Champagne

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Hitchcocks vorletzter Stummfilm

Die junge, hübsche Millionärstochter Betty (Betty Balfour) genießt ihr luxuriöses Leben in vollen Zügen, auch wenn sie sich gerade mit ihrem Papa (Gordon Harker) überworfen hat, der mit ihrem auserwählten Liebsten einfacher Herkunft (Jean Bardin) so gar nicht einverstanden ist. Mit einem spektakulären Auftritt findet sie sich auf einem Kreuzfahrtschiff nach Frankreich ein, wo sie mit ihrem Freund verabredet ist, der im Gegensatz zu ihr eher ernsthafter Natur ist.
Betty ahnt nicht, dass sich an Bord auch ein vom Papa angeheuerter Detektiv befindet, dessen Bekanntschaft sie macht und dem sie auch in Paris wiederbegegnet, wo sie sich in ihrer prätentiösen Art mit einer illustren Gesellschaft umgibt, innerhalb welcher ihr Liebster sich sichtbar unwohl fühlt. Das süße Dasein endet abrupt, als ihr Vater – seines Zeichens Champagnerhersteller – sie mit der Hiobsbotschaft aufsucht, bankrott zu sein, so dass beide ein karges Zimmer am Existenzminimum beziehen müssen. Doch Betty zeigt sich tapfer und sucht sich einen Job in einem Tanzlokal, wo sie als Blumenmädchen die Gäste zum Bestellen kostspieliger Getränke animieren soll und überraschend auf „alte Bekannte“ trifft …

Als schwarzweißer Stummfilm von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1928 erhielt Champagne vom Meister selbst wenig Beachtung und Wertschätzung, im Gegenteil: Die Regie-Legende äußerte sich im Gespräch mit François Truffaut deutlich abfällig über diese rasante, verschmitzte Komödie, die offensichtlich stark hinter seinen eigenen Ansprüchen zurückblieb.

Nichtsdestotrotz bietet diese kleine Geschichte aus der großen Welt durchaus ansprechende Unterhaltung mit witzigem Slapstick und wunderbarem, ausdrucksvollem Stummfilmgebaren, und auch die Charakterzeichnung der Figuren gelingt zuvorderst mit der munteren Mimik von Betty Balfour ganz ausgezeichnet, die hier als unerschütterliche Jung-Diva brilliert und auch angesichts der vermeintlichen Pleite ihres Vaters und der daraus resultierenden Krise stark bleibt, was am Ende mit versöhnlichen bis glücklichen Fügungen belohnt wird. Im Grunde stellt Champagne eine heitere Läuterungsparabel dar, die locker mit den einschlägigen Stereotypen der gehobenen Gesellschaft spielt und hier und da kleine Spitzen austeilt, die sich an der Champagner-Metaphorik wetzen, die dem Film seinen Titel verleiht.

Champagne

Die junge, hübsche Millionärstochter Betty (Betty Balfour) genießt ihr luxuriöses Leben in vollen Zügen, auch wenn sie sich gerade mit ihrem Papa (Gordon Harker) überworfen hat, der mit ihrem auserwählten Liebsten einfacher Herkunft (Jean Bardin) so gar nicht einverstanden ist. Mit einem spektakulären Auftritt findet sie sich auf einem Kreuzfahrtschiff nach Frankreich ein, wo sie mit ihrem Freund verabredet ist, der im Gegensatz zu ihr eher ernsthafter Natur ist.
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