Frühstück im Doppelbett (DVD)

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Bürgerliche Späße

Die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1963: Konrad Adenauer war gerade noch Bundeskanzler, die Spiegel-Affäre noch nicht überwunden und in der jungen Generation machten sich bereits rebellische Tendenzen breit, die fünf Jahre später offen ausbrachen. Das Großbürgertum kämpfte in der gesellschaftssatirischen Komödie Frühstück im Doppelbett derweil mit privaten Eheproblemen und neuen Moralvorstellungen.
Der Zeitungsverleger Henry Clausen (O.W. Fischer) heiratet aus Liebe die attraktive Liane (Liselotte Pulver). Das Ehepaar zelebriert die traute Zweisamkeit mit zärtlichem Gesäusel, gemütlichen Stunden im Ehebett und Geschenken zum Hochzeitstag. Aber schon nach drei Jahren ist der Lack ab, denn Henry vergisst das magische Datum. Die Arbeit in der eigenen Zeitung ist inzwischen wichtiger geworden, als die Ehe. Das will sich Liane nicht bieten lassen, doch ihre Versuche, Henry an den Anlass zu erinnern, sind nur von kurzem Erfolg gekrönt. Als Henry ein Exklusivinterview mit Nikita Cruschtschow angeboten bekommt, fliegt er kurzerhand nach Moskau. Seine Abwesenheit nutzt Liane, um mit Victor (Lex Barker), dem im selben Haus wohnenden Yoga-Lehrer ihres Mannes, anzubandeln. Henry reagiert jedoch nicht mit der gewünschten Eifersucht, sondern flüchtet sich in die Arme der Jungautorin Claudia Westorp (Ann Smyrner), die ihm einen sexuell freizügigen Roman anbietet. Die Scheidung ist vorprogrammiert.

Die scheinbar privaten Probleme des Verlegerpaares haben eine größere gesellschaftliche Dimension, die über das Schlafzimmer der Clausens hinaus reicht. Denn ihr Unwohlsein angesichts der eigenen Situation wirkt wie eine Krise bürgerlicher Moralvorstellungen. Die Ehe der Clausens stößt in kurzer Zeit durch Routine und Vernachlässigung an ihre Grenzen als Bewahrerin der Liebe – eine Funktion, die die Ehe als Stabilitätsfaktor eigentlich auch gar nicht hat, obwohl das gerne hineininterpretiert wird. Sobald die ersten Schwierigkeiten auftreten, fällt scheinbar die moralische Zurückhaltung zugunsten aufgeklärter Freizügigkeit. Ganz unverhohlen macht sich Liane an den Yoga-Lehrer heran, der sich selbst als gesunder, fitter und damit potenter Partner offeriert. Das Gleiche gilt für Henry, der die sexuellen Schilderungen der höchst attraktiven Autorin so entzückend findet, dass er ihren Avancen erliegt.

Hinter dem lässigen Umgang mit einer gescheiterten Ehe steckt aber nichts anderes als der satirische Blick auf mögliche Umwälzungen moralischer Normen. Denn der Yoga-Lehrer erweist sich schließlich als leeres Versprechen, kann Victor mit Frauen doch gar nichts anfangen, wenn es ernst zu werden droht. Lex Barker ist die perfekte Besetzung für diesen Möchtegern-Liebhaber. Sein Äußeres entspricht den Schönheitsvorstellungen der damaligen Zeit von einem prächtigen Mannsbild. Umso grotesker wirkt sein verhuschter Umgang mit Liane, als sie bei ihm eine Nacht verbringt, in der dann auch gar nichts passiert. Auf ähnlich lächerliche Weise macht sich Henry an die Autorin heran. In den Schilderungen der jungen Frau entdeckt er das verlorene Verlangen, das aus seiner Ehe verschwunden ist. Dabei fällt er auf den reißerischen Kolportage-Stil der lüstern aufgeladenen Worte rein, mit denen sich im Pressebereich so schön Auflage machen lässt. Auch wenn die genaue Natur von Clausens Verlagserzeugnissen nie ganz genau zur Sprache kommt, deutet sein flapsiger Umgang an, dass ihm das Dramatische nicht fremd ist. So wird Henry ein Opfer eigener strategischer Mittel.

Regisseur Axel von Ambesser hat ein sicheres Gespür, wenn es um luftige Späße auf Kosten der Menschen geht, die alles Mögliche vorspielen, um gegenüber anderen besser dazustehen. Das ändert aber nichts an der letztlichen Harmlosigkeit des Films, der ganz im Dienste damaliger, konservativer Gesellschaftsvorstellungen steht. Denn der Ausbruch der beiden Ehepartner wird aufs Korn genommen und die Ursache ihrer Schwierigkeiten nicht näher behandelt. Stattdessen restauriert von Ambesser das traute Zusammenleben als Kraft, die keiner näheren Erläuterung bedarf, also quasi als naturgegebenes Ideal. Das ist ein wenig zu billig.

Das Bild der DVD sieht aus, als liege die ganze Zeit ein leichter Schleier über dem Geschehen. Hier wurde möglicherweise mit Filtereinsatz herumgewerkelt. Im Ergebnis kommt es gelegentlich zu Doppelkonturen, ansonsten ist die Schärfe in Ordnung. Der Kontrast ist solide. Die Tonspur kommt nicht ohne Hintergrundrauschen aus, das mal etwas stärker und mal schwächer zu hören ist. Es beeinträchtigt aber nie die Verständlichkeit der Dialoge. Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck des Programmheftes Illustrierte Film-Bühne.

Frühstück im Doppelbett (DVD)

Die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1963: Konrad Adenauer war gerade noch Bundeskanzler, die Spiegel-Affäre noch nicht überwunden und in der jungen Generation machten sich bereits rebellische Tendenzen breit, die fünf Jahre später offen ausbrachen.
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