Fort töten könnten. Als das Fort überfallen wird, fallen zwei Frauen in die Hände des Huronen Magua. Falkenauge setzt nun alles daran, die Frauen zu befreien.

Der Romanvorlage bleibt dieser Film sehr treu, nur im Finale erlaubt man sich größere Abweichungen. So kommt es in Coopers Roman nicht vor, dass Falkenauge am Marterpfahl der Huronen landet, wenn auch nicht dort endet. Doch davon abgesehen ist dies eine gefällige Adaption, die es versteht, den Roman flüssig für ein anderes Medium zu adaptieren. Philip Dunne verfasste es, nach Bühnenadaption, an der u.a. John L. Balderston beteiligt war, der in diesem Bereich einige Erfahrung vorweisen konnte, hatte er doch Dracula und Frankenstein für die Bühne adaptiert und bei ersterem auch das Skript zu Tod Brownings Verfilmung aus dem Jahr 1931 verfasst.

Anders als dieser frühe Tonfilm entstand Der letzte Mohikaner schon zu einer Zeit, als sich der Tonfilm mehr als konsolidiert hatte. Damit einher geht auch eine flüssige, geradezu energische Inszenierung, die der rasant erzählten Geschichte entsprechend nie in Stillstand verfällt. Mit Randolph Scott hat man einen imposanten Mimen für Falkenauge, auch wenn er in der für ihn typischen Art kaum eine Miene verzieht. Stoischer geht es kaum, für einen Westernhelden ist das aber durchaus adäquat.

Der Film ist in zweierlei Hinsicht mit King Kong und die weiße Frau verbunden. Bruce Cabot, der hier als Magua agiert, war in dem 1933er-Film John Driscoll. Die andere Verbindung ist nicht sicht-, aber hörbar. Teile von Max Steiners Score des Gorillafilms tauchen hier wieder auf, vor allem in den Action-Sequenzen.

Ein faszinierendes Element des Films war für die damalige Zeit besonders gewagt: eine gemischtrassige Liebelei. Zwischen Cora und Uncas entwickelt sich eine sanfte Liebesgeschichte, die zwar nie zu ihrem logischen Ende kommt, aber Romeo-und-Julia-Flair besitzt, und das umso mehr, da Uncas‘ Schicksal natürlich besiegelt ist.

Heutzutage kennt man Michael Manns 1992er-Version der Geschichte am ehesten, dieser mittlerweile fast 80 Jahre alte Film hat sich aber gut gehalten. Er bringt klassisches Gefühl mit sich, ist aber so gut gealtert, dass er neben modernen Versionen problemlos bestehen kann.

Der letzte Mohikaner - Falkenauge

In den ersten Jahren, in denen die Oscars verliehen wurden, gab es auch noch eine Kategorie für den besten assistierenden Regisseur. Bei „Der letzte Mohikaner“ war dies Clem Beauchamp, der dafür mit einer Oscar-Nominierung bedacht worden ist. Obwohl 1936 produziert, ist dies nicht die erste Adaption von James Fenimore Coopers Roman, wohl aber eine der besten.
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