Landauer - Der Präsident

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Späte Ehren für eine tragische Persönlichkeit

Im Jahre 1932 gewann der FC Bayern München mit einem 2:0 gegen Eintracht Frankfurt die Deutsche Fußballmeisterschaft. In diesen wirtschaftlich kargen Zeiten war ein Ticket für das Stadion für viele Fans schwer erschwinglich, doch wer eines besaß, hörte sich die Übertragung des Spiels im Radio an. So auch die wohlhabende, auf dem Lande weilende Familie des bayerischen Vereinspräsidenten Kurt Landauer (Josef Bierbichler), der die Mannschaft natürlich persönlich auf den Platz begleitete, und der Sieg der heimischen Elf wurde mit knallenden Korken zum Wohle „Onkel Kurts“ gebührend begangen, der den überraschenden Erfolg in seiner ruhigen Art eher feierlich gefasst aufnahm.
Mit diesem Ereignis startet der biographisch orientierte Fernsehfilm Landauer – Der Präsident von Hans Steinbichler, der am 14. Oktober 2014 parallel zu seiner TV-Premiere in ausgewählten Kinos fünf bayerischer Städte gezeigt wurde, einen Tag darauf im ersten Programm zusammen mit der anschließenden Dokumentation Landauer – gefeiert, verbannt, vergessen zu sehen war und danach im Bayerischen Fernsehen unter dem Titel Landauer – Der Talk in einer Runde von Fußballexperten im Foyer des Jüdischen Museums München diskutiert wurde – noch einmal reichlich späte Ehre für Kurt Landauer, der 1961 verstarb und im vergangenen Jahr zum Ehrenpräsidenten des FC Bayern München ernannt wurde.

1884 als Sohn einer jüdisch-bayerischen Kaufmannsfamilie geboren spielte Kurt Landauer bereits als Jugendlicher für „seinen“ Verein, dessen Präsident er erstmalig 1913 wurde. Von den Nationalsozialisten 1938 ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, flüchtete er im Jahre darauf nach Genf, wo er bis 1947 lebte. Zu diesem Zeitpunkt seiner Rückkehr nach München setzt auch der Film wieder an, der Kurt Landauer bei seiner Ankunft am Bahnhof mit einem Freund zeigt, der sogleich von einem Passanten als Jude identifiziert, beschimpft und bespuckt wird – da herrschen rüde Zeiten im Nachkriegsdeutschland, was auch der heimkehrende ehemalige Fußballpräsident noch häufiger spüren wird.

Einen kleinen Jungen, der ihn am Bahnhof nach einer Adresse gefragt hat, nimmt der kräftig am Wiederaufbau des Fußballvereins interessierte Kurt Landauer unter seine Fittiche, und neben seiner Freundin Maria (Jeanette Hain), die sich ihm zwar spontan hingibt, dann aber erst einmal auf Distanz geht, erscheint dieses Kind als sein bevorzugter Gesprächspartner und Vertrauter – hier erlebt der Zuschauer diesen unerschütterlich wirkenden, gebeutelten, doch nicht gebrochenen Mann als empfindsame Seele, die in dem festen Vorhaben, das Training und die Leidenschaft für Fußball in der Region wieder aufflammen zu lassen, so etwas wie eine Heimat und Lebensaufgabe sieht.

Doch die Alliierten, hier die US-Amerikaner, geizen mit den Lizenzen für Vereine, und es bedarf des trickreichen, energischen Engagements Kurt Landauers, hier eine Bresche für „seine“ Mannschaft zu schlagen, während er zögerlich mit dem Gedanken spielt, Deutschland zu verlassen und ein Schiff nach New York zu nehmen, um sich dort niederzulassen. Auch Maria ist schließlich bereit, mit ihm auszuwandern, doch seine Vision von der Auferstehung des FC Bayern München vereitelt diese Pläne. Als anonymer Gönner opfert er seine finanzielle „Wiedergutmachung“ dem Bau eines neuen Stadions, und damit beginnt eine neue Ära des Clubs, dessen Präsidenten jedoch nicht alle Mitglieder schätzen …

So unspektakulär, sorgfältig und ungemein sympathisch die Figur des Kurt Landauer auch von Josef Bierbichler verkörpert wird, zerfasert sich der Film doch einerseits allzu stark im Fragmentarischen, und weiterhin kommen bedeutsame Themen dieser letztlich tragisch erscheinenden Lebensgeschichte und ihrer soziopolitischen Hintergründe überwiegend schlichtweg zu kurz. Auch wenn sein heute 91jähriger Neffe Uri Siegel in der Dokumentation Landauer – gefeiert, verbannt, vergessen, die auch auf der DVD zu finden ist, seinen Onkel als sehr zurückhaltend beschreibt, was Erzählungen schrecklicher Erfahrungen betraf, werden hier doch in der recht oberflächlichen Manier eines offensichtlich um Nivellierung bemühten Porträts schwergängige Aspekte dieser zweifellos bemerkenswerten Persönlichkeit ausgeblendet, so dass viel Interessantes dargestellt wird, aber wenig wahrhaft Berührendes erscheint.

Landauer - Der Präsident

Im Jahre 1932 gewann der FC Bayern München mit einem 2:0 gegen Eintracht Frankfurt die Deutsche Fußballmeisterschaft. In diesen wirtschaftlich kargen Zeiten war ein Ticket für das Stadion für viele Fans schwer erschwinglich, doch wer eines besaß, hörte sich die Übertragung des Spiels im Radio an.
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