Der Teufel führt Regie

Eine Filmkritik von Martin Beck

Der Boss

Du weißt, dass ein Film keine Sympathiepunkte verteilen möchte, wenn der netteste Charakter von Henry Silva gespielt wird. In Der Teufel führt Regie ist er Nick Lanzetta, ein Auftragskiller im Dienst der Mafia, der gleich zu Beginn ein von Gangstern frequentiertes Pornokino zerlegt. Mit einem Granatenwerfer. Und einer in Stein gemeißelten Schallerfresse, deren stoische Eiseskälte im ganzen Film genau einmal eine Art Lachen absondern darf.
Der Teufel führt Regie ist nach Milano Kaliber 9 und Der Mafiaboss der Abschluss von Fernando Di Leos Mafia-Trilogie. Die anderen beiden Filme sind saftige Genrekracher, angetrieben durch Mario Adorf in exzessiver Höchstform, doch dieses Werk hier zeigt eine nihilistische Gewaltspirale, ohne Ausweg, ohne Emotionen. In gewisser Weise also eine perfekte Plattform für Henry Silva, dessen angeborene Stocksteife fast schon ikonische Größe erreicht, so angegossen passt sie zu seiner Rolle.

Nick Lanzetta ist schon sehr lange Killer und weiß, dass kein Mord der letzte ist. Von Mafiaboss Don Giuseppe D’Aniello (Claudio Nicasto) erhält er den Auftrag, die Familie des verfeindeten Don Antonino Attardi (Andrea Aureli) umzubringen. Ein Überlebender des Massakers, Cocchi (Pier Paolo Capponi), entführt als Vergeltung die Tochter D’Aniellos, was wiederum erneut Lanzetta auf den Plan ruft, der eine tödliche Kausalkette in Gang bringt. Am Ende gibt es nur Verlierer – und ein Cliffhanger-Ende für eine niemals entstandene Fortsetzung.

Der Teufel führt Regie ist so zynisch und kalt, dass es nicht mehr weit bis zu einer Parodie ist. Di Leo vertraut nicht wie sonst auf starke Charaktere und große Emotionen, sondern widmet sich ganz der Darstellung einer fatalen Dominodynamik, die keine Lösung kennt, sondern einzig eine endlose Spirale aus Hass und Blut. Man erfährt kaum etwas über die Figuren, es gibt keine Protagonisten, geschweige denn positiv besetzte Emotionen wie Liebe oder Hoffnung. Der Punkt von Di Leo wird so überdeutlich vermittelt, dass eine „klassische“ Bindung des Zuschauers nur schwer möglich ist.

Aber gut, Italien eben – wo die Geburtswiege theatralischer Übersteigerung steht und selbst ein pessimistischer Anti-Gangsterfilm, der die Mafia als hässliche, unausweichliche Todesfalle beschreibt, mit XXL-Unterstreichungen und ausladenden Ausrufezeichen behangen wird. Di Leo kratzt mit Der Teufel führt Regie an den Politthrillern von Damiano Damiani, der ebenfalls ungestüme Anklagen formuliert und des öfteren einem düsteren Fatalismus frönt. Allzu subtil mag das aus heutiger Sicht nicht erscheinen, zumal die deutsche Synchro die tendenzielle Geschwätzigkeit des Drehbuchs mit knarzigem Trash-Dampf interpretiert, doch drastisch bleibt der Film allemal. Und auch mutig, in seiner im Grunde genommen unkommerziellen Radikalität.

Der Teufel führt Regie spricht mindestens fortgeschrittene Italo-Fans an, deren Anzahl groß genug sein dürfte, um das Lagerleben der auf 1000 Exemplare limitierten Blu-Ray des Labels Filmart absehbar kurz zu halten. Gegenüber der ausverkauften DVD von Koch-Media ist ein klarer Sprung in Sachen Bild und Ton zu verzeichnen, die Wertigkeit der Bonusabteilung dagegen beschränkt sich auf ein Booklet. Was die zusätzliche Anwesenheit der geschnittenen Kinofassung soll, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Die üppigen Extras der amerikanischen Fernando-Di-Leo-Boxen fehlen leider komplett.

Der Teufel führt Regie

Du weißt, dass ein Film keine Sympathiepunkte verteilen möchte, wenn der netteste Charakter von Henry Silva gespielt wird. In „Der Teufel führt Regie“ ist er Nick Lanzetta, ein Auftragskiller im Dienst der Mafia, der gleich zu Beginn ein von Gangstern frequentiertes Pornokino zerlegt. Mit einem Granatenwerfer. Und einer in Stein gemeißelten Schallerfresse, deren stoische Eiseskälte im ganzen Film genau einmal eine Art Lachen absondern darf.
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