Coonskin (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Zur Seite, Onkel Walt, hier kommt Onkel Ralph

„Der Ärger mit euch Schwarzen ist, dass ihr nicht merkt, wenn ihr den Arsch voller Ärger habt“, erklärt eine Figur in Ralph Bakshis Coonskin seinem farbigen Zuhörer. Nicht nur Dialogzeilen wie diese, sondern auch die Stereotypen folgende Darstellung der Schwarzen hat dem Film 1975 einen Spießrutenlauf beschert.
Der Congress of Racial Equality stellte sich gegen den Film, die NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) erkannte in ihm aber die Satire, die Bakshi auch immer vorgeschwebt war. Der Kinoeinsatz war dennoch problematisch, zum Teil wurden sogar Rauchbomben gezündet, um Vorstellungen zu verhindern. Auch deswegen ist der Film in Bakshis Werk relativ unbekannt, aber dank OFDb Filmworks liegt das gute Stück nun sogar weltweit erstmals auf Blu-ray vor.

In der Mixtur aus Real- und Zeichentrickfilm erzählt ein älterer Mithäftling dem Häftling Ruddy, der auf seine Kumpane wartet, die ihn raushauen sollen, eine allegorische Geschichte über Bruder Hase, Bruder Bär und Prediger Fuchs, die sich in Harlem anschicken, schnell reich zu werden, auch wenn man es dafür als Verbrecher versuchen muss. Doch damit machen sie sich Feinde.

Bakshi, der schon mit Fritz the Cat revolutionierte, was mit Zeichentrick möglich ist und das Medium nutzte, um Geschichten für Erwachsene zu erzählen, hatte auch bei Coonskin eine Vision. Er lief sogar mit einem Rekorder in Harlem herum und befragte Passanten, wie es ist, als Schwarzer in den USA zu leben. Seine Erkenntnisse ließ er dann in das Drehbuch einfließen. Subtilität war Bakshis Sache nicht, und auch in Coonskin sucht man sie vergeblich. Stattdessen präsentiert er eine beißende, ätzende Satire, die in ihrer Optik rassistischen Stereotypen nahekommt, aber inhaltlich derart gestaltet ist, dass der weißen Zuschauerschaft der Spiegel vorgehalten wird. Keine Minorität, keine Harlemspezifische Gruppe wird hier verschont, das Ergebnis der dunkle Zwilling von Disneys Onkel Remus‘ Wunderland, den Bakshi persifliert. Damit legt er sich nicht nur mit dem Übervater des Zeichentricks an, sondern zelebriert die Übersteigerung, die keine Grenzen kennt. Stereotypen werden zu grotesken Karikaturen echter Menschen, jedes Klischee wird aufgegriffen und bis zum Extrem gesteigert, was es Gegnern des Films leicht macht, ihn zu verdammen, aber die übersehen, dass er das Groteske nutzt, um die Absurdität dieser Vorurteile zu belegen.

Aber Bakshis Werk merkt man den Freigeist an, der dahintersteckt. Er hält direkt drauf und zeigt die Hässlichkeit gängiger rassistischer Vorurteile. Ein Film, der nicht nur seiner Optik wegen herausfordernd ist. Coonskin, in dem u.a. Scatman Crothers, Barry White und Philip Michael Thomas zu sehen sind, ist ein filmischer Trip, der der Obskurität entrissen wurde. Wer auf hemmungsloses 70er-Jahre-Kino steht, dem werden hier die Augen übergehen.

Coonskin (Blu-ray)

„Der Ärger mit euch Schwarzen ist, dass ihr nicht merkt, wenn ihr den Arsch voller Ärger habt“, erklärt eine Figur in Ralph Bakshis „Coonskin“ seinem farbigen Zuhörer. Nicht nur Dialogzeilen wie diese, sondern auch die Stereotypen folgende Darstellung der Schwarzen hat dem Film 1975 einen Spießrutenlauf beschert.
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