Merantau

Eine Filmkritik von Martin Beck

Auf dem Weg zum Manne

Die beiden The Raid-Filme machen es möglich: Nun erscheint auch die erste Zusammenarbeit von Regisseur Gareth Evans und Hauptdarsteller Iko Uwais auf Blu-Ray. Tatsächlich gab es von Merantau schon mal eine deutsche Veröffentlichung, doch 2010 fehlte einfach noch die Sogwirkung der beiden prominenten Namen. Ausgestattet mit neuem Cover und dem verlockenden Zusatz „uncut Version“ geht es nun also in die zweite Runde, die wesentlich erfolgreicher als der erste Vorstoß ablaufen sollte. Selbst wenn der Film dazu nach wie vor klar unter The Raid-Niveau bleibt.
Bei Merantau war Gareth Evans einfach noch nicht auf dem Action-Punkt, was sich dadurch ausdrückt, dass viel zu viel Zeit mit einer Geschichte zugebracht wird, die eigentlich nicht der Rede wert ist. „Merantau“ bezeichnet die Übergangsphase eines Jungen zum Mann, und bedeutet für Yuda, den von Iko Uwais hier gespielten Helden, erstmal allerlei Gespräche mit seiner Familie, bevor dann irgendwann der Weg nach Jakarta ansteht. Wo er natürlich umgehend Ärger anzieht und praktisch mit dem ersten großstädtischen Atemzug an eine Mädchenhändlerbande gerät, deren einzige Sprache messerscharfe Handkantenhiebe zu sein scheint.

Alles beim Alten also in Martial-Arts-Hausen, mit dem einzigen Unterschied, dass Merantau aus Indonesien kommt. Das mit der „uncut Version“ bezieht sich glücklicherweise auf die internationale Fassung, denn ursprünglich hat der Film nochmal 20 Minuten mehr auf dem Buckel, die allesamt weiteren tiefgründigen Gesprächen vor hübschen Naturkulissen gewidmet sind. Gareth Evans war aus irgendeinem Grund von der Annahme beseelt, dass Actionfans gerne die erste Hälfte eines Films mit Umarmungen und vielen Worten verbringen. Bevor es hier das erste Mal richtig zur Sache geht, ist eiserne Geduld gefragt.

Aber dann… kommt man endlich auf seine Kosten. Die zweite Hälfte von Merantau besteht vorzugsweise aus Kämpfen, Verfolgungsjagden und irren Stunts, die zwar -wie gesagt- nicht die The Raid-Brachialität erreichen, aber auf jeden Fall mit besseren Hongkong-Kloppern Marke Royal Warriors mithalten können. Das Tolle an Uwais und Evans war schon hier die Kombination aus Tiefflug-Akrobatik und einer bodenständigen Grimmigkeit, die statt Poser-Faxen lieber ordentlich in die Kauleiste zimmert. Die Action ist ergebnisorientiert, nicht showorientiert – und kann trotzdem noch etliche „krass, spul mal zurück“-Momente hervorbringen.

Alleine schon mit diesem Kniff hebt sich Merantau über viele asiatische Konkurrenten, und wenn man am Ende verwundert feststellt, dass so gut wie kein Blödelhumor aufgetaucht ist, rückt der Kamikaze-Olymp nochmal ein gutes Stück näher. Indonesien ist ja eigentlich die erste Heimat unterirdischer Trottelhorrorfilme, und Barry Prima, der letzte Actionheld des Landes, hatte ebenfalls einen ausgeprägten Hang zu überdrehten Trashanfällen, doch hier reißt man sich überraschend stringent zusammen. Was Iko Uwais angeht, der übrigens aussieht wie Tony Jaa zu Ong Bak-Zeiten, ist das eine gute Sache, die bereits eine gesunde Kamerapräsenz ankündigt, und was die Geschichte angeht, kann man ja glücklicherweise vorspulen. Hauptsache kein Kindergarten-Humor à la Thailand, alles andere, wie zum Beispiel Gähnen, tut klar weniger weh.

Wem die Wartezeit auf The Raid 3 zu lang ist, bekommt mit Merantau eine akzeptable bis gute Ersatzdroge. Bild und Ton der neuen Veröffentlichung sind identisch mit der ersten Blu-Ray, was immer noch Abstriche bei der platten Synchro bedeutet, und die Extras bestehen nach wie vor aus Making Ofs und ein paar geschnittenen Szenen – keine große Sache, aber immerhin so umfangreich, dass der geneigte Fan nachher keine Fragen mehr hat.

Merantau

Die beiden „The Raid“-Filme machen es möglich: Nun erscheint auch die erste Zusammenarbeit von Regisseur Gareth Evans und Hauptdarsteller Iko Uwais auf Blu-Ray. Tatsächlich gab es von „Merantau“ schon mal eine deutsche Veröffentlichung, doch 2010 fehlte einfach noch die Sogwirkung der beiden prominenten Namen.
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