80.000 Meilen durch den Weltraum (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Im Weltall sieht dich niemand schneiden

Ein kurzer Lacher für das Cover von 80.000 Meilen durch den Weltraum, auf dem Ed Bishop, nur echt mit blondierter Topf-Perücke, eineinhalb Sekunden lang mit Kirk Douglas verwechselt wird, dann rauschen auch schon die Fakten auf den Tisch: Der hier vorliegende Film ist ein Zusammenschnitt dreier Folgen der TV-Serie UFO, die Ende der sechziger Jahre genau eine Staffel lang die Zukunft des Jahres 1980 zeigte. Schnittige Beat-Klamotten, lila Perücken (für die Frauen), grobmaschige Netzhemden (für die Männer), wild blinkende und fiepende Kommandobrücken und allerlei liebevoll gestaltete Plastikraumschiffe, die mittels rumpeliger Tricktechnik gar nicht genug Tischraketen auf weitere Plastikraumschiffe abfeuern konnten.
Inszeniert wurde UFO von Gerry Anderson, der erst kurz zuvor Thunderbirds gemacht hatte, quasi die Puppen-Variante von UFO, und nun eine humanoide Alienrasse mordenderweise auf die Menschheit loslässt. Das Problem der Aliens ist eine körperzerfressende Krankheit, die sie ein Ersatzteillager menschlicher Organe anlegen lässt und deswegen S.H.A.D.O. auf den Plan ruft – eine geheime Regierungsorganisation, die in der Nähe des Mondes eine Weltraumbasis betreibt, um die Aliens von weiteren Besuchen der Erde abzuhalten. Was daraufhin folgt, ist eine sowohl herrlich nostalgische als auch ziemlich schräge Science Fiction-Oper, die eigentlich alles auffährt, was unbeschwerte Kindheiten glücklich macht. Kaum ertönt das grandiose Titelthema von Barry Gray, befindet man sich mit Haut und Haar zurück in der Zukunft.

Dass die Serie trotzdem schon nach einer Staffel völlig unvermittelt aufhörte, wohlgemerkt ohne einen Abschluss der Geschichte, lag wohl vor allem an der irgendwann stark Richtung Telekinese abdriftenden Handlung, verbunden mit einer satten Ladung Pathos und einer deutlichen Reduktion der Actionszenen. Man merkt schon einen starken Qualitätsabfall in der zweiten Hälfte der Staffel, und wenn man dann noch die Blu-Ray von Ascot-Elite betrachtet, geht das inhaltliche, aber auch formale Niveau noch ein gutes Stück weiter in den Keller. 80.000 Meilen durch den Weltraum ist nämlich so konfus und stümperhaft zusammengeklebt worden, dass eine stringente Handlung kaum noch erkennbar ist. Das Ziel war wohl eine Kinoauswertung des gedrehten Materials, was ja gerne angegangen werden kann, doch dann eigentlich keine Grundlage für eine Blu-Ray sein sollte – die zu allem Überfluss auch noch eine miserable Bild- und Tonqualität aufweist.

Und es kommt noch schlechter: Zwar ist eine der drei Folgen, Timelash, hier das erste Mal mit deutscher Synchro zu hören, doch dafür hat es Ascot-Elite tatsächlich geschafft, die Laufzeit anderer Veröffentlichungen dieses Werks nochmal um schmucke 10 Minuten zu unterbieten – ausgehend wohlgemerkt von einem Kahlschlag der einzelnen Episoden um insgesamt 60 Minuten. 80.000 Meilen durch den Weltraum hätte sich auch ohne diese erneute Verstümmelung keinen Applaus verdient, und diese Blu-Ray schafft es nun endgültig, eine Empfehlung für eine andere Veröffentlichung auszusprechen – nämlich die DVD-Box von Epix, die UFO komplett vereint und die (neun) Folgen, die vom ZDF *aus Gründen* nicht synchronisiert wurden, einfach mit deutschen Untertiteln versieht.

Es kann so einfach sein. Oder eben mit Anlauf in die Hose gehen, wenn die Faktoren kein Interesse oder/und keine Ahnung ins Spiel kommen. Die Blu-Ray von 80.000 Meilen durch den Weltraum hat gute Chancen, als eine der schlechtesten Veröffentlichungen des Jahres 2014 zu enden.

80.000 Meilen durch den Weltraum (Blu-ray)

Ein kurzer Lacher für das Cover von „80.000 Meilen durch den Weltraum“, auf dem Ed Bishop, nur echt mit blondierter Topf-Perücke, eineinhalb Sekunden lang mit Kirk Douglas verwechselt wird, dann rauschen auch schon die Fakten auf den Tisch.
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