Lang lebe Charlie Countryman (DVD)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ausgerechnet Bukarest

Bukarest? Wieso denn gerade Bukarest? Das mag sich Charlie Countryman (Shia LaBoeuf) und mit ihm auch der Zuschauer denken, als ihm kurz nach dem Tod seiner Mutter (Melissa Leo) diese auf dem Flur des Krankenhauses erscheint, in dem kurz zuvor ihre Seele dem Körper entwich (was man dummerweise sah). Da sitzen Mutter und Sohn also einträchtig nebeneinander und sie erteilt ihm den Ratschlag, doch nach Bukarest zu fliegen.
Weil Charlie natürlich ein braver Sohn ist und er als solcher seiner Mutter — zumal da sie tot ist — keinen Wunsch abschlagen kann, bricht der junge Mann also auf und findet sich im Flugzeug neben einem Rumänen wieder, der im Schlaf vertrauensvoll seinen Kopf auf der Schulter des Nachbarn parkt. Das fängt ja gut an — doch es kommt (natürlich) noch schlimmer. Viel schlimmer. Denn kurz nach der Unterhaltung mit dem Kuschler ist jener tot und Charlie damit in ernsthaften Schwierigkeiten. Denn der Verstorbene hat nicht nur eine schöne Tochter (Evan Rachel Wood spielte diese mit der Karikatur eines rumänischen Akzents), sondern ist zudem im Besitz eines Videobandes, das zwei lokale Gauner bei einem Mord zeigt. Nigel (Mads Mikkelsen), der eine der beiden, ist darüber hinaus unglücklicherweise der Ehemann der schönen Gabi, in die sich Charlie gleich bei der ersten Begegnung verliebt. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf, denn der unerfahrene Bursche beginnt damit einen Kampf, den er eigentlich nur verlieren kann.

Vom ersten Moment an, wenn John Hurts Off-Erzählstimme Charlies missliche Lage kommentiert, haftet Fredrik Bonds Lang lebe Charlie Countryman etwas entschieden Märchenhaftes an. Das Dumme daran ist nur, dass sich das Märchenhafte bei diesem Film weniger in der Magie des Erzählten, sondern vielmehr in dessen Unwahrscheinlichkeit ausdrückt. In der Ansammlung dümmlicher Ostblock-, Liebes- und Gangsterklischees kommt der Story schnell jeder Sinn und jede Glaubwürdigkeit abhanden, was Bond mit dem exzessiven Einsatz von Musik, hohem Tempo und gelackten Bildern wettzumachen versucht. Von Erfolg gekrönt sind diese Bemühungen freilich nicht, entnervt ergibt sich der Zuschauer alsbald seinem Schicksal und lässt diesen Charlie Countryman ohne jegliches Interesse der Liebe nachjagen, die sich wieder einmal als launisches Wesen entpuppt.

Ärgern darf sich nicht nur der Zuschauer — auch Shia LaBoeuf muss eigentlich mit diesem Film unzufrieden sein: Da liefert er als liebestolle Nervensäge mit Lockerheit eine der besten Leistungen seiner bisherigen Karriere ab und muss beim Betrachten des Endprodukts feststellen, dass das den Film nicht rettet. Unglücklich ist auch die Kombination von Mads Mikkelsen und Til Schweiger als kriminelles Kontrahenten-Paar. Obwohl der Deutsche den finsteren Unsympath überzeugend hinbekommt, liegen zwischen diesen beiden Darstellern immer noch Welten.

Gut möglich, dass Charlie Countrymans Tod, der im Titel angedeutet wird, für den jungen Mann notwendig ist, damit er anschließend weiterleben und überleben kann. Für den Zuschauer hingegen ist an diesem Film nichts, aber auch gar nichts notwendig, sondern vielmehr alles im höchsten Maße überflüssig.

Lang lebe Charlie Countryman (DVD)

Bukarest? Wieso denn gerade Bukarest? Das mag sich Charlie Countryman (Shia LaBoeuf) und mit ihm auch der Zuschauer denken, als ihm kurz nach dem Tod seiner Mutter (Melissa Leo) diese auf dem Flur des Krankenhauses erscheint, in dem kurz zuvor ihre Seele dem Körper entwich (was man dummerweise sah). Da sitzen Mutter und Sohn also einträchtig nebeneinander und sie erteilt ihm den Ratschlag, doch nach Bukarest zu fliegen.
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