Party Invaders (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Rajko Burchardt

Darf ich dein +1 sein?

Eine College-Party, wie man sie hoffentlich nicht aus dem Leben, aber doch ausreichend aus US-amerikanischen Teenieklamotten kennt: David (Rhys Wakefield) möchte seine Exfreundin Jill (Ashley Hinshaw) zurückerobern, Freund Teddy (Logan Miller) die unnahbare Schönheit Melanie (Natalie Hall) rumkriegen. Und dazwischen wird gesoffen und getanzt, immer im Wiederholungsschleifenrhythmus der passenden Dumpfmucke. Adoleszenzeskalation wie gehabt also, gäbe es da nicht einige verdammt unheimliche Risse im All-American-Gewebe vergnügungssüchtiger Jerks und Jocks. Als wäre die besinnungslose Feiermeute nicht schon schaurig genug, kommt es nach einem Kometeneinschlag ganz plötzlich zur buchstäblichen Verdopplung der anwesenden Partygäste: Die sich ihrer selbst offenbar nicht bewussten Duplikate schleichen zunächst unbemerkt durch das große Anwesen, ehe David und seine Freunde von ihnen (beziehungsweise sich) Notiz nehmen.
Zeitsprung? Außerirdische Klone? Oder doch nur übler Drogentrip? Gewiss jedoch ist das erst einmal eine hochspannende Prämisse. Und Party Invaders, der im Original wesentlich sinniger schlicht +1 heißt, bereitete uns mit einigen Irritationsmomenten beinahe heimlich auf sie vor: Da sind zum einen die Bilder einer seltsam repliziert wirkenden Wahrnehmung, die sich ganz banal in die Exposition schleichen. Und zum anderen der eigentliche, melodramatische Motor des Films, die Beziehung zwischen David und Jill. Weil er ein Mädchen küsst, das er in einem kurzen Augenblick für seine Freundin hielt (ein doofer Zufall, wie er später einräumt), wendet sich Jill verletzt von ihm ab. Sie habe sich dadurch austauschbar gefühlt, die Beziehung sei nicht mehr zu retten. Es folgt besagte Festivität, bei der das Motiv schon unwissentlich gesetzt ist.

Natürlich könnte man Party Invaders nun auf seine diversen Genretwists herunterbrechen, die ihn zeitweilig als eine Art Teen-Update hinlänglich bekannter Zeitreiseideen ausweisen (nur eben im Project-X-Gewand). Aber das wäre eigentlich der langweiligste Zugang, so er üblichen Time-Loop-Geschichten ohnehin nichts Neues hinzufügt. Interessanter ist schon, wie der für sein Remake von Last House on the Left nicht gerade berühmte Regisseur Dennis Iliadis diese Variation auf Körperfresser- und Raumzeitbewegungs-Sujets an seine Figuren bindet. Da treffen die ohnehin bereits uniform-schnöseligen College-Studenten eben auf Abziehbilder ihrer selbst, ohne dass dafür erst besondere (ästhetische) Bedingungen ausgehandelt werden müssten. Und wenn die eigenen Doppelgänger dabei auch noch für bestimmte Zwecke (oder vielmehr: sinistre Befindlichkeiten) genutzt werden, sind nicht etwaige Science-Fiction-Bestandteile des Plots verstörend, sondern vielmehr die unerwartete Abgründigkeit der Protagonisten.

Es ist zumindest bemerkenswert, wie dieser kleine, unabhängig produzierte Genrebastard nicht zum selbstcleveren Rätselraten verführt (man kennt das ja leider zu gut, diesen Richard-Kelly-Habitus, mit dem sich junge Filmemacher zum nächsten David Lynch inszenieren wollen), und auch nicht auf vordergründige (Spezial-)Effekte abzielt. Es geht tatsächlich darum, was die Figuren in Party Invaders mit der unheilvoll-phantastischen Situation anfangen. Oder wie sie sich, mal trostvoll-romantisch, mal mörderisch-narzisstisch, zu ihren Ich-Spiegelungen verhalten: Durchaus möglich, dass so ein Duplikat einer geliebten Person ungleich besser zu einem passen kann, als es das eigensinnige „Original“ tut, nicht wahr? Und dass es diesen Film mit Brenton Spencers The Club 1994 schon einmal in sehr ähnlicher, kaum gelungener Form gegeben hat, spielt dabei eigentlich keine Rolle. Oder anders: passt ja so gesehen sogar außerordentlich gut.

Party Invaders (Blu-ray)

Eine College-Party, wie man sie hoffentlich nicht aus dem Leben, aber doch ausreichend aus US-amerikanischen Teenieklamotten kennt: David (Rhys Wakefield) möchte seine Exfreundin Jill (Ashley Hinshaw) zurückerobern, Freund Teddy (Logan Miller) die unnahbare Schönheit Melanie (Natalie Hall) rumkriegen. Und dazwischen wird gesoffen und getanzt, immer im Wiederholungsschleifenrhythmus der passenden Dumpfmucke.
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