Metalhead (2013)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Von Kühen und Heavy Metal

Nachdem die 12-jährige Hera (Thora Bjorg Helga) den Tod ihres Bruders mit ansehen musste, flüchtet sie sich in ihre Trauer, indem sie ihre Kleidung gegen seine schwarze Lederjacke tauscht und die von ihm geliebte Metal-Musik hört. Fortan sind ihre Idole Judas Priest, Iron Maiden, Megadeath und Slayer, sie rebelliert gegen das langweilige Dorfleben und nimmt im Kuhstall ihre eigene Musik auf. Mit dieser Grundidee erscheint Metalhead als typisch skurriler isländischer Coming-of-Age-Film, jedoch interessiert sich Regisseur und Drehbuchautor Ragnar Bragason nicht für einfache Gags und Karikaturen, sondern nimmt seine Protagonistin ebenso ernst wie die Metal-Musik. Deshalb ist sein Film ein erstaunlich ruhiger, aufrichtiger und sehr berührender Film über eine junge Frau, die sich ihre abwehrende Haltung über das rebellische Teenageralter hinaus bewahrt hat.

Längst kann Heras Verhalten nicht mehr als Phase gesehen werden, sondern ihre Eltern (sehr eindrucksvoll Ingvar E. Sigurdsson Von Pferden und Menschen) – die ebenso gefangen sind in ihrer Trauer – wissen nicht mehr, wie sie zu ihrer Tochter durchdringen könnten. Auch Hera scheint festzustecken in ihren Gefühlen und ihrem Verhalten, seit Jahren fährt der Bus in die Stadt ohne sie ab. Heavy Metal und Alkohol sind dabei nicht nur ihre Katalysatoren, sondern auch ihre Zuflucht. Jedoch eröffnen sich Hera drei Auswege: ein neuer Priester in der Gemeinde hilft Hera auf unerwartete Weise; ein Kindheitsfreund, der sie immer geliebt hat, ermöglicht ihr einen Ausblick auf ein Leben als Erwachsene in dem Dorf; und schließlich gibt es einen dritten Weg, der es erfordert, dass sie sich ihrer Trauer auf ihre eigene Weise stellt.

Herausragend in diesem Film ist Hauptdarstellerin Thora Bjorg Helga, die Hera sehr viel Tiefe und Ernsthaftigkeit verleiht. Mühelos bringt sie Trauer, Zorn und Verlorenheit zum Ausdruck, bewegt sich völlig natürlich – und verkörpert eine sensible und traurige junge Frau, die überfordert ist mit dem Tod ihres Bruders und der Trauer ihrer Eltern. Dabei ermöglicht es das Drehbuch, dass sogar in ihren Protestaktionen ein Sinn zu sehen ist. Sie stiehlt betrunken die Traktoren nicht nur aus einer Laune heraus, sondern es war ein Traktor, der ihren Bruder tötete. Kameramann August Jakobsson fängt die Melancholie, die Hera und ihr Leben umgibt, sehr schön ein, aber auch Momente mit trockenem Humor bleiben nicht aus – beispielsweise wenn Hera vor dem Sex erst ihre vielen Gürtel ablegen muss oder vor der konsternierten Gemeinde auftritt.

Das Zusammenspiel von Drehbuch, Inszenierung und der Hauptdarstellerin macht sehr deutlich, dass es Hera bei der Musik nicht nur darum geht, gegen andere zu sein, sondern einen Weg zu sich selbst zu finden. Und deshalb ist Metalhead ein sehr sehenswerter Film, eine aufrichtige Hymne an Heavy Metal und über alle Außenseiter auf dieser Welt!
 

Metalhead (2013)

Nachdem die 12-jährige Hera (Thora Bjorg Helga) den Tod ihres Bruders mit ansehen musste, flüchtet sie sich in ihre Trauer, indem sie ihre Kleidung gegen seine schwarze Lederjacke tauscht und die von ihm geliebte Metal-Musik hört. Fortan sind ihre Idole Judas Priest, Iron Maiden, Megadeath und Slayer, sie rebelliert gegen das langweilige Dorfleben und nimmt im Kuhstall ihre eigene Musik auf.

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