Holy Ghost People

Eine Filmkritik von Peter Osteried

"You can’t be twenty on Sugar Mountain"

Abseits ihres Studiofilms April, April haben die Butcher Brothers, die eigentlich gar keine Brüder, aber dafür beste Freunde sind, reinrassige Independent-Produktionen vorgelegt, denen gemein war, dass sie versucht haben, Arthaus mit deftigem Horror zu kreuzen. Das hat zumindest interessante Ergebnisse gezeitigt, mit Holy Ghost People gehen sie aber noch einen Schritt weiter.
Charlotte sucht nach ihrer Schwester, von der sie seit einem Jahr nichts mehr gehört hat. Der Ex-Soldat und Trinker Wayne hilft ihr dabei. Die Suche führt in eine abgelegene Berggegend, in der der Prediger Billy von der Verkommenheit der Welt spricht, ein hartes Regiment gegenüber seinen Schäflein führt und nun auch Charlotte und Wayne in ihrer Mitte begrüßt. Doch der Prediger hat etwas zu verbergen. Obwohl er behauptet, Charlottes Schwester nicht gekannt zu haben, findet sie ein Bild von ihr in seinem Zimmer.

Im Grunde ist es am besten, sich völlig unbeleckt auf diesen Film einzulassen. Er entfaltet dann weitaus stärkere Wirkung, da er einerseits mit den Erwartungen des Zuschauers spielt – man weiß, dass angesichts dieser fundamental eingestellten Leute eine Konfrontation wartet –, andererseits von einer verstörenden Atmosphäre getragen wird, die an Martha Marcy May Marlene erinnert. Der war zwar noch deutlich dichter inszeniert, ist aber ein gutes Beispiel dafür, was man bei Holy Ghost People erwarten darf.

Anfangs benötigt der Film etwas, um seine Geschichte zu etablieren. Er wirkt dabei ein wenig wirr, aber mit der Ankunft in der religiösen Gemeinde hat Michael Altieri, der hier alleine die Regie führte, seinen Stoff voll und ganz im Griff. Er kann sich aber auch auf Co-Autor Joe Egender verlassen, der optisch an Giovanni Ribisi erinnert. Es sind die intensiven Augen, die als erstes auffallen. Dass er trotz wenig imposanter Erscheinung mit vorhandenem Charisma eine Sekte um sich geschart hat, nimmt man ihm in jeder Sekunde ab.

Mitunter schweift der Film etwas von der eigentlichen Handlung ab. Dafür nutzt er diese Momente, um zu zeigen, wie weit jenseits der Normalität die Mitglieder dieser „Gemeinde“ bereits angekommen sind. Man begeht jedoch nicht den Fehler, sie allesamt als Spinner zu zeichnen, hier wird mit deutlich mehr Ambivalenz gearbeitet. Wie bei allem im Leben ist auch hier, am Berg, nicht alles schlecht, aber eben doch zu viel.

Bei Holy Ghost People konnte Altieri dank etwas höheren Budgets auf bessere Leute zurückgreifen, Serienveteranen aus Shameless, Harper’s Island und True Blood sind hier dabei. Schauspielerisch bewegt sich der Film auf hohem Niveau, inhaltlich ist er interessant, nur die narrative Struktur besitzt Verbesserungspotenzial. Aber dennoch: Ein gut gemachter, das Interesse durchgehend haltender Independent-Film, der trotz der Thematik auch über eine rohe Schönheit verfügt.

Holy Ghost People

Abseits ihres Studiofilms „April, April“ haben die Butcher Brothers, die eigentlich gar keine Brüder, aber dafür beste Freunde sind, reinrassige Independent-Produktionen vorgelegt, denen gemein war, dass sie versucht haben, Arthaus mit deftigem Horror zu kreuzen. Das hat zumindest interessante Ergebnisse gezeitigt, mit „Holy Ghost People“ gehen sie aber noch einen Schritt weiter.
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