Die Nibelungen (1966/67) (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Diz ist der Nibelunge Not

Gut 40 Jahre nach Fritz Langs Epos produzierte Artur Brauner, der schon Jahre zuvor mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Neuverfilmung des mittelalterlichen Heldenepos in zwei Teilen: Siegfried von Xanten und Kriemhilds Rache. Beide liegen nun in einer aufwendig restaurierten Edition erstmals in High Definition vor. Das Ergebnis ist atemberaubend.
Siegfried von Xanten (Uwe Beyer) tötet einen Drachen und badet in dessen Blut. Das macht ihn unverwundbar, wäre da nicht eine Stelle auf seinem Rücken, die von einem Lindenblatt bedeckt war. Er freit schließlich Kriemhild (Maria Karlow), die Schwester des Burgunderkönigs Gunther (Rolf Henninger). Ihm hilft er, die isländische Königin Brunhild (Karin Dor) zur Frau zu bekommen. Doch dafür ist Hinterlist vonnöten, die sich später rächt. Denn am Hofe der Burgunder plant man Siegfrieds Tod. Hagen von Tronje (Siegfried Wischnewski) führt die Missetat aus und zieht sich Kriemhilds unsterblichen Hass zu. Der Wunsch nach Rache ist das einzige, woran sie noch denken kann.

Harald Reinls Verfilmung mag nicht die filmtechnisch bahnbrechende Visualisierung der Langschen Version entsprechen, ist aber eine farbenprächtige und epochale, sich kleinere Freiheiten nehmende Adaption, die den Fokus ein wenig stärker auf die Liebesgeschichte von Siegfried und Kriemhild legt. Zugleich ist der Film aber auch der Gegenpol zur Stummfilmversion, die ebenso wie Wagners Der Ring von den Nationalsozialisten vereinnahmt worden ist. Reinls Film verweist am Ende darauf, dass Männer, die Mördern folgen, solcherart enden – ein leicht zu verstehender Verweis auf das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.

Die Nibelungen ist ein zeitloser Klassiker, der davon lebt, von jeder Generation neu interpretiert zu werden. Reinls Version ist eine abenteuerlichere, deren zwei Teile nicht gänzlich miteinander harmonieren. Siegfried von Xanten ist weit mehr flottes Abenteuer als es das Kriemhilds Rache ist. Dazu kommt, dass der Kampf mit dem Pappmache-Drachen aus heutiger Sicht schon sehr mager aussieht, und Leichtathlet Uwe Beyer ist schauspielerisch ein Leichtgewicht. Dass er im Kreise deutlich erfahrener Mimen nicht gänzlich untergeht, liegt auch nur daran, dass er von Thomas Danneberg synchronisiert wurde und damit stimmlich weit mehr zu leisten imstande ist.

Perfekt ist Reinls Version wahrlich nicht, aber sie ist gut gealtert. Ungewöhnlich sind seine Entscheidungen, von Schlachtenmomenten wegzuschwenken und die Kamera auf unbewegte Elemente schwenken und dort verharren zu lassen. Die Intention mag gewesen sein, die Phantasie des Rezipienten zu beflügeln, gänzlich gelungen ist dies aber nicht.

Der von jeher interessantere Teil des Nibelungenlieds ist auch hier die zweite Hälfte, in der Schuld und Sühne alles durchsetzen. Dem Wunsch nach Rache wird alles untergeordnet, sowohl das eigene Glück als auch das Leben der Blutsverwandten. Die Nibelungen ist ein Heldenepos, das nur auf tragischer Note enden kann. Wer auf Rache aus ist, der grabe zwei Gräber, besagt ein Sprichwort, das noch älter als das Nibelungenlied selbst ist. Mit nur zwei Gräbern ist es bei diesem Walkürenritt mit dem Tod jedoch nicht getan …

Die Nibelungen (1966/67) (Blu-ray)

Gut 40 Jahre nach Fritz Langs Epos produzierte Artur Brauner, der schon Jahre zuvor mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Neuverfilmung des mittelalterlichen Heldenepos in zwei Teilen: „Siegfried von Xanten“ und „Kriemhilds Rache“. Beide liegen nun in einer aufwendig restaurierten Edition erstmals in High Definition vor. Das Ergebnis ist atemberaubend.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen