Sissi Diamantedition

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Der Trilogie-Klassiker in strahlendem Gewand

Es wird geschätzt, dass es in den 1950er Jahren weit über zwanzig Millionen Menschen – bei stark vermutetem hohen Frauenanteil – in die deutschen und österreichischen Kinos trieb, um dort am Schicksal einer famosen Frauenfigur Anteil zu nehmen, die nach dem Vorbild der historischen Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn dem Roman Sissi von Marie Blank-Eismann entstammt. Ihr bejubelter Auftritt als Prinzessin Elisabeth von Bayern und spätere Kaiserin von Österreich innerhalb der Sissi-Trilogie wirkte sich so gewaltig wie ambivalent auf das private und berufliche Leben der Schauspielerin Romy Schneider (1938-1982) aus, und auch ihr damaliger Filmpartner Karlheinz Böhm, der den Kaiser Franz Joseph verkörperte, weiß heute noch von den vielschichtigen Folgen dieser berühmten Rolle zu berichten. Die Sissi Diamantedition, die auf sechs DVDs mit gemaltem Sissi-Porträt auf dem schmuckem Glitzer-Cover die Filme der Trilogie erstmals digital nachbearbeitet und zusätzlich als 16:9-Format präsentiert, enthält auch den Spielfilm Elisabeth von Österreich von Adolf Trotz aus dem Jahre 1931 mit Lil Dagover und Paul Otto in den Hauptrollen sowie im ausführlichen Bonusmaterial ein Interview mit Karlheinz Böhm, der dort auch seine Stiftung „Menschen für Menschen“ vorstellt, die seinem einstigen Leben als Schauspieler eine völlig neue Dimension eröffnet hat.
Sissi (1955), Sissi, die junge Kaiserin (1956) und Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin (1957) hat der österreichische Regisseur Ernst Marischka (1893-1963) nach seinem eigenen Drehbuch mit der Kamera von Bruno Mondi, dem Schnitt von Alfred Srp und der Musik von Anton Profes realisiert, einem Team, das sich auch für andere seiner typischen Filme wie Die Deutschmeister (1955) und Das Dreimäderlhaus (1958) zusammenfand. Der immens erfolgreiche erste Teil der Trilogie forderte die Filmemacher regelrecht zu den Fortsetzungen heraus, die ebenfalls kräftig an den Kinokassen klingelten, und rasch entstand ein schwärmerischer Kult um die bezaubernde junge Kaiserin und ihre Darstellerin, wobei Romy Schneider selbst bald darauf nach Frankreich zog, Rollenangebote für weitere Folgen energisch ablehnte und offenkundig zeitlebens bemüht war, den „Sissi-Komplex“ hinter sich zu lassen.

Die in höchstem Maße romantisierten filmischen Sissi-Geschichten bedienen sich der prächtigen Ausgestaltungspotenziale der Historie mit ihrer Mode und ihren mutmaßlichen Charakteren, die hier in eine komödiantisch-tragische Dramaturgie eingeflochten sind, sprühend vor eingängigen Emotionen in prächtigen Kulissen und Landschaften. Die Figuren finden wohlige Entsprechungen in launigen Extremen – Herzog Max von Bayern (Gustav Knuth), Sissis unkonventioneller, warmherziger Vater, bildet einen lebendigen Gegenpol zu Franz Josephs Mutter Erzherzogin Sophie (Vilma Degischer), deren formelle Kälte mindestens mitfühlendes Kopfschütteln zu provozieren vermag, während Prinzessin Sissi mit ihrer jugendlichen Fröhlichkeit stürmisch und umtriebig eine Bresche für Menschlichkeit und Liebe schlägt, in deren Furche die Sympathie des Publikums Wellen wirft. Die Sissi Diamantedition erscheint rechtzeitig zum posthumen 75. Geburtstag einer gleichermaßen schönen wie großartigen Actrice, die einst die Sissi war, und einiges darüber hinaus.

Sissi Diamantedition

Es wird geschätzt, dass es in den 1950er Jahren weit über zwanzig Millionen Menschen – bei stark vermutetem hohen Frauenanteil – in die deutschen und österreichischen Kinos trieb, um dort am Schicksal einer famosen Frauenfigur Anteil zu nehmen, die nach dem Vorbild der historischen Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn dem Roman „Sissi“ von Marie Blank-Eismann entstammt.
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