Der Tag nach Halloween

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Kein Slasher-Film, sondern ein psychologischer Thriller

Mit Halloween hat diese australische Produktion aus dem Jahr 1979 nichts zu tun. Warum sie dennoch diesen Titel trägt? Nicht, weil der damalige Verleih seinerzeit besonders findig gewesen wäre, sondern weil man sich bei der US-Auswertung mehr Chancen versprach, wenn man den Film in Richtung von John Carpenters Halloween lenkt. Inhaltlich gibt es keinerlei Ähnlichkeiten.
Eigentlich heißt der Film Snapshot und trifft das, worum es geht, deutlich mehr. Angela (Sigrid Thornton) ist eine junge Friseuse, die von der großen weiten Welt träumt. Eine ihrer Kundinnen überzeugt sie, dass sie es als Model versuchen sollte und verschafft ihr auch ihren ersten Auftrag. Da sie sich dafür oben ohne zeigen muss, überwirft sie sich mit ihrer Mutter, aber ein weit größeres Problem lauert: Jemand folgt ihr auf Schritt und Tritt. Ist es ihr Freund, dem sie kurz zuvor den Laufpass gegeben hat? Oder jemand ganz anderes? Und wie gefährlich ist der Stalker?

Dem Horror-Genre ist dieser Film allenfalls bedingt zuzurechnen. Im Grunde ist es mehr ein Thriller, der mit starken Drama-Einflüssen ausgestattet ist. Am Ende gibt es dann so etwas wie einen milden, nur schwerlich überraschenden Klimax, der das Ganze in Richtung Paranoia-Film lenkt.

Dieser Ozploitation-Streifen ist sehr langsam erzählt. Er nimmt sich Zeit für seine Figuren, was umso kurioser ist, da Autor Everett De Roche keinerlei Zeit hatte. Er erklärt: „Produzent Tony Ginanne rief mich an und erklärte, er hätte einen Titel, einen Regisseur und schon einen Teil der Besetzung. Was er nicht hatte, war ein Skript. Also fragte er mich, ob ich innerhalb von fünf Tagen eines schreiben könnte. Ich machte es dann in vier Tagen, aber da es keine Zeit für Änderungen oder Re-Writes gab, half mir meine Frau Chris. Sie las es, bewertete es und empfahl Änderungen, während ich es schrieb. Ohne sie hätte ich es nicht schaffen können und so dachte ich, dass sie eine namentliche Nennung verdient.“

De Roche arbeitete hier mit Simon Wincer zusammen, der später The Lighthorsemen machte (erneut mit Sigrid Thornton) und nach einem De Roche-Skript auch Harlekin verwirklichte. Im direkten Vergleich zu diesem ist Der Tag nach Halloween deutlich schlechter, aber er hat einen gewissen Charme, der sich durch lebhafte Figuren, aber auch ein paar spannende Momente ergibt. Allein, hätte man mehr Zeit in die Entwicklung gesteckt, es wäre mehr drin gewesen. So funktioniert der Film vor allem seiner melodramatischen Elemente wegen, die aber auch nicht immer ausgereizt werden. Beispielsweise wird die zerrüttete Beziehung zwischen Mutter und Tochter zwar angerissen, dann aber nie zu einem echten Höhepunkt geführt.

Der psychologische Thriller-Aspekt ist vorhanden, bleibt aber ebenfalls unterentwickelt. Der Tag nach Halloween ist vor allem eine Lektion darin, wie man es nicht machen sollte. Mit mehr Sorgfalt hätte daraus ein kleiner Ozploitation-Klassiker werden können, so ist er nur eine Fußnote, kurios und in gewisser Weise interessant, aber eben nie gänzlich einnehmend. Aber wie sagte Everett De Roche schon so schön? „Der Tag nach Halloween mag nicht mein bestes Drehbuch sein, aber ich fordere jeden heraus, innerhalb von vier Tagen etwas Besseres zu machen.“ Recht hat er.

Der Tag nach Halloween

Mit Halloween hat diese australische Produktion aus dem Jahr 1979 nichts zu tun. Warum sie dennoch diesen Titel trägt? Nicht, weil der damalige Verleih seinerzeit besonders findig gewesen wäre, sondern weil man sich bei der US-Auswertung mehr Chancen versprach, wenn man den Film in Richtung von John Carpenters „Halloween“ lenkt. Inhaltlich gibt es keinerlei Ähnlichkeiten.
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