Das Frauenhaus (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Blue, red & green Rita

Jess Franco mal wieder, mit einer seiner letzten Erwin C Dietrich-Produktionen. Einst war Das Frauenhaus auf dem Index, doch inzwischen wurde neu geprüft und ungeschnitten ab 16 freigegeben. Dass Jess Franco lange Jahre missverstanden wurde, gilt heutzutage anscheinend als Anreiz, sein vorzugsweise hingeknalltes Sleaze/Trash/Horror-OEuvre einer differenzierten Durchkämmung zu unterziehen. Um so auf Filme zu stoßen, die neben Exploitation noch andere Vorzüge haben. Und sei es nur, dass die Folteropfer, die bestialische Qualen erdulden müssen, diesmal ausschließlich Männer sind.
Das Frauenhaus verteilt solche und noch mehr Gaben auf großzügige Weise, so dass hier tatsächlich charmante Unterhaltung möglich wird, die auf wunderbare Weise zwischen Lust und Nonsens pendelt. Das titelgebende Etablissement ist nämlich eine psychedelische Stripbar, die im Keller ihre männlichen Gäste mit einem grünen Aphrodisiakum beglückt. Da der folgerichtige Sex jedoch ausbleibt, entstehen so unbeschreibliche Qualen, die Clubbesitzerin Rita an geheime Informationen und danach viel Geld bringt – weil sie die geheimen Informationen nämlich an mysteriöse Auftraggeber verhökert.

Nicht erst am Ende von Das Frauenhaus, wo ein absurdes Twist-Festival etliche der Protagonisten als Doppelagenten entlarvt, darf sich die Handlung des Films ein Feldbett im Trashkeller aufstellen. Das zugleich Bewunderswerte und Gruselige an Franco war ja immer wieder seine Chuzpe, mit völligem Schwachsinn durchzukommen und dazu dann muffige Fetisch-Gelüste und willige Nackedeis zu kredenzen. Auch hier ist dieser „Stil“ ausgiebig anzutreffen, doch diesmal gesellt sich dazu eine süffisante Verspieltheit, die besonders über die Ausstattung herrlich wilde und unberechenbare Haken schlägt.

Pinkfarbene und grüne Toupets, silberne Weltraum-Nuttenstiefel, zeigefreudige Nuditäten, wummernde Pornobässe, durchsichtige Plastikmöbel, kalkweißer Gasmasken-Sex und allerlei Liebes- und Folterspielchen, wahlweise in eisblau, giftgrün oder erdbeerrot. Das Frauenhaus frönt lustvoller bis comichafter Übersteigerung und zeigt deutlich, dass Jess Franco schon auch konnte. Aber halt nur selten wirklich wollte so wie hier – wenngleich natürlich vieles immer noch ziemlich tief stapelt und zum Beispiel einige grausige Schauspiel-Entgleisungen im Gepäck hat. Oder elendig lange Striptease-Szenen, die heutzutage einfach niemanden mehr tangieren. Oder natürlich diesen bekloppten Plot, der ständig den Eindruck macht, als wären zuerst die Mädels, dann die Ausstattung und erst ganz am Ende etwas, das von weitem wie ein Drehbuch riechen könnte, anwesend gewesen.

Doch was soll’s, diese Blu-Ray von Ascot Elite richtet sich ausschließlich an Jess-Franco-Aficionados, und diese Herrschaften, die auch gerne mal ihre Liebe zu dem Mann für ihre eigene Profilierung instrumentalisieren, sind bereits seit Jahrzehnten voll des Glaubens. Das Frauenhaus ist auf jeden Fall einer der besseren Franco-Filme und untermauert diesen Status mit einer ansehnlichen Präsentation, die zum wiederholten Mal belegt, dass Erwin C. Dietrich weiß, wie man ein Archiv führt. Einzig die Bonus-Abteilung ist mit einem Featurette zu Erik Falk und ein paar Trailern ziemlich dürftig ausgefallen, aber epische Making Ofs wären hier ja auch kaum möglich. Nicht bei Filmen, die Sätze wie „Entschuldige, Baby. Ich musste erstmal meine Gouvernanten schlafen legen.“ erklingen lassen.

Das Frauenhaus (Blu-ray)

Jess Franco mal wieder, mit einer seiner letzten Erwin C Dietrich-Produktionen. Einst war „Das Frauenhaus“ auf dem Index, doch inzwischen wurde neu geprüft und ungeschnitten ab 16 freigegeben. Dass Jess Franco lange Jahre missverstanden wurde, gilt heutzutage anscheinend als Anreiz, sein vorzugsweise hingeknalltes Sleaze/Trash/Horror-OEuvre einer differenzierten Durchkämmung zu unterziehen.
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