Magick Lantern Cycle (Zweitausendeins Edition Film 347)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Zehn plus eine Begegnungen mit einem Magier des Kinos

Für viele Experten – unter ihnen einige der bekanntesten Filmemacher weltweit wie etwa Martin Scorsese, John Waters und David Lynch – gilt er als wichtiger Impulsgeber und eine der zentralen Gestalten des Underground-Films, andere wiederum schätzen ihn als Skandalautor, dessen (Un)Sittengeschichte Hollywood Babylon für die Filmhistorie ungefähr den gleichen Stellenwert einnimmt wie für die katholische Kirche Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte des Christentums. Der mittlerweile 87 Jahre alte Kenneth Anger ist ohne Zweifel einer der ganz großen „poètes maudits“ des Kinos, ein Außenseiter ebenso wie einer der gefeiertsten Künstler des Films. Nun erscheinen seine zehn bedeutendsten Kurzfilme, der so genannte Magick Lantern Cycle, erstmals zusammen in Deutschland in restaurierter Bildqualität. Und das dürfte nicht nur angehende Filmwissenschaftler und Regisseure erfreuen, sondern auch jeden halbwegs an wichtigen Stationen der Filmgeschichte Interessierten.
Entstanden ist der Zyklus zwischen den Jahren 1947 und 1981, von dessen erstem Film Fireworks, der von den homoerotischen Phantasien Angers handelt, über Puce Moments, Eaux d’Artifice und natürlich dessen wohl bekanntestem Film Scorpio Rising (1964) bis hin zur letzten Fassung von Lucifer Rising reicht die Werkschau, die den Zuschauer auch heute noch gefangen nimmt ob der Fülle ihrer Themen, der Kühnheit ihrer Form, der Exzentrik der Gestaltung. Fetischisierte Homosexualität, die Hot Rodder- und Biker-Szene Kaliforniens, die Sexualmagie Aleister Crowleys, dazu Popmusik der damaligen Zeit, Subgeschichte und -kultur Hollywoods, Mythologisches und Esoterisches – all das verschmilzt in den Händen des Bildmagiers zu einem filmischen Werk, dessen Bezüge und Beeinflussungen in die Gegenwart des Kinos hinein unübersehbar sind.

Wenn jemals ein Filmemacher die Traumwelt des Films in adäquate Bilder geformt hat, dann war und ist das sicher Kenneth Anger, der immer wieder zu Entdeckungen einlädt und der immer wieder neu gesehen, entdeckt und geliebt werden muss. Ein Werk für die Ewigkeit.

Magick Lantern Cycle (Zweitausendeins Edition Film 347)

Für viele Experten – unter ihnen einige der bekanntesten Filmemacher weltweit wie etwa Martin Scorsese, John Waters und David Lynch – gilt er als wichtiger Impulsgeber und eine der zentralen Gestalten des Underground-Films, andere wiederum schätzen ihn als Skandalautor, dessen (Un)Sittengeschichte „Hollywood Babylon“ für die Filmhistorie ungefähr den gleichen Stellenwert einnimmt wie für die katholische Kirche Karlheinz Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“.
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