Die Zukunft heißt Frau

Eine Filmkritik von Falk Straub

Das schwache Geschlecht

In Die Zukunft heißt Frau stimmte Marco Ferreri 1984 ein weiteres Mal das Lied vom Niedergang der abendländischen Kultur und vom Verschwinden des Mannes an. Doch im Gegensatz zu früheren und späteren Provokationen sind die Misstöne nach Ende des Films allzu schnell verklungen.
Mit Das große Fressen, der Satire um vier Freunde, die in einer Villa durch eine Überdosis leiblicher Genüsse genüsslich aus dem Leben scheiden, erlangte Marco Ferreri 1973 Weltruhm. So unterschiedlich seine Filme davor und danach auch sein mögen, eines eint das Gesamtwerk des 1928 in Mailand geborenen und 1997 in Paris verstorbenen Regisseurs: den Hang zum Satirisch-Grotesken und die Liebe an der Provokation.

Auch Die Zukunft heißt Frau provoziert. Gewollt stellt das Drama gesellschaftliche Konventionen infrage, ist ein breit angelegter Abgesang auf den Machismo, die wunderbare Warenwelt und die Spaßgesellschaft der 1980er. Darin gerät das Gleichgewicht zwischen Anna (Hanna Schygulla), die die PR für ein Einkaufszentrum verantwortet, und dem Gärtner Gordon (Niels Arestrup) ins Wanken, als die schwangere Malvina (Ornella Muti) in ihr Leben platzt und sich nicht nur in deren Wohnung, sondern nach und nach auch in deren Beziehung einnistet.

In Die Zukunft heißt Frau zeigt Ferreri ein Italien der Trabantenstädte und Großraumdiskos, in dem Drogenabhängige am Straßenrand sterben, während Umberto Tozzi aus dem Autoradio „Gloria“ trällert, und Frauen auf der Tanzfläche wie Freiwild vor ihren Jägern fliehen. In Ferreris Vision einer Gesellschaft bleibt dies jedoch nicht folgenlos. Ein weiteres Mal zeigt er den Mann als schwaches Geschlecht, das an seiner eigenen Abschaffung arbeitet. Am Ende bleibt von Gordon nur ein Häufchen Asche, während Anna und Malvina einer rosigeren Zukunft entgegenblicken.

Im Vergleich zu Werken wie etwa Die Bienenkönigin, Das große Fressen oder Der Affentraum wirkt Die Zukunft heißt Frau auf den ersten Blick allerdings recht zahm. Die spärliche Ausstattung der DVD ohne Originaltonspur und mit mittelmäßiger Bildqualität ändern diesen Eindruck auch beim zweiten Hinsehen nicht.

Die Zukunft heißt Frau

In „Die Zukunft heißt Frau“ stimmte Marco Ferreri 1984 ein weiteres Mal das Lied vom Niedergang der abendländischen Kultur und vom Verschwinden des Mannes an. Doch im Gegensatz zu früheren und späteren Provokationen sind die Misstöne nach Ende des Films allzu schnell verklungen.
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