Darkman (1990)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Die Rache einer Kakerlake

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass eine der besten Comicverfilmungen überhaupt gar nicht auf einem Comic basiert – obwohl Darkman, von dem hier die Rede ist, eigentlich eine klassische Origin-Geschichte à la Batman Begins erzählt: Ein Wissenschaftler (Liam Neeson) auf der Suche nach der Formel zur Herstellung künstlicher Haut. Ein Bösewicht (Larry Drake), der diese Arbeit sabotiert und dem Wissenschaftler eine dämonische Fratze beschert. Und schließlich die Auferstehung des Antihelden und seine Rache, erleichtert durch ein Arsenal an Masken und angetrieben durch die Sehnsucht nach seiner Freundin (Frances McDormand).

In Darkman stecken ganz viele Superhelden, von Batman bis Spider-Man, und anders als ganz viele Superhelden-Filme kommt hier einfach alles auf den Punkt, was eine Comicverfilmung (jahaaa…) im besten Fall leisten kann: Eine heroische Geschichte voller Dramatik und Emotionen. Eine facettenreiche Hauptfigur zwischen tragisch, dämonisch und geballter Faust. Ein starker, abgrundtief zynischer bis böser Gegenspieler. Satte Action direkt aus der kinetischen Winddüse. Schwarzer, treffsicherer Humor. Und allerlei wacky Gadgets, spontane Blutfontänen und gothische Schattenspiele.

Darkman war Sam Raimis Studio-Debüt und präsentiert sich als verführerisches Zwitterwesen zwischen dem Tanz der Teufel-Sam Raimi und dem Spider-Man-Sam Raimi. Der Goregehalt und die ganz kranken Ideen müssen natürlich Federn lassen, doch dafür brennt hier ein rassiger Mainstream-Knaller, der nie locker lässt und die große Event-Pauke leicht unmittig betrommelt. Morbide Fantasien, ausdrucksstarke Verbeugungen vor Universal-Monstern, Grinsebacke Bruce Campbell, abgeschnittene Finger und — eine schier geniale Slapstick-Szene — Larry Drake mal zwei – man hat hier nie den Eindruck, dass auf Nummer sicher geschielt wird. Sondern eher den Eindruck, dass Sam Raimi die Geduld der Universal-Bosse austesten wollte.

Praktisch alles, was Sam Raimi seit Darkman gemacht hat, ist eine schrittweise Verwässerung der hier gezeigten Energie. Die Budgets wurden größer, genauso wie die Sicherheitsgelüste der Anzugträger, doch im Grunde genommen braucht es kaum mehr als hier – wo die Action sicher nicht die epische CGI-Größe aktueller Superhelden erreicht und ein paar Bluescreens zu viel auftauchen, doch dafür einfach ständig Unterhaltungsstrom gepumpt und als Kontrast dazu eine starke, emotionale Geschichte erzählt wird. Liam Neeson ist in der Hauptrolle einfach perfekt besetzt und Gegenspieler Larry Drake legt einen der denkwürdigsten „bad guy“-Auftritte überhaupt hin. In praktisch jeder seiner Szenen frisst er die Leinwand auf. Genau so geht hochdramatischer Konflikt.

Im Grunde aber heißt der Star von Darkman Sam Raimi, der hier permanent auf Hochtouren läuft und vor Witz, Energie und Ideen bald platzt. Schwindlig machende Kamerafahrten, surreale Bilderreigen, inspirierte Montagen undsoweiterundsofort. Wer meint, dass die Marvel-Filme das Maß aller Superhelden-Dinge sind, sollte hier mal dringend auf „Play“ drücken…und zwar am besten in Gestalt des Blu-Ray-Steelbooks von Koch-Media, das immerhin sehr schick aussieht – und ansonsten ein simples Repackaging der bereits erhältlichen Veröffentlichung ist, inklusive leider nach wie vor eher bescheidener Bildqualität und keinen nennenswerten Extras. Der Film muss es hier richten und hat damit überhaupt keine Probleme. Eine Bombe, aber hallo!
 

Darkman (1990)

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass eine der besten Comicverfilmungen überhaupt gar nicht auf einem Comic basiert – obwohl „Darkman“, von dem hier die Rede ist, eigentlich eine klassische Origin-Geschichte à la „Batman Begins“ erzählt: Ein Wissenschaftler (Liam Neeson) auf der Suche nach der Formel zur Herstellung künstlicher Haut.

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