Suspiria (1977)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Farbreigen des Schreckens

Die Limitierung ist hoch. 4350 Stück sind es geworden. Ausschlaggebend war die Menge der Vorbestellungen. Nun ist das gute Stück erhältlich: Dario Argentos vielleicht bester, auf jeden Fall farblich intensivster Film liegt erstmals in einer neuen Restauration vor, die die Farbgebung des Original-Negativs exakt wiedergibt. Vier Disks sind enthalten, ganz günstig ist das Ganze nicht, aber besser als hier wird Suspiria niemals aussehen.

Erzählt wird die Geschichte der jungen Frau Suzy, die in eine Tanzschule kommt, in der jedoch eine Hexe, eine der Drei Mütter, die Direktorin ist – und wer ihr auf die Schliche kommt, ist des Todes. Im Grunde ist Suspiria ein Märchen. Argento hätte es auch gerne mit Kindern gedreht, fürchtete jedoch, dass sich dadurch zu viele Schwierigkeiten ergeben würden. Darum ließ er die Figuren älter werden, achtete bei den Sets und Dreharbeiten aber immer wieder darauf, die Größenverhältnisse so zu gestalten, dass man als Zuschauer das Gefühl hatte, es mit Kindern zu tun zu haben. Man achte einfach mal auf die Szene, als Suzy durch den Gang geht und an der Tür vorbeikommt – die Türklinke befindet sich auf Höhe ihres Kopfes.

Mit Suspiria bewegte sich Argento in eine vollkommen neue Richtung. Er verließ die Pfade des Giallo, den er ohnehin zum Höhepunkt geführt hat, und interessierte sich nun für das Okkulte. Er ließ sich von Thomas de Quincey und dessen Romanen inspirieren. Das Thema der Drei Mütter – er kam durch de Quinceys Roman Confessions of an Opium Eater, in dem der Autor äußerte, er wolle über die Drei Mütter schreiben, was er nie getan hat – faszinierte ihn, weswegen er gar plante, daraus eine Trilogie zu machen. Die erste dieser Geschichten, Suspiria, ließ er in Freiburg spielen (gedreht wurde jedoch in München).

Argento schuf in Suspiria einen wilden Reigen der Farben, wobei die unkonventionelle Musik von Goblin ein Übriges dazu tut, dem Ganzen einen (alb)traumhaften Charakter zu verleihen. Die Kraft der Bilder ist schon beeindruckend, weil Argento in Pomp und Pracht schwelgt und stets mit einer Farbchoreographie spielt, die jenseits der Normalität ist. Würden diese Bilder jedoch noch einigermaßen normal erscheinen – oder zumindest nicht bedrohlich –, so ist es die Musik, die den Puls beschleunigt.

Das Mediabook bietet ein wahres Füllhorn an Bonusmaterial. Auf den Filmdisks – DVD und Blu-ray – ist ein Audiokommentar von Dr. Marcus Stiglegger und Kai Naumann enthalten, der sehr ins Analytische geht. Eine komplette DVD ist weiterem Bonusmaterial gewidmet. Faszinierend ist der Bildvergleich zwischen der DVD aus dem Jahr 2005, der italienischen Blu-ray aus dem Jahr 2009 und dem neuen Master von 84 Entertainment. Das Ergebnis ist beeindruckend, ist der Film doch erstmals seit seinem Kino-Release in der Farbgebung zu sehen, in der er immer intendiert war. Die Unterschiede sind teils subtil, sorgen aber für eigenes Flair.

Gleich vier Interviews mit Dario Argento, die zwischen den Jahren 2005 und 2014 entstanden, sind enthalten. Außerdem auch ein Q&A, das auf dem Cinestrange Festival im Jahr 2012 stattgefunden hat. Dort war auch Claudio Simonetti eingeladen, der ein Stück live eingespielt hat. Desweiteren umfasst das Bonusmaterial Trailer und TV-Spots, ein relativ überflüssiges BBFC-Cut-Reel mit Einstellungen, die bei der damaligen britischen Kinofassung entfernt wurden, und Auszüge aus Stephen King’s World of Horror, die sich mit Dario Argento befassen. Eine Bildergalerie befasst sich mit der Restauration. Auf diese wird von Torsten Kaiser auch im umfangreichen Booklet eingegangen. Akribisch zeigt er auf, wie aufwendig die Restauration war. Ebenfalls im Booklet enthalten ist ein Essay von Stiglegger, das sich anregend liest. Abgerundet wird das Mediabook durch eine CD, die den wuchtigen Soundtrack von Goblin enthält.
 

Suspiria (1977)

Die Limitierung ist hoch. 4350 Stück sind es geworden. Ausschlaggebend war die Menge der Vorbestellungen. Nun ist das gute Stück erhältlich: Dario Argentos vielleicht bester, auf jeden Fall farblich intensivster Film liegt erstmals in einer neuen Restauration vor, die die Farbgebung des Original-Negativs exakt wiedergibt. Vier Disks sind enthalten, ganz günstig ist das Ganze nicht, aber besser als hier wird „Suspiria“ niemals aussehen.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen