Brutal Cop (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Physische Beweise

Seit einiger Zeit geht ein Gespenst durch das deutsche Heimkino-Angebot, das unschuldige Filme einer Umtitelung unterzieht und dazu dann Cover auftischt, die deutlich sagen, dass der Käufer an sich ein geschmackloser Allesfresser ist. Brutal Cop heißt eigentlich Die Anwältin und ist ein porentief durchschnittliches Whodunit-Drama von 1989, das bisher unfassbare 11 DVD-Veröffentlichungen erlebt hat. Ja, genau: 11. Und nun eben ein 12. Mal auf Scheibe erscheint, diesmal allerdings auf Blu-Ray. Die Wette, dass Bild und Ton dieser „digital remastered für HD“-Fassung von der US-Blu-Ray geklaut wurden, dürfte problemlos gewonnen werden.
Und dazu dann halt ein Cover, das den Film als Reynolds-Arschtritt à la Sharky und seine Profis verkaufen möchte und offensichtlich von einem sehbehinderten Grafik“designer“ verbrochen wurde. Bei Veröffentlichungen wie diesen muss jeder hehre Filmkunst-Anspruch mal gepflegt die Klappe halten und einer lieblosen Grabbeltisch-Strategie das Feld überlassen. Hier ausschlaggebend sind der Preis und sekundenlange Blackouts, die dann im heimischen Wohnzimmer in einen Stangenkrimi ohne einen einzigen richtigen Höhepunkt münden. Ah ja, Burt Reynold spielt einen unangepassten Cop, der fälschlicherweise des Mordes angeklagt wird. Und Theresa Russell gibt dazu die hochgeschlossene Anwältin, die dem doch eigentlich klaren Fall dank persönlicher Ermittlungen eine ganz neue Wendung gibt.

Muss noch zusätzlich erwähnt werden, dass sich die beiden Protagonisten zunächst nicht ausstehen können und dann nach und nach gemeinsame Sache machen? Brutal Cop stapft tapfer durch jedes Krimi-Klischee der achtziger Jahre, um dann am Ende, genau null originelle Ideen später, in eine tatsächlich überraschende Auflösung zu münden – die allerdings zuvor so lust- und ziellos aufgebaut wurde, dass der große Paukenschlag leider verpufft. Für solche Filme wurde das Wort „solide“ erfunden, weil natürlich schon ein Weg von A nach B geschlagen wird, und wenn hier dennoch Interesse aufflammen sollte, dann sicherlich nur wegen der Hauptdarsteller. Burt Reynolds knarzt sich durch leblose One-liner und die Russell ist sicher vieles, aber ganz sicher keine hochgeschlossene Anwältin. Kaum einen dürfte es verwundern, dass die Schauspielkrone hier mit Abstand an Ned Beatty als hochdramatischen Ankläger geht.

Regie bei Brutal Cop führt übrigens Michael Crichton, der in den achtziger Jahren, siehe auch Runaway oder Kein Mord von der Stange, ja des öfteren solch uninspirierten Mumpitz verbreitete. Bezeichnenderweise stammt das Drehbuch nicht von dem Mann, was aber nach wie vor nicht entschuldigt, wie schlaff die Akteure sich gebärden und wie unpackbar durchschnittlich das alles inszeniert ist. Man kann nur hoffen, dass die Beteiligten für ihre Mühen zumindest fürstlich entlohnt wurden, denn ansonsten gibt es eigentlich nichts, mit dem man sich diesen achtziger-Jahre-Hinterbänkler schön saufen könnte. Brutal Cop umarmt seinen „deutschen“ Titel mit Inbrunst und hat jeden einzelnen seiner Käufer verdient. Dass in den nächsten Jahren noch mindestens drei weitere Blu-Rays folgen werden, betitelt zum Beispiel Blood Cop, Nightmare Cop oder Final Massacre Cop, dürfte eine weitere Wette sein, die problemlos gewonnen werden kann.

Brutal Cop (Blu-ray)

Seit einiger Zeit geht ein Gespenst durch das deutsche Heimkino-Angebot, das unschuldige Filme einer Umtitelung unterzieht und dazu dann Cover auftischt, die deutlich sagen, dass der Käufer an sich ein geschmackloser Allesfresser ist. „Brutal Cop“ heißt eigentlich „Die Anwältin“ und ist ein porentief durchschnittliches Whodunit-Drama von 1989, das bisher unfassbare 11 DVD-Veröffentlichungen erlebt hat. Ja, genau: 11. Und nun eben eine 12. Mal…
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