Bounty Killer

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Mary Death: Schön und blutig wie ein gutes Steak

Wollte man dem Kino glauben, so ist ein postapokalyptisches Dasein in fast nur einer Form vorstellbar: Als Welt, in der sich schwer bewaffnete und gerne ebenso schwer geschminkte Gruppen von Nomaden auf laut knatternden Gefährten durch eine nicht enden wollende Wüste rasen, immer auf der Suche nach neuem Blutvergießen. Selbst Waterworld, an das niemand gerne zurückdenkt, tauschte an diesem Modell im Grunde nur die Wüste gegen das Wasser aus. Warum auch etwas ändern, was sich spätestens seit Mad Max so bewährt hat?
Immerhin machen inzwischen auch gelegentlich Frauen diese unwirtlichen Weiten unsicher. Lori Pettys Tank Girl war die erste, natürlich entstieg sie, das ist ja nicht untypisch, einem Comic, und zwischendurch auch die Resident Evil-Reihe ließ ihre Heldin Alice in Resident Evil: Extinction einmal in der Wüste Station machen, bevor sie wieder in ihre Hightech-Laboratorien zurückrannte.

In Bounty Killer heißt die Protagonistin nun Mary Death (Christian Pitre), ein selbst gewählter, eigentlich ein wenig pubertär anmutender Name, gleichwohl sprechend: Als beste ihrer Zunft wird die Kopfgeldjägerin verehrt wie eine heilige Jungfrau (trotz reichlich Sexappeal und knapper Klamotten bleibt die Kleidung auch bis zum Schluss weitgehend an), und der Tod ist ihr Metier: Gleich in der ersten Szene zerlegt sie mit einem Kollegen eine ganze Bar in ihre Einzelteile, Gäste eingeschlossen. Da spritzt das Blut, da fliegen die Körperteile.

Diesmal sind es die Großkonzerne in ihrer Profitgier, die den Fast-Weltuntergang herbeigeführt haben; sie haben die Macht an sich gerissen und sich anschließend bekriegt, bis kaum etwas übrig war. Nun werden die ehemaligen Wirtschaftsbosse steckbrieflich gesucht, und die titelgebenden „Bounty Killer“, die sie jagen und töten, werden als Helden gefeiert. Das ist natürlich ziemlich als Handlungsbasis ziemlich bescheuert, aber das hat das splatterbasierte B-Kino je eigentlich noch nie so besonders interessiert.

Stattdessen knallt das Drehbuch in seine knapp 90 Minuten so viele Drehungen und Wendungen, wie nur guten Gewissens möglich sind, wenn man zwischen die ganzen Baller- und Showszenen auch ein paar Dialogszenen einbauen will – Marys Ex-Freund Drifter (Matthew Marsden), selbst Bounty Killer, steht nämlich plötzlich auf der Fahndungs- und Abschussliste, wodurch sich wiederum reichlich Jagd- und Metzelmomente ergeben. Alles ist schmutzigbraun und runtergekommen, das Blut spritzt in Fontänen – es macht sich angenehm bemerkbar, dass das wenigste nachträglich per CGI eingefügt wurde.

Ganz großes Kino geht natürlich anders, aber Bounty Killer ist ehrliches, unverhohlenes Schmuddelkino, ordentlich produziert und mit einem Drehbuch, dass alle Genreknöpfe drückt. Es gibt einen tolpatschigen Sidekick und seltsame Antagonisten, bevor das Geknutsche langweilig wird, schlägt jemand vor, man könne ja auch mal wieder auf ein paar Leute schießen, und am Ende taucht auch noch Kristanna Loken auf und gibt die Femme fatale, auferstanden aus den Überbleibseln der amerikanischen Corporate World.

Dann doch lieber die Apokalypse.

Bounty Killer

Wollte man dem Kino glauben, so ist ein postapokalyptisches Dasein in fast nur einer Form vorstellbar: Als Welt, in der sich schwer bewaffnete und gerne ebenso schwer geschminkte Gruppen von Nomaden auf laut knatternden Gefährten durch eine nicht enden wollende Wüste rasen, immer auf der Suche nach neuem Blutvergießen.
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