Katzenmenschen (1982)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Liebe, Erotik und Tiere

Als Paul Schrader 1982 das Remake von Jacques Tourneurs Horrorklassiker Katzenmenschen inszenierte, war das Drehbuch bereits seit vier Jahren auf Wanderschaft. So richtig wollte anscheinend niemand, und erst der Erfolg von American Werewolf (1981) gab der Produktion den entscheidenden Dreh: Was bei Tourneur lediglich durch Schatten angedeutet wurde, nämlich die Verwandlung von Menschen in Raubtiere, bekommt nun prominente Ausleuchtung und allerlei Latex-Verrenkungen. Katzenmenschen (1982) ist mehr oder weniger das genaue Gegenteil eines getreuen Remakes.

Was nicht unbedingt Schlechtes bedeuten muss, sondern einfach nur die Erwartungshaltung weit weg von subtilem Gothic Horror bugsieren soll – hin zu einem überstilisierten Drama mit deutlichem sexuellen Unterton, das die Unzulänglichkeiten des Drehbuchs von Alan Ormsby mit einer dicken Ladung schickem Augenzucker ausgleichen soll. Paul Schrader ist ja eigentlich kein Regisseur, der Tony Scott zu seinem Vorbild auserkoren hat, doch hier ist er voll auf der Begierde-Wellenlänge, mit schimmernden Edelbildern, üppigen Farbspielereien und dem (eher nervigen) Elektronik-Score von Giorgio Moroder.

So ganz mag man Schrader diesen Stilismus gar nicht abnehmen, und tatsächlich war es wohl eher „visual consultant“ Ferdinando Scarfiotti, der hier die ästhetischen Entscheidungen getroffen hat. Der Regisseur dagegen mühte sich lieber mit dem eher schlichten Drehbuch, das zwar die grundlegende Geschichte des Originals beibehält, doch kaum richtigen Zug entwickelt und immer wieder auch unlogische Brüche aufweist. Nastassja Kinski und Malcolm McDowell spielen ein Geschwisterpaar, das sich bei sexueller Betätigung in reißende Panther verwandelt. Sie können eigentlich nur miteinander Sex haben, doch trotzdem ist es McDowell in einer Szene auf einmal möglich, sich auch „ohne“ zu verwandeln. Einzig, um dem zweiten Akt einen flashigen Abschluss zu verpassen.

Nach Paul Schrader ist seine Katzenmenschen-Verfilmung „eine Ode an Liebe, Erotik und Tiere“, doch tatsächlich dürfte die Ode eher an Universal gegangen sein, die eine leidlich diffuse Vorstellung einer vor allem auf Schauwerte konzentrierten Neuverfilmung durchsetzen wollten. Der Kern der Geschichte, mit all ihren psychologischen Untiefen und Stolperfallen, ist dabei schon noch erkennbar, aber trotzdem wirkt der Film distanziert, bemüht, seltsam leblos. An Nastassja Kinski kann das sicher nicht liegen, sie spielt die Balance aus zerbrechlich und Raubtier einfach großartig. Nein, die Ursache liegt vor allem in der zerdehnten Inszenierung, die sich zum einen zu intensiv um Oberflächen kümmert und zum anderen, ein bekanntes Problem bei Paul Schrader, kein wirkliches Interesse an Stringenz und Dynamik zeigt. Der Film ist einfach zu lang und zu langweilig, und kann sich bis zum (enttäuschenden) Ende nicht entscheiden, was er denn nun eigentlich möchte.

Für ein „echtes“ Remake gibt es viel zu viel äußeren Effekt. Richtige Spannung mag nicht aufkommen, weil Schrader ein anstrengendes Schneckentempo vorlegt. Und ein satter Horrorfilm ist das hier auch nicht, weil die Schocks ziemlich dünn gesät sind und die Verwandlungsszenen deutlich schwächer ausfallen als bei American Werewolf oder Das Tier. Katzenmenschen hat ganz sicher seinen Reiz, vor allem bezogen auf seine Hauptdarstellerin, den tollen Titelsong von David Bowie und einzelne gelungene Szenen, wie z.B. eine POV-Jagd Kinskis, doch im Ganzen bleibt er eine bemühte Auftragsarbeit – die nun trotzdem eine schicke Blu-Ray spendiert bekommt, mit einer (altersgerechten) Bild- und Ton-Politur und allerlei Extras, wie z.B. einem Audiokommentar, einer Doku oder einem Interview mit Val Lewton.

Irgendwo da draußen gibt es sicher Fans von Paul Schraders Katzenmenschen, die dürfen nun jubeln. Alle anderen bekommen hier immerhin die Gelegenheit, auf die Qualität des klar überlegenen Originals von Jacques Tourneurs hinzuweisen.
 

Katzenmenschen (1982)

Als Paul Schrader 1982 das Remake von Jacques Tourneurs Horrorklassiker „Katzenmenschen“ inszenierte, war das Drehbuch bereits seit vier Jahren auf Wanderschaft. So richtig wollte anscheinend niemand, und erst der Erfolg von „American Werewolf“ (1981) gab der Produktion den entscheidenden Dreh:

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