iLove: geloggt, geliked, geliebt (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Er ist alles, was sie liebt, nur nicht er selbst

Liebe in Zeiten des Internets kann so einfach sein – oder auch so schwierig. Eines aber ist es: voller Information, die sich in sozialen Netzwerken finden lässt. Die Prämisse des Films, dass ein Mann mit Hilfe der hier gewonnenen Informationen zum Traummann seiner Angebeteten wird, ist interessant, leidet aber ein wenig darunter, dass es heutzutage kaum vorstellbar ist, dass zwei Menschen, die sich daten, nicht ohnehin ihre Facebook-Seiten studieren würden.
Schriftsteller Sam (Justin Long) lernt in einem Café die Bedienung Birdie (Evan Rachel Wood) kennen. Er ist an ihr interessiert, weiß aber nicht recht, wie er den Anfang machen soll. Sein Kumpel rät ihm, sich Informationen über sie durch ihr Facebook-Profil zu besorgen. Sam folgt dem Rat, übertreibt es aber total. Er will Birdies Traummann werden, bereitet sich vor, lernt sie schließlich kennen und will mit all den Interessen, die sie hat und die er vorgibt zu haben, punkten. Aber je länger er die Scharade aufrecht erhält, desto mehr fragt er sich, ob er sich dabei nicht selbst verliert.

Mit der Prämisse mag man hadern, mit der Umsetzung jedoch nicht, denn diese durch den Arthaus-Fleischwolf gedrehte Romcom funktioniert auf ungewöhnliche Weise. Sie erinnert an Ruby Sparks, auch und gerade, weil beide Hauptfiguren Schriftsteller sind, und weil die Prämisse einen gewissen Faktor an gruseliger Grundstimmung parat hält, auch wenn iLove weit weniger düster gestaltet ist. Tatsächlich schafft Justin Long es, die Figur so zu spielen, dass er trotz seiner Stalker-Mentalität nett und sympathisch bleibt.

Das funktioniert, weil seine Figur eine sehr introvertierte ist. Er ist ein Mensch, der keine großen Erfahrungen mit Beziehungen hat, der glaubt, den richtigen Weg gefunden zu haben, der dann aber von Selbstzweifeln aufgefressen wird. Denn wie kann eine Frau wie Birdie ihn, der er sich selbst als Lügner wahrnimmt, wahrhaftig lieben? Er versteht sich selbst nicht, und er versteht Birdie nicht. Es braucht den Input von außen, damit er das erkennt, da er seine eigene Geschichte – Sam hat sein Erlebnis mit Birdie als Roman verarbeitet – in ihrer Tragweite nicht wirklich begreifen kann.

Das ist der kleine, aber durchaus fein gestaltete Konflikt dieses Films, der zwar gängige Romcom-Elemente nutzt, sie aber so zusammensetzt, dass mehr als nur ein Funken Originalität zu Tage tritt. Long, der den Film auch produziert hat, hat offenbar einige Gefälligkeiten eingefordert, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist iLove ansprechend besetzt: Peter Dinklage, Sienna Miller, Brendan Fraser, Vince Vaughn, Sam Rockwell und Busy Phillips bereichern den Film, der dennoch nie wie geschlecktes Hollywood, sondern wie ein bodenständiger Independent wirkt.

Die Chemie zwischen Justin Long und Evan Rachel Wood ist nicht wirklich vorhanden, aber das mag dem Film sogar helfen. Es lässt den Zuschauer ebenso wie Longs Figur zweifeln, ob diese Beziehung je unter einem guten Stern stehen kann. Unterm Strich ist iLove eine hübsch anzusehende, ein bisschen unkonventionelle Romcom. Und noch mehr als das: Der wohl netteste Stalker-Film aller Zeiten.

iLove: geloggt, geliked, geliebt (Blu-ray)

Liebe in Zeiten des Internets kann so einfach sein – oder auch so schwierig. Eines aber ist es: voller Information, die sich in sozialen Netzwerken finden lässt. Die Prämisse des Films, dass ein Mann mit Hilfe der hier gewonnenen Informationen zum Traummann seiner Angebeteten wird, ist interessant, leidet aber ein wenig darunter, dass es heutzutage kaum vorstellbar ist, dass zwei Menschen, die sich daten, nicht ohnehin ihre Facebook-Seiten studieren würden.
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