Hunted - Vertraue niemandem (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Kick it like Melissa

Es wäre eigentlich einmal an der Zeit, sich präzise anzusehen, welche Rolle für die ja immer noch dünn gesäten Actionheldinnen in Film und Fernsehen Schwangerschaften und Mutterschaft spielen; daraus lässt sich womöglich einiges über den Status Quo der Geschlechterverhältnisse in unserer Gesellschaft ablesen. Eine der frühesten richtig hart zupackenden Helden, Geena Davis’ Sam/Charly in Tödliche Weihnachten, sagt sich ja als Heldin erst emotional von ihrer Tochter los, bevor es ihr am Schluss gelingt, Mutter und kaltblütige Geheimagentin zugleich zu sein.
In Hunted dagegen verschwindet das noch ungeborene Kind selbst relativ schnell aus der Handlung, weil Alex Hunter (Melissa George) einen Bauchschuss nur knapp überlebt – aber die Schwangerschaft, wie die ihr vorausgehende Liebesbeziehung – durchdringt heimlich die ganze Handlung der britischen Serie. Vordergründig allerdings überkreuzen sich darin zwei ganz andere Handlungsstränge. Erstens will Alex herausfinden, wer versucht hat, sie umzubringen, und taucht deshalb nach einem Jahr in der Versenkung plötzlich wieder bei ihrem Arbeitgeber auf. Dieser aber, eine Art privater Geheimdienst, Mordaufträge werden auch gern angenommen, setzt sie zweitens auf einen Londoner Geschäftsmann an, der mit einem großen Bauauftrag sehr reich werden will.

Durch zahlreiche Akteure – der MI6 ist ebenso involviert wie einige Personen mit sehr undurchsichtigen Motiven – entsteht so ein vielschichtiges, sich ständig veränderndes Geflecht an Handlungssträngen, Abhängigkeiten und Gefahren. Nie weiß man genau, wer gerade welche Seite mit Informationen versorgt, Morde und Schießereien sind so an der Tagesordnung, dass nicht zu empfehlen ist, die Serie im Rahmen einer „binge watching“-Aktion am Stück zu sehen, sonst traut man anschließend keiner Menschenseele mehr und vermutet auf jedem Hausdach einen Scharfschützen.

Seine Spannung bezieht Hunted vor allem aus der so kontinuierlich aufrechterhaltenen Gefährdung für die Hauptfigur und aus den kontinuierlichen Verschiebungen zwischen den Nebenfiguren und Antagonisten. Dafür wechselt die Serie zwischen oft explosiven und mitreißenden Actionszenen – George wird als veritable Superagentin inszeniert und mutiert glücklicherweise nie zur „damsel in distress“, die von ihren Kollegen gerettet werden müsste – Überwachungssequenzen und ruhigen Dialogen.

Dass der BBC-Koproduktion dabei ein paar Elemente unterlaufen, die ziemlich unrealistisch erscheinen müssen – dass etwa manche ansonsten mit riesigem Aufwand bewachten Bürogebäude anscheinend über keinerlei Videoüberwachung verfügen, mag man nun wahrlich nicht glauben. Und muss das Ganze wirklich in eine veritable Verschwörungstheorie münden? Man weiß es nicht; aber zum Ausgleich gibt es ja die Befriedigung, dass endlich mal, Schwangerschaft hin oder her, eine Frau den Männern so richtig zeigt, wohin der Stiefel tritt.

Hunted - Vertraue niemandem (Blu-ray)

Es wäre eigentlich einmal an der Zeit, sich präzise anzusehen, welche Rolle für die ja immer noch dünn gesäten Actionheldinnen in Film und Fernsehen Schwangerschaften und Mutterschaft spielen; daraus lässt sich womöglich einiges über den Status Quo der Geschlechterverhältnisse in unserer Gesellschaft ablesen. Eine der frühesten richtig hart zupackenden Helden, Geena Davis’ Sam/Charly in „Tödliche Weihnachten“, sagt sich ja als Heldin erst emotional von ihrer Tochter los, bevor es ihr am Schluss gelingt, Mutter und kaltblütige Geheimagentin zugleich zu sein.
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