Der Hexenjäger

Eine Filmkritik von Peter Osteried

"Mir ist jedes Menschenleben teuer, vor allem meines."

Der Brite Michael Reeves hat von 1966 bis 1968 nur drei Filme inszeniert, der letzte davon war Der Hexenjäger. Dies ist auch der Film, für den der an Depressionen leidende Regisseur am Bekanntesten ist. Obschon als Horrorfilm vermarktet, ist Der Hexenjäger weit mehr als das: Er ist eine realistisch gestaltete Mär der amoralischen Umtriebe der Inquisitoren. Im Oeuvre von Vincent Price ist dies einer seiner besten Filme, auch wenn der King of the Grand Guignol häufig mit seinem Regisseur aneinandergeriet.
Im England des Jahres 1645 ist der Hexenjäger Matthew Hopkins aktiv, der mit seinem Folterknecht Stearne durch die Lande zieht. Im Namen Gottes lässt er foltern und morden, dabei immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Doch ein Soldat ist ihm auf den Fersen, der sich für das Aburteilen eines Priesters und des Schändens von dessen Ziehtochter rächen will.

Als der Film 1968 debütierte, sorgte er für einige Kontroversen, die mit der authentischen, nur schwer ertragbaren Darstellung der Hexenjagd einhergingen. Reeves setzt auf eine nüchterne, kalte Darstellung, deren Horror sich aus eben dieser Distanz ergibt. Wie nur wenig anderen Filmen gelingt es Der Hexenjäger, ein Gefühl für die Ära zu erzeugen. Zugleich ist ihm ein zeitloser Film gelungen, der heute noch genauso wirkungsvoll ist wie vor 45 Jahren. Das liegt einerseits an der bodenständigen Inszenierung, andererseits an Vincent Price, dem Reeves eine Darstellung entlockte, die für den großen Mimen ungewöhnlich war: ausgesprochen zurückgenommen. Gut möglich, dass sich diese Darstellung auch aus den Konflikten der beiden am Set ergab. Reeves forderte Price immer wieder auf, nicht zu übertreiben, woraufhin dieser erklärte: „Ich habe in mehr als 70 Filmen mitgespielt. Was haben Sie bisher geleistet?“ Die Antwort, die Price bekam: „Ich habe drei gute Filme gemacht.“

Price war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten deutlich älter als der echte Matthew Hopkins, aber er spielt ihn mit der grausamen Kälte, die den Mann, der für mehr als 300 Hexentötungen in weniger als drei Jahren verantwortlich gewesen ist, wohl ausgezeichnet hat.

84 Entertainment hat den Film in einer neu gemasterten Edition veröffentlicht. Ruhiger Bildstand, knackige Schärfe und ausgesprochen starke Farben zeichnen die DVD aus, an Bonus ist allerhand geboten, darunter eine knapp halbstündige Dokumentation über Reeves‘ Filme. Durch die Aussagen von Zeitzeugen und Freunden wird das Porträt eines Filmbesessenen gezeichnet, der seiner Zeit voraus war. Währe Reeves nicht so früh gestorben, er hätte einer der ganz Großen werden können. Was seinen Tod betrifft, so wird oft kolportiert, es sei Selbstmord gewesen, aber die anschließende Autopsie legte nahe, dass die Überdosis an Beruhigungsmitteln versehentlich eingenommen wurde – denn es war letzten Endes zu wenig, wenn man willentlich seinem Leben ein Ende setzen wollen würde. Ein Audiokommentar von Reeves-Biograph Benjamin Halligan und Autor Michael Armstrong fördert einiges Interessante zutage. Zudem gibt es noch den Kurzfilm Intrusion, den Reeves in den frühen 60er Jahren inszeniert hat und in dem auch Der Hexenjäger-Star Ian Ogilvy dabei ist. Außerdem sind Auszüge der Export-Fassung des Films enthalten, die sich jedoch nur marginal durch ein bisschen nackte Haut von der Hauptfassung unterscheiden.

Der Hexenjäger

Der Brite Michael Reeves hat von 1966 bis 1968 nur drei Filme inszeniert, der letzte davon war „Der Hexenjäger“. Dies ist auch der Film, für den der an Depressionen leidende Regisseur am Bekanntesten ist. Obschon als Horrorfilm vermarktet, ist Der Hexenjäger weit mehr als das: Er ist eine realistisch gestaltete Mär der amoralischen Umtriebe der Inquisitoren.
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