The Last Five Years

Eine Filmkritik von Falk Straub

Singende Liebende

Dass Anna Kendrick wundervoll singt, weiß das deutsche Publikum spätestens seit den Ensemblefilmen Pitch Perfect und Into the Woods. Dass die Schauspielerin mit ihrer Stimme auch eine Hauptrolle ausfüllen kann, beweist sie in The Last Five Years. Darin brilliert sie neben dem Broadway-erprobten Jeremy Jordan. Das Musical von Richard LaGravaneses (P.S. Ich liebe Dich), das zwischen Pitch Perfect und Into the Woods entstand, erscheint nun direkt auf DVD.
Sanft gleitet die Kamera an einer Häuserfassade entlang. Wie ein heimlicher Beobachter schleicht sie sich durch ein Fenster. Dort sitzt die erfolglose Schauspielerin Cathy (Anna Kendrick), die sich gerade von ihrem Ehemann Jamie (Jeremy Jordan), einem erfolgsverwöhnten Schriftsteller, getrennt hat. Jamies Abschiedsbrief vor sich, schüttet Cathy dem Publikum ihr Herz aus. Im Anschluss an diese geschmeidig inszenierte Eröffnungssequenz ist Jamie an der Reihe. In stetem Wechsel singen die beiden über die vergangenen fünf Jahre ihrer Beziehung – vom ersten Kennenlernen über berufliche Rückschläge und erste Erfolge bis zur Trennung. Der Clou dabei: Während Cathy ihre Geschichte rückwärts erzählt, folgen wir Jamie vorwärts durch die Zeit. Nur einmal, in der Mitte des Films während des Heiratsantrags, treffen sie sich.

Dieser Kniff ist nicht neu. Bereits in der Vorlage wechselt Autor und Komponist Jason Robert Brown zwischen den Blickwinkeln seiner Protagonisten. Stephen Sondheims Musical Merrily We Roll Along und Tom Stoppards Theaterstück Arkadien dienten ihm als Inspiration, wie Brown in einem Interview im Bonusmaterial der DVD verrät. Doch während die Schauspieler in der Bühnenversion einzeln an die Rampe treten und das Publikum adressieren, dabei nur einmal gemeinsam agieren, rückt die Verfilmung Cathy und Jamie zusammen in Szene. Das verlangt viel schauspielerisches Geschick. In den mehrminütigen Soli, die Steven Meizlers agile Kamera mit viel natürlichem Licht einfängt, können Anna Kendrick und Jeremy Jordan auf ihr singendes Gegenüber nur mit Mimik und Gestik reagieren. Diese Stellen bergen das größte Irritationspotenzial, selbst wenn Kendrick und Jordan die Aufgabe über weite Strecken meistern.

Aus dem Einheitsbrei romantischer Komödien sticht The Last Five Years auch inhaltlich heraus. Der Film ist schlicht ein gutes Stück ehrlicher und geerdeter. Er zeigt eine Beziehung mit allen Höhen und Tiefen und spart deren Scheitern nicht aus. Durch den Wechsel der Perspektive schlägt sich Regisseur Richard LaGravanese auf keine Seite. Das macht es dem Publikum leichter, die Entscheidungen beider Partner nachzuvollziehen.

Die strenge Form ist aber auch der größte Schwachpunkt des Films. In The Last Five Years wird kaum ein Wort gesprochen. Gesangspart jagt Gesangspart. Das raubt den einzelnen Episoden die (An-)Spannung vor dem musikalischen Ausbruch und dem Film in seiner Gänze, trotz souverän und originell choreografierter Einzelepisoden, die Klimax. Fans des Musiktheaters kommen dennoch auf ihre Kosten. Wer auf Geschichten steht, die nicht larger than life, sondern aus dem Leben gegriffen sind, ist hier genau richtig.

The Last Five Years

Dass Anna Kendrick wundervoll singt, weiß das deutsche Publikum spätestens seit den Ensemblefilmen „Pitch Perfect“ und „Into the Woods“. Dass die Schauspielerin mit ihrer Stimme auch eine Hauptrolle ausfüllen kann, beweist sie in „The Last Five Years“. Darin brilliert sie neben dem Broadway-erprobten Jeremy Jordan.
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