Trapez (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Zugreifen oder fallen lassen

Irgendwann vor vielen Jahren ist das Genre der Zirkusfilme weitgehend ausgestorben. Zwar gibt es auch heute noch ab und an geschminkte Gesichter auf dicken Elefanten, wie zum Beispiel bei Mad Circus, Santa Sangre oder Wasser für die Elefanten, aber die Zeiten, als ein klassischer Zirkus als Tor zur großen weiten Welt galt, sind schon lange vorbei. Filme wie Die größte Schau der Welt oder Circus-Welt wirken heutzutage reichlich antiquiert, und Trapez, besetzt mit Burt Lancaster, Tony Curtis und Gina Lollobrigida, gehört da, immerhin nur zur Hälfte, auch dazu.
Das was hier ziemlich eingestaubt erscheint, ist die käsige Dreiecksbeziehung zwischen den Hauptdarstellern, die Burt Lancaster –im übrigen ein Profi-Artist- die Rolle des zynischen Trapez-Meisters zuweist, Tony Curtis ist der aufstrebende Trapez-Künstler, der bei Lancaster in die Lehre geht, und Gina Lollobrigida, in ihrer ersten US-Rolle, stolziert beiden mit ihren Torpedo-Brüsten auf der Nase herum. Innovativ sieht ganz sicher völlig anders aus, und da auch einige Dialoge gruseliges Seifenoper-Niveau haben und ein paar unglückliche Rückprojektionen keine Chance auf ein zeitloses Filmerlebnis lassen, kommt man schnell in die muffige Hollywood-Schinken-Ecke.

Wo der Film eigentlich ganz gut aufgehoben ist und dabei sogar auf den vorderen Plätzen landen kann, weil Regisseur Carol Reed weise genug war, das aufgeblasene Durcheinander vieler anderer Zirkusfilme gegen eine straffe Fokussierung auf die Dreiecksbeziehung einzutauschen — und im Hintergrund dann ganz viel buntes Leben auftreten lässt. Kein Mondo-Flair einer „exotischen“ Weltausstellung, sondern vielmehr ein zugegebenermaßen überraschungsfreies Kammerspiel, das auch mal die Kamera nach links und rechts schwenkt, aber dabei seine Geschichte nie aus den Augen verliert.

Und dazu dann eben satte Star-Power auffährt, die zumindest den Fans der Herrschaften völlig ausreichen dürfte – selbst wenn Gina Lollobrigida mal wieder einen auf gekünstelte Diva macht…und dabei anscheinend völlig übersieht, dass die beiden schicken Jungs in ihren halbnackten Triköchen viel mehr auf verschwitztes Buddy-Bonding eingestellt sind. „One flies and one catches and nobody comes between“. Unter all den formelhaften inhaltlichen Entwicklungen scheint sich Trapez auch eine kleine schwule Hintertür offen zu halten.

Doch natürlich, das ist frühestens auf der zweiten inhaltlichen Ebene ein Thema, und lenkt nur sehr begrenzt von der zentralen Melodramatik ab, die die Beziehung der Männer irgendwann unmöglich macht und damit auch der artistischen Sicherheit eine pikante dramatische Note verleiht. Trapez ist Mainstream durch und durch, und Carol Reed, der zuvor und danach solche Kaliber wie Oliver!, Der dritte Mann oder Unser Mann in Havanna gedreht hat, spielte hier kaum am oberen Limit. Auf sein Konto darf die erwähnte Straffung des Geschehens gehen, doch ansonsten reicht eigentlich schon die Weigerung von Burt Lancaster, der unbedingt einmal einen Zirkusfilm machen wollte, Trapez zu seinen Lieblingswerken zu zählen.

Im besten Fall kann man sich hier auf „klassisches Hollywood-Kino“ einigen, und bekommt dazu eine akzeptable Blu-ray von Concorde, die satte Farben und knusprige Schärfe (inklusive gemäßigtem Filmkorn) aufweist, beim Mono-Ton allerdings kaum Dynamik auf die Reihe bekommt und als Extras einen lausigen Trailer aufbietet. In Anbetracht des biblischen Alters von knapp 60 Jahren und des weit entfernten Klassikerstatus darf man eigentlich nicht mehr erwarten – zumal ja auch noch, und da steht Concorde mal wieder ganz vorne, Trapez hiermit seine Weltpremiere auf Blu-ray feiern darf.

Trapez (Blu-ray)

Irgendwann vor vielen Jahren ist das Genre der Zirkusfilme weitgehend ausgestorben. Zwar gibt es auch heute noch ab und an geschminkte Gesichter auf dicken Elefanten, wie zum Beispiel bei „Mad Circus“, „Santa Sangre“ oder „Wasser für die Elefanten“, aber die Zeiten, als ein klassischer Zirkus als Tor zur großen weiten Welt galt, sind schon lange vorbei. Filme wie „Die größte Schau der Welt“ oder „Circus-Welt“ wirken heutzutage reichlich antiquiert, und „Trapez“, besetzt mit Burt Lancaster, Tony Curtis und Gina Lollobrigida, gehört da, immerhin nur zur Hälfte, auch dazu.
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