Point Blank (1967)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Get Walker

Verdammt nochmal, Walker fehlt Geld. 93.000 Dollar, um genau zu sein, sein Anteil aus einem Job auf Alcatraz. Walker sollte einen Heist seines Freundes Mal Reese absichern, doch der versenkte ein paar Kugeln in ihn und brannte mitsamt Walkers Anteil und Ehefrau durch. Irgendwie verständlich, dass Walker angepisst ist. In L.A. macht er Chris, die neue Freundin von Reese, ausfindig und fräst sich mit ihr zusammen durch „die Organisation“ — ein dubioses Gangsterkonglomerat, das sowohl Reese als auch sein Geld aufgenommen hat. Verdammt nochmal, Walker ist wirklich ein zäher Bursche…
„I want my money“, verkündet Lee Marvin alias Walker gleich zu Beginn von Point Blank und bringt damit den Film bereits auf den Punkt. Die inhaltliche Basis ist verführerisch simpler Noir-Purismus, der in der imposanten Physis des Hauptdarstellers die perfekte Entsprechung findet. Walker ist ein Old-School-Gangster, ein wortkarges Pokerface, das mit unerbittlicher Geradlinigkeit sein Ziel verfolgt. Sixties-Coolness auf den Punkt gebracht, ein knarziger Dressman mit blutverkrusteten Fingerkuppen. Eigentlich ist Walker ja bereits ein Relikt, der in L.A. auf einen wahren Konzern des Verbrechens trifft. Mehr als einmal kommt es vor, dass sich die „neuen“ Gangster verwundert amüsieren, warum jemand für so wenig Geld so viel Risiko auf sich nimmt.

Sie können nicht verstehen, dass es Walker einfach nur ums Prinzip geht. Der klassische Gangsterkodex treibt bis zum Ende an und beweist dabei, dass gute, alte Gewalt immer noch ihre Berechtigung besitzt. Lee Marvin machte Walker zu einer Ikone, die nicht nur ein maßgeblicher Einfluss für Dirty Harry war, sondern auch einen äußerst reizvollen Kontrast zur stylishen Inszenierung von Regisseur John Boorman setzt. Auf der einen Seite rammt die Duden-Definiton für Bodenständigkeit alles aus dem Weg, was sich seinem forschen Schritt entgegenstellt, und auf der anderen Seite posiert ultraschicke Coolness, die jede Szene zu einem formvollendeten und immer wieder überraschenden Erlebnis macht. John Boorman – ein echter Künstler, der nur dank der Fürsprache Lee Marvins den entgeisterten Produzenten den „final cut“ abringen konnte.

Point Blank ist nicht nur einer der Vorzeige-Filme für das Scope-Format, das hier in voller Breite für allerlei abenteuerliche Bildkompositionen ausgeschöpft wird, sondern frönt auch der Tugend, seinem immer mysteriös bleibenden Hauptcharakter eine „zersplitterte“ Darstellung von Raum und Zeit an die Seite zu stellen. Man weiß selten genau, wo und wann etwas passiert, und atmet so eine inszenatorische Frische, die man dem (nur anfangs) simplen Plot gar nicht zugetraut hätte. L.A. wird bei Boorman zu einer glühenden Fata Morgana stilbildender Dekadenz, kräftig verrührt mit Sleaze, Verzweiflung und gleißenden Sonnenstrahlen. Lee Marvin, Angie Dickinson (als Chris) und John Vernon (als Reese) sind alle „down and out“, zugleich kernige und fragmentarische Figuren, deren toughe Hüllen zutiefst zynische Seelen umschließen.

Point Blank ist ein cooler und ein unglaublich faszinierender Film, der bis heute kaum etwas von seiner Energie verloren hat und zu Recht als eines der ersten großen New-Hollywood-Ausrufezeichen gilt. Die Blu-ray von Warner wartet mit einem „authentischen“ Bild (als nette Umschreibung für Filmgriesel) auf, das digitalen Puristen in den Nachtszenen die Wut in die Nüstern treiben wird, und einem großartigen Mono-Ton, der die ebenso großartige deutsche Synchro wunderbar zur Geltung bringt. In Sachen Extras gibt es zwar gegenüber der DVD-Version nichts Neues, aber vor allem der Audiokommentar mit John Boorman und Steven Soderbergh ist nach wie vor einer der besten seiner Zunft. Kein zielloses Geplänkel, sondern engagiertes, anregendes Interesse und zwei Partner auf luftiger Augenhöhe. Sowohl für den Film als auch die Blu-ray gilt: ein glatter Durchschuss!

Point Blank (1967)

Verdammt nochmal, Walker fehlt Geld. 93.000 Dollar, um genau zu sein, sein Anteil aus einem Job auf Alcatraz. Walker sollte einen Heist seines Freundes Mal Reese absichern, doch der versenkte ein paar Kugeln in ihn und brannte mitsamt Walkers Anteil und Ehefrau durch. Irgendwie verständlich, dass Walker angepisst ist. In L.A. macht er Chris, die neue Freundin von Reese, ausfindig und fräst sich mit ihr zusammen durch „die Organisation“ — ein dubioses Gangsterkonglomerat, das sowohl Reese als auch sein Geld aufgenommen hat. Verdammt nochmal, Walker ist wirklich ein zäher Bursche…
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