Camp X-Ray: Eine verbotene Liebe

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Glaubwürdiger Blick auf Männlichkeitsrituale und die Hölle von Guantanamo

Mit dem Drama Camp X-Ray: Eine verbotene Liebe über die riskante Annäherung zwischen einer jungen Soldatin und einem Guantanamo-Häftling legt Peter Sattler sein Regiedebüt vor. Der auf zahlreichen Festivals gezeigte Film, darunter in Hof und dem Wiesbadener Exground, stellt Kristen Stewarts erneute Zuwendung zu anspruchsvolleren Independent-Rollen dar, nachdem sich ihre Präsenz in seichten Blockbustern wie der Twilight-Reihe lediglich auf ein attraktives Auftreten beschränkte. Während ihrer Kinderstar-Periode zehn Jahre zuvor traf sie bei dem Thriller Undertow – Im Sog der Rache schon auf Sattler, der damals in der Design-Abteilung arbeitete.
Als junge Soldatin aus einer beengten Kleinstadt wird Stewart als Private Amy Cole nach Guantanamo Bay versetzt, obwohl sie eigentlich auf einen Einsatz im Irak hoffte. Dort muss sie sich innerhalb einer weitgehend männlich dominierten Hierarchie durchsetzen, was Cole schwerer fällt als ihrer Waffenschwester Mary. Bald kommt sie als Wächterin in Kontakt mit dem Gefangenen Ali, der hier schon seit acht Jahren ohne Anklage einsitzt. Zunächst beschimpft der Araber bei einem Wutanfall die unerfahrene Rekrutin und bewirft sie mit Fäkalien. Doch allmählich beginnt sich Amy für den Gefangenen und seine Beweggründe zu interessieren. Heimlich entwickelt sich zwischen den beiden ungleichen Menschen eine Freundschaft.

Sattler setzt auf ein ruhiges Militärdrama mit einem Appell für Menschlichkeit und Empathie. Die zermürbende Alltagsroutine aus permanenter Unterdrückung, Demütigungen und dem versuchten Bruch des freien Willens bei den Gefangenen wirkt sich ebenfalls negativ auf die Psyche der Soldat_innen aus. Auf Foltereinlagen kann Sattler verzichten. Ihm gelingt ein glaubwürdiger Blick auf Männlichkeitsriten und eine stete Hackordnung, innerhalb der Amys Mitgefühl schnell an ihre Grenzen stoßen muss. Mit Scopebildern von der ausladenden Weite bricht Sattler immer wieder die Kammerspielatmosphäre auf, was die tägliche Monotonie und Isolation ansonsten nur noch unterstreicht.

Über Literatur im Allgemeinen und die Harry Potter-Romane im Besonderen findet die Story schließlich ein Mittel der gemeinsamen Annäherung. Die oft gescholtene Stewart vermag dabei durchaus mit Charakterdarsteller Peyman Moaadi aus Alles über Elly und Nader und Simin – Eine Trennung mitzuhalten, dessen Rolle als zwischen Wut, Lethargie und tastender Zuneigung zerrissener Häftling allerdings mehr Nuancen bereithält, was Moaadi auch nutzt. Es mag zwar nicht immer ganz realistisch erscheinen, dass Amys Anerkennung eines „Landesfeindes“ lange unentdeckt bleibt. Doch Peter Sattlers Debüt überzeugt ansonsten als differenzierte Studie zum Umgang mit fremden Kulturen und Ethiken.

Camp X-Ray: Eine verbotene Liebe

Mit dem Drama „Camp X-Ray: Eine verbotene Liebe“ über die riskante Annäherung zwischen einer jungen Soldatin und einem Guantanamo-Häftling legt Peter Sattler sein Regiedebüt vor. Der auf zahlreichen Festivals gezeigte Film, darunter in Hof und dem Wiesbadener Exground, stellt Kristen Stewarts erneute Zuwendung zu anspruchsvolleren Independent-Rollen dar, nachdem sich ihre Präsenz in seichten Blockbustern wie der „Twilight“-Reihe lediglich auf ein attraktives Auftreten beschränkte.
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