El Día de la Bestia

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Weihnachten mit dem Antichrist

Der spanische Regisseur Álex de la Iglesia ist in seiner Karriere vom Geheimtipp zum aufsteigenden Star zur großen Enttäuschung geworden – und ist mit seinen zwei jüngsten Filmen, Mad Circus — Eine Ballade von Liebe und Tod und Witching & Bitching vielleicht – die Meinungen gehen da auseinander – wieder auf dem Weg zurück zum (nicht mehr so geheimen) Geheimtipp. So oder so hat er, vor allem mit seinen sehr frühen Filmen Aktion Mutante und El Día de la Bestia (beide vor Perdita Durango entstanden, dem er seine weitere Bekanntheit verdankt) das heimische Publikum aufgemischt und international auch gleich die Vorstellung davon, was im spanischen Kino so vor sich gehe.
El Día de la Bestia (Der Tag der Bestie), der jetzt erstmals auf Blu-ray erschienen ist, ist nicht ganz so konsequent wahnsinnig wie Aktion Mutante, setzt sich erst einmal eine hinreichend obskure Prämisse: Der Sohn des Antichristen wird zum nahenden Weihnachtsfest auf die Welt kommen, und nur der schüchterne Priester Angel Berriartua ist der Sache bei seinen zurückgezogenen Bibelstudien auf die Spur gekommen. Ganz allein macht er sich auf nach Madrid und sündigt dort, so gut es ihm halt gelingt, um den Teufel auf sich aufmerksam zu machen – denn so will er herausfinden, wo das Kind geboren wird, um es zu töten, bevor größeres Unheil die Welt befällt.

Dass ein solcher Plan, nunja, nicht eben geraden Weges zum Erfolg führen kann, wird relativ schnell klar, zumal Angel vom Bösen im allgemeinen und Satanismus im besonderen so gut wie keine Ahnung, sondern allenfalls grobe Vorstellungen hat. So gerät er in einem Laden für Heavy Metal-Musik an José María, der sich recht leicht von den wirren Erzählungen des Priesters überzeugen lässt; gemeinsam entführen sie den Fernseh-Wahrsager Professor Karma, der einige Bücher über das Okkulte geschrieben hat, und beginnen in dessen Apartment ein Beschwörungsritual, für dass Pater Angel nur noch das Blut einer Jungfrau besorgen muss…

Madrid ist in de la Iglesias Film eine dunkle Stadt voll greller Lichter, in dem – eine Hintergrundhandlung, die immer wieder in den Vordergrund gespült wird – offenbar eine Gruppe gezielt Obdachlose ermordet. An der Oberfläche ist hier also alles Sünde, selbst im Spielzeugladen liegen lauter Waffenimitate herum. Das kontrastiert hübsch damit, wie ungelenk sich Angel beim Sündigen anstellt – er klaut einem Bettler Geld, schubst einen Pantomimen von seinem Podest und brennt sich mit einer Zigarette Kreuze in die Fußsohlen.

Während El Día de la Bestia eher realistisch-bizarr beginnt, steigert sich der Film dann zunehmend in eine psychedelisch inspirierte Überdrehtheit, die vor allem den Figuren entspringt, die mit größter Selbstverständlichkeit wirr daherreden; und so lässt sich auch verkraften, dass die Handlung selbst im letzten Drittel eher etwas konventioneller gerät – heraus kommt dennoch einer der schönsten Weihnachtsfilme des spanischen Kinos. Nichts, was man allerdings unbedingt am Heiligabend mit den Schwiegereltern ansehen müßte.

Das Mediabook der Neuerscheinung bietet neben Blu-ray und DVD des Films und einem informativen kleinen Booklet auch noch einiges Zusatzmaterial, vor allem Interviews mit den Beteiligten, und eine feine Rarität, wenngleich in eher bescheidener Videoqualität: ein Gespräch zwischen de la Iglesia und Dario Argento, das 1994 im kanadischen Montréal aufgenommen wurde.

El Día de la Bestia

Der spanische Regisseur Álex de la Iglesia ist in seiner Karriere vom Geheimtipp zum aufsteigenden Star zur großen Enttäuschung geworden – und ist mit seinen zwei jüngsten Filmen, „Mad Circus — Eine Ballade von Liebe und Tod“ und „Witching & Bitching“ vielleicht – die Meinungen gehen da auseinander – wieder auf dem Weg zurück zum (nicht mehr so geheimen) Geheimtipp.
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