Ill Manors

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Das Leben am Rande der Gesellschaft

Die dreckigen Straßen Londons. Der Teil der Stadt, wo sich Touristen nicht hinverirren und Einheimische nur leben, wenn sie durch die Maschen des Systems gefallen sind. Hier regiert das Recht des Stärkeren. Wer etwas werden will, muss härter sein als alle anderen. Moral ist fehl am Platz, und doch gibt es sie, auch wenn sie immer wieder korrumpiert und verdreht wird.
Dies ist die Geschichte mehrerer Drogendealer und Prostituierte, deren Leben umeinander kreist. Ein verschwundenes Handy setzt Ereignisse in Gang, die auf einen Moment zulaufen, der sie alle definiert: Der Dealer, der außen hart ist, aber einen Hauch von Anstand besitzt, sein Kumpel, der das Richtige tun will, aber nur zu häufig seiner Gier erliegt, eine Nutte, die ihr Kind weggibt und es dann wiederhaben will und ihre Kollegin, die das Handy abarbeiten muss.

Der von Ben Drew geschriebene und inszenierte Film ist ein rohes Stück Kino, das spüren lässt, wie das Leben auf den Straßen ist. Der mit Mikrobudget (100.000 britische Pfund) ausgestattete Film setzt auf junge, unverbrauchte Mimen, denen es gelingt, ihre Rollen mit Authentizität zu erfüllen.

Die Struktur des Films erinnert an Pulp Fiction mit all den Figuren, deren Geschichten parallel erzählt werden, die jedoch auf einen gemeinsamen Höhepunkt zulaufen. Untermalt ist das Ganze von einem bedrückenden, wuchtigen Soundtrack, dessen Rap-Songs wie düstere Musikvideos gestaltet sind, deren Inhalt gerade widerspiegelt, was sich im Seelenleben der Figuren abspielt.

Der grimmige Realismus des Films zeichnet sich nicht nur in der niederschmetternden Atmosphäre ab, sondern wird auch von den vielschichtig gestalteten Figuren getragen, die nicht schwarzweiß gestaltet sind. Sie sind echten Menschen gleich, zu einer enormen Bandbreite dessen fähig, was das Leben auszeichnet. Niemand ist nur gut oder nur böse, wir alle leben nur in verschiedenen Grauabstufungen. Das hat macht sich auch Ill Manors zum Prinzip, der schon jetzt als einer der eindringlichsten, imposantesten Jugendfilme gelten muss. Er steht in der Tradition von Filmen wie Streets of London, übertrifft diese aber noch. Keine leichte Kost, aber rohes, mitreißendes Kino, das noch lange nachwirkt.

Ill Manors

Die dreckigen Straßen Londons. Der Teil der Stadt, wo sich Touristen nicht hinverirren und Einheimische nur leben, wenn sie durch die Maschen des Systems gefallen sind. Hier regiert das Recht des Stärkeren. Wer etwas werden will, muss härter sein als alle anderen. Moral ist fehl am Platz, und doch gibt es sie, auch wenn sie immer wieder korrumpiert und verdreht wird.
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