Der Mann mit den 1000 Masken

Eine Filmkritik von Martin Beck

Schlaflose Nächte für Sean Connery

Als Der Mann mit den 1000 Masken herauskam, 1965, schmorte diese ganze Eurospy-Nummer wahrscheinlich in der blaupausenden James-Bond-Rip-Off-Ecke, doch heute kann man selbst den mäßigeren Vertretern dieser Gattung, wie diesem Film hier, ein wohlwollendes Lächeln zuwerfen. Dieser in seiner Dreistigkeit schon wieder verspielte Umgang mit den James-Bond-Standards, die schicken Darsteller, die behämmerten Dialoge und natürlich die groovende Musik – all das passiert mit einer nonchalanten Leichtigkeit, die selbst für formale Schwächen und tragische Effekte gutmütige Nostalgie übrig hat.
Als James Bond darf sich bei Der Mann mit den 1000 Masken Paul Hubschmid versuchen, der leider ganz schön ungelenk bleibt und trotzdem den Namen Supersieben tragen darf. Supersieben ist britischer Geheimagent und ein Meister der Verkleidung, der seine Gegner mit immer neuen Masken verwirrt. Auf diese Weise soll er auch Kobras ausschalten, einen wahnsinnigen Verbrecher, der die Entwicklungshilfe-Kasse Afrikas plündert und damit nun unterirdische Atomraketen baut. Immer an Supersiebens Seite, natürlich: Karin Dor als heiße CIA-Agentin. Und auf der Gegenseite, ebenfalls natürlich: Vivi Bach als unfassbar süße Baddie-Gespielin. In einem silbernen Spandexanzug.

Die Produktion von Der Mann mit den 1000 Masken übernahm Roxy Film, die dem deutschen B-Bereich so manches Kleinod vermachte und auch hier einen zwar holprigen, aber dennoch sehenswerten Film ablieferte. Besonders nachteilig ist der etwas konfuse Schnitt in Verbindung mit dem etwas konfusen Drehbuch, was besonders die ersten 20, 30 Minuten zu einem unfreiwilligen Ratespiel macht. Eine lineare Handlung braucht man hier nicht zu erwarten, und gute Effekte natürlich auch nicht, und das mit den Szenen, die träge versanden, könnte ebenfalls ein Problem sein. Zumindest für diejenigen, die bis zum Ende des Film darauf bestehen, dass die titelgebenden 1000 Masken auch wirklich zu sehen sind.

Was sie aber natürlich nicht sind, sondern nur fünf oder sechs davon, immer verbunden mit dramatischen Déjà-vus Richtung Fantomas. Agent Supersieben verkörpert quasi zwei Eurospys und lässt demzufolge kein Klischee aus, was diese tollen Männer halt so begleitet: Irre Gimmick-Gerätschaften. Miniatur-Explosionen, die gruselig unecht aussehen. „Exotische“ Städte, wie zum Beispiel Rom, Kopenhagen, London oder Johannesburg. Weit ausholende Faustkämpfe. Ein Bösewicht mit komischem Namen. Eine riesige Untergrund-Bösewicht-Zentrale. Die bereits erwähnten süßen Mädels. Ein wunderbarer Ohrwurm-Score von Bruno Nicolai. Und über allem ein leichtes Augenzwinkern, das aber nie zu einer Parodie ausartet.

Wirklich eigenständig ist bei Der Mann mit den 1000 Masken eigentlich kaum etwas, aber wenn dann irgendwann die beiden Protagonisten in schicken Jumpsuits durch die unterirdische Raketenbasis pirschen und dazu Bruno Nicolai losgroovt, sind zumindest Eurospy-Fans nachhaltig überzeugt. Regisseur Alberto de Martino war einer von zahlreichen Hans-Dampf-in-allen-europäischen-Gassen-Filmern, die statt großer Kunst lieber rote Kommerz-Knöpfe drückten und dabei immerhin auf sympathische Unterhaltung kamen. Trotz durchaus offensichtlicher Schwächen. Die aber im besten Fall sogar als Zeitkolorit gewertet werden dürfen und immerhin in eine hübsche DVD-Präsentation verpackt werden. Mit einem tollen Covermotiv, der vollständigen Fassung (bei Fernsehausstrahlungen fehlt wohl immer ein bisschen was) und vor allem dem (bei Fernsehausstrahlungen nicht) korrekten Scope-Format. Mal wieder das Label Filmjuwelen: Sehr schick und liebevoll gemacht!

Der Mann mit den 1000 Masken

Als „Der Mann mit den 1000 Masken“ herauskam, 1965, schmorte diese ganze Eurospy-Nummer wahrscheinlich in der blaupausenden James-Bond-Rip-Off-Ecke, doch heute kann man selbst den mäßigeren Vertretern dieser Gattung, wie diesem Film hier, ein wohlwollendes Lächeln zuwerfen.
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