Black Butler (DVD)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Japan, 2020: Die Frisur sitzt

Eine weitere Verfilmung eines erfolgreichen Mangas, geplagt von sämtlichen Problemen, die man dieser “Filmgattung“ nur allzu gerne hinterherwirft: Unausgegorene Charaktere, leere Posen, eine nerdige Handlung, inhaltliche Veränderungen des Ausgangsstoffes – Black Butler schöpft aus dem Vollen…und schafft damit das Kunststück, sowohl Manga-unkundige Neulinge als auch jahrelange Fans zu verprellen.
Der Plan hier war anscheinend eine übernatürliche Variante von Sherlock Holmes, mit einer (als Junge verkleideten) Schlosserbin und ihrem dämonischen Butler als Ermittlerduo, das es im Japan des Jahres 2020 mit mumifizierten Leichen zu tun bekommt. Gegenüber dem Manga wurden diverse Nebenfiguren fallengelassen, die Erbin ist eigentlich ein Erbe und als ursprünglicher Ort der Handlung diente das viktorianische England – wo es aber schwierig ist, alle Rollen mit Japanern zu besetzen.

Man sollte eigentlich meinen, dass ein Stoff, der seit 2006 entwickelt wird und neben den Mangas bereits zwei Animeserien und zwei Bühnenmusicals hervorgebracht hat, irgendwann mal interessante Charaktere und Geschichten findet. Dass bei Black Butler die Szenerie von abstrus jungen Jugendlichen beherrscht wird, die perfekt frisiert sind und unglaublich viel plappern, darf deswegen als Mysterium eingestuft werden, das im Grunde genommen viel spannender ist als der läppische Kriminalfall der Handlung.

„Style over substance“, natürlich, und dabei aber nicht stylish genug, um wirklich abzulenken von den sich nur über Macken und Worthülsen definierenden Charakteren, deren große Posen niemals eine Berechtigung erhalten. Das Drehbuch von Tsutomu Kuroiwa kriegt die Essenz des Mangas nie in den Griff und die beiden Regisseure Kentarou Outani und Sato Keiichi verfransen sich in einem zerdehnten Zitatedschungel, der bis zum Ende keinen Zug entwickelt. Mehr als einmal kommt es einem vor, als würden einfach stur die Manga-Eckpunkte abgearbeitet, egal ob es nun zur Handlung passt oder nicht.

Black Butler bemüht sich einfach nicht wirklich und endet als beizeiten lachhaft düsteres Festival bleicher Posen, die in ihrer steifen Künstlichkeit vor allem Langeweile entsenden. Die Mangafans schnauben ob der plakativen Änderungen, die Unkundigen verlieren sich in kühlen Oberflächen und diejenigen, die sich bei solchen Gelegenheiten gerne an überbordenden Actionszenen festhalten, bekommen ein paar viel zu kurze und durch und durch künstliche Akrobatikeinlagen. Sich ganz groß in Stellung begeben, die perfekt hingesprayte Haarsträhne mal kurz erzittern lassen und dann per „bullet time“-Gehampel alle im Hau- und Hüpfradius rasend schnell platt machen.

Mit Verlaub, das ist einfach erbärmlich. Wenn man einen Manga adaptiert, muss einfach genug Traute im Spiel sein, um einen filmischen Zugang zu ermöglichen. Marvel hat das seit Jahren kapiert und zieht es konsequent durch (egal was man von den Ergebnissen letztendlich halten mag), doch hier bleibt es bei halbgaren Kompromissen, gepaart mit einer enervierenden Ladung Unvermögen. Black Butler ist ein glatter Reinfall – auch übrigens, was die platte deutsche Synchro angeht. Dass der Verleih ein schickes Digipack mit Goldprägung und Booklet im Gepäck hat, kommt einer dreibeinigen Katze gleich, der man ein „hab mich lieb“-Schild umgehängt hat.

Black Butler (DVD)

Eine weitere Verfilmung eines erfolgreichen Mangas, geplagt von sämtlichen Problemen, die man dieser „Filmgattung“ nur allzu gerne hinterherwirft: Unausgegorene Charaktere, leere Posen, eine nerdige Handlung, inhaltliche Veränderungen des Ausgangsstoffes – „Black Butler“ schöpft aus dem Vollen…und schafft damit das Kunststück, sowohl Manga-unkundige Neulinge als auch jahrelange Fans zu verprellen.
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