The Skeleton Twins

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Über die Enttäuschungen des Lebens

Milo und Maggie haben sich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Maggie ist kurz davor, Tabletten zu schlucken und all dem ein Ende zu machen, als sie einen Anruf erhält: Milo hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie fährt zu ihm nach Los Angeles und nimmt ihn mit zurück nach New York.
So beginnt The Skeleton Twins, jene seltene Form eines Films, die es wirklich versteht, das Tragische und das Komische gleichberechtigt nebeneinander stehen zu lassen, ohne dass eines von beiden überhandnimmt. Im Kern ist es eine Geschichte um zwei Geschwister, die eine harte Kindheit hinter sich haben, die mit der Enttäuschung, dass ihr Leben ist, wie es ist, zurechtkommen müssen, und kurz davor stehen, es wegzuwerfen. Sowohl Maggie als auch Milo haben Probleme. Dämonen, die sie nicht mehr los lassen. Schreckgespenster, die im Schrank gehalten werden. Aber wo Milo begonnen hat, mit seinem Leben aufzuräumen, ist Maggie stehen geblieben.

Ihr Mann Lance liebt sie, er möchte Kinder mit ihr, mehr noch: Er möchte, dass sie glücklich ist. Aber Maggie ist nicht glücklich, sie weiß nicht, ob sie überhaupt Kinder will und sie vögelt andere Männer. Nicht, weil ihr ihr Mann nicht genug wäre, sondern weil sie nach etwas sucht, durch das sie sich lebendig fühlen kann. Maggie und Milo, das ist ein Geschwisterpaar, das nicht dem typischen Hollywood-Klischee entspricht.

Die Mär von der Familie, die über allem steht, wird hier nicht breitgetreten. Vielmehr zeigt Craig Johnson zwei Geschwister, die sich mal näher, mal ferner standen und doch wieder zueinanderfinden. Aber ebenso sucht sie die Vergangenheit heim, lässt sie der Selbstmord des Vaters nicht los. Dies sind zwei Menschen, die sich nach den glücklicheren Tagen ihrer Kindheit sehnen, bevor alles den Bach runterging, bevor die Last der Welt sie zu erdrücken drohte. Besonders Kristen Wiig spielt dies überragend. Ihre Körperhaltung, ihr Mimik, das alles ist Ausdruck eines Menschen, auf den das Leben wie ein Mühlstein drückt.

In erster Linie ist The Skeleton Twins ein Drama, aber eines mit herzhaftem Humor, der sich aus den Figuren heraus ergibt. Bill Hader, der in Saturday Night Live das Klischee eines Homosexuellen gespielt hat, überzeugt in seiner ersten dramatischen Rolle. Seine Figur ist kein Witz, aber er hat einen bissigen Sinn für Humor, der sich in köstlichen Dialogen widerspiegelt. Wunderbar ist auch die Szene, als Milo und Maggie „Nothing’s Gonna Stop Us Now“ von Jefferson Starship per Playback singen. Das sind Momente, in denen die Nähe dieser zwei Menschen ganz subtil herausgearbeitet wird, was den späteren, weit dramatischeren Zwischenfall umso eindringlicher geraten lässt, weil man als Zuschauer mehr Gefühl für diese Figuren aufbringt.

Dies ist ein ehrlicher, packender Film, der immer dann am besten ist, wenn die Figuren die falschen Entscheidungen treffen. Das unterstreicht die Fehler der Protagonisten, macht sie aber auch zu echten Menschen. So düster der Film auch daherkommt, beinhaltet er doch auch einen leuchtenden Schimmer Hoffnung.

The Skeleton Twins

Milo und Maggie haben sich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Maggie ist kurz davor, Tabletten zu schlucken und all dem ein Ende zu machen, als sie einen Anruf erhält: Milo hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie fährt zu ihm nach Los Angeles und nimmt ihn mit zurück nach New York.
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