Comtesse des Grauens - Hammer Edition (Mediabook)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Mehr Drama als Horror

Im Original wollte Hammer mit dem Titel Lady Dracula punkten, aber natürlich ist es die Geschichte der Blutgräfin Bathory, die für diesen Film Pate stand. Immerhin kann man die Denkweise des Studios nachvollziehen, war Dracula damals doch immer noch eine Bank für die traditionsreiche britische Firma und Bathory zudem eine Inspiration für den Vampirmythos, auch wenn sie nicht das Blut trank, sondern darin badete.
Eigentlich hatte man die Rolle Diana Rigg angeboten, die jedoch ablehnte, woraufhin man sich auf Ingrid Pitt verlegte. Regisseur Peter Sasdy war mit ihrer Leistung aber nicht besonders zufrieden und ließ sie nachsynchronisieren, was zu bösem Blut zwischen den beiden führte.

Der Mann der alten Elisabeth Nadasdy (Ingrid Pitt) stirbt. Bei der Verlesung des Testaments ist Elisabeth nicht gerade erfreut, denn alle Güter muss sie mit Ilona (Lesley-Anne Down), der Tochter des Grafen, teilen. Durch einen Zufall findet die alte Dame heraus, dass das Blut von Jungfrauen eine verjüngende Wirkung auf sie hat. Sie tötet eine ihrer Zofen, um sich so zu verjüngen. Daraufhin gibt sie sich als ihre eigene Tochter aus. Zusammen mit dem ihr treu ergebenen Dobi werden immer mehr Jungfrauen entführt, um Elisabeths Jugend zu sichern.

Zu Beginn der 1970er Jahre befand sich Hammer bereits auf verlorenem Posten. Die Erfolge des zuvorgekommenen Jahrzehnts ließen sich nicht mehr so leicht wiederholen. Das führte zu Änderungen, besonders auch in Hinblick auf die Unschuld, die diese Filme trotz ihrer Horror-Thematik in der Regel verströmten. Hammer spürte die Konkurrenz aus Kontinentaleuropa, die freizügiger und derber die Leute ins Kino lockte. Dem trug man schließlich auch bei Hammer Rechnung — und Ingrid Pitt scheute sich nicht, sich offenherzig zu geben.

Trotz der Umwälzungen bei Hammer ist Comtesse des Grauens ein ungewöhnliches Biest. Weniger unschuldig, weniger naiv, aber auch bei weitem nicht auf Bluteinlagen setzend, was gerade bei diesem Stoff geradezu opportun war. Stattdessen hat Peter Sasdy einen Film inszeniert, der im Grunde kaum etwas mit Horror zu tun hat. Betrachtet man sich Comtesse des Grauens genauer, so stellt man fest, dass dies in erster Linie ein historisches Drama ist.

Das Faszinierende ist dabei, dass keine der Figuren von Haus aus bösartig ist. Die Comtesse wird es letzten Endes, aber obwohl sie gemein und egoistisch ist, fängt sie nicht als Mörderin an — bis ihre Eitelkeit so sehr angesprochen wird, dass sie aller Ratio beraubt ist. Auch der ihr treu ergebene Dobi, von Nigel Green mit Gravitas gespielt, ist ein harter Hund, aber eigentlich kein Schurke, bis er aus Liebe Dinge tut, die unaussprechbar sind. Das ist die eigentliche Stärke des Films, der kaum einen Spannungsbogen besitzt, aber aufwendig gestaltet und gut gespielt zu gefallen weiß.

Das Bild ist auf hohem Niveau, behält aber auch seine Natürlichkeit, was das Filmkorn betrifft. Der Ton kann da nicht ganz mithalten, wobei das Englische etwas klarer klingt. Wie üblich gibt es auch hier reichlich Bonusmaterial. Der deutschsprachige Audiokommentar ist dröge, aber dafür informativ, weit interessanter gestaltet sich aber der Kommentar von Ingrid Pitt, Kim Newman und Stephen Jones. Es gibt ein recht neues Interview mit Sasdy und ein schon 20 Jahre altes mit Pitt. Dazu kommen die typischen Kleinigkeiten wie Trailer, deutsche Titelsequenz, Bildergalerie, Werberatschlag und ähnliches. Erneut eine Top-Präsentation von Anolis, das Hammer fürs 21. Jahrhundert flott macht.

Comtesse des Grauens - Hammer Edition (Mediabook)

Im Original wollte Hammer mit dem Titel „Lady Dracula“ punkten, aber natürlich ist es die Geschichte der Blutgräfin Bathory, die für diesen Film Pate stand. Immerhin kann man die Denkweise des Studios nachvollziehen, war Dracula damals doch immer noch eine Bank für die traditionsreiche britische Firma und Bathory zudem eine Inspiration für den Vampirmythos, auch wenn sie nicht das Blut trank, sondern darin badete.
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