Die grüne Minna (DVD)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Die netten Knastbrüder aus dem Malkurs

Genauso wie die Bezeichnung „grüne Minna“ inzwischen im Museum polizeilicher Kosenamen gelandet ist, stammt auch Die grüne Minna aus einer anderen Komödienzeit – die sich speziell in England oft mit überschaubaren Arbeiterklasse-Themen auseinandersetzte und dazu dann fein gewürzten „cockney wit“ servierte. Vordergründig wird hier sehr viel gelächelt und ein volkstümelnder Schwank erzählt, der dann hintergründig immer wieder mit giftigen Spitzen und drolligen Spleens am Leben erhalten wird.
Als Handlungsort von Die grüne Minna dient das Gefängnis in Huntleigh, in dem drei Gefangene (gespielt von Peter Sellers, David Lodge und Bernard Cribbins) ein ganz wunderbares Leben führen. Da immer nur Malkurs und Gartenarbeit auf Dauer aber etwas langweilig sind, beschließen sie, für eine Nacht auszubrechen und Diamanten im Wert von zwei Millionen Pfund zu stehlen. Alles scheint nach Plan zu laufen, doch dann wird einer der Wächter ausgetauscht – gegen einen Hardliner namens Sour Crout (Lionel Jeffries), dem die laxen Gegebenheiten im Knast ein spitzer Dorn im Auge sind.

Wie nicht unschwer zu erraten, gehört Die grüne Minna vor allem Peter Sellers, der als Oberausbrecher eine hinreissende Vorstellung hinlegt – wenngleich mit wesentlich weniger Biss als zum Beispiel bei Jagt den Fuchs oder natürlich Dr. Seltsam. 1960, als dieser Film entstand, war Sellers „nur“ ein britischer Star und musste sich immer noch seinen Drehbüchern unterordnen. Auch hier wurden einige Szenen ganz sicher improvisiert, aber so richtig vom Leder ziehen konnte er noch nicht. Besonders gelungen sind auf jeden Fall seine Konfrontationen mit Lionel Jeffries, die beiden spielen sich schärfere Bälle zu als es das sonstige Drehbuch erlauben würde.

Das Gute an Die grüne Minna ist, dass auch Peter Sellers auf halber Kraft noch absolut sehenswert bleibt, und das Schlechte an Die grüne Minna ist, dass man richtig merkt, dass die andere halbe Kraft dringend herausgelassen werden möchte. Regisseur Robert Day hält das Geschehen auf weitgehend unverbindlichem Niveau und macht daraus eine milde unterhaltsame Komödie, die unter Umständen als entfernter Großcousin der Ealing-Klassiker durchgehen könnte. Auch wenn es um Gefängnisinsassen und Raubüberfälle geht, der Tenor bleibt vorzugsweise nett und direkt.

Angesichts der spannenden Filme, die Peters Sellers bereits kurz nach Die grüne Minna gedreht hat, darf man hier schon die zweite Schublade von oben öffnen, doch nur für sich genommen bleibt immerhin charmante Unterhaltung mit typisch britischer Schlagseite. In seiner kleinen Gefängniswelt landen ruppige Knastklischees auf weich gefederten Daunenbetten, während der Milchmann gerade Leckereien durchs gesiebte Fenster schmuggelt. Es ist ein gutes Leben hinter Gittern, scherzliche Bonmots fliegen durch die Luft — und wenn dann der Heist stattfindet, kann man immer noch darüber staunen, wie einfach damals kriminelle Handlungen zum Erfolg führen konnten.

Die grüne Minna – ein klassischer Sonntag-Nachmittag-Kandidat, um mal wieder *dieses* Totschlag-Argument zu bemühen, und genauso schwarzweiß wie vorwiegend harmlos und milde spaßig. Die DVD von Filmjuwelen bietet ein angenehm scharfes Bild und die deutsche Synchro ist richtig klasse, fast so gut wie der O-Ton. Als Bonus liegt ein schickes Booklet bei.

Die grüne Minna (DVD)

Genauso wie die Bezeichnung „grüne Minna“ inzwischen im Museum polizeilicher Kosenamen gelandet ist, stammt auch „Die grüne Minna“ aus einer anderen Komödienzeit – die sich speziell in England oft mit überschaubaren Arbeiterklasse-Themen auseinandersetzte und dazu dann fein gewürzten „cockney wit“ servierte. Vordergründig wird hier sehr viel gelächelt und ein volkstümelnder Schwank erzählt, der dann hintergründig immer wieder mit giftigen Spitzen und drolligen Spleens am Leben erhalten wird.
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